Der Nachfolger von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker sollte nach Ansicht von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) einer der Finanzminister werden. Dies sei die Position der Bundesregierung, sagte Schäuble der Bild am Sonntag. In jedem Fall müsse der neue Chef der Eurogruppe die Integration Europas weiter vorantreiben. Schäuble fügte hinzu: "Eigentlich hat es sich sehr bewährt, wenn der Vorsitzende zwischen den unterschiedlichen Positionen vermitteln kann."
Schäuble konterte Vorwürfe aus Reihen der SPD, er sei wegen seiner belehrenden Art für das Amt nicht geeignet, ironisch mit einem Hinweis auf Amtsvorgänger Peer Steinbrück: "So charmant im persönlichen Umgang mit unseren europäischen Nachbarn wie mein Vorgänger als Finanzminister ist nicht jeder." Steinbrück war beispielsweise in der Schweiz mit ruppigen Äußerungen im Steuerstreit angeeckt. Als damaliger Bundesfinanzminister hatte Steinbrück im Oktober 2008 gesagt, die Schweiz gehöre als Steuerparadies auf die Schwarze Liste der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Schäuble galt selbst als Anwärter auf das Koordinierungsamt der Eurogruppe. Er war im Sommer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Juncker-Nachfolger vorgeschlagen worden. Gegenwind kam jedoch von der neuen sozialistischen Regierung in Paris. Französische Regierungsvertreter signalisierten, dass auch Frankreich Interesse an dem strategisch wichtigen Posten hat. Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici sagte am Freitag, er habe Interesse am Vorsitz der Eurogruppe, werde aber derzeit nicht kandidieren, weil dies "verfrüht" sei.
Zuletzt waren aber Stimmen lauter geworden, die Führung des Währungsraums in den Händen eines Regierungschefs zu lassen, der auch bei den EU-Gipfeln am Tisch sitzt. Als potenzielle Anwärter bei dieser Variante gelten der Niederländer Mark Rutte und Finnlands Jyrki Katainen.