Der Samstag war kein guter Tag für Jeff Bezos. In der New York Times erschien online ein unerfreulicher Artikel über Amazon - sein Unternehmen: Er hat es 1994 gegründet. Die Vorwürfe in dem Text wiegen schwer. Das Betriebsklima bei Amazon sei - gelinde gesagt - schroff, berichtet die Zeitung. Ihre Quelle: 100 Amazon-Mitarbeiter, aktuelle wie ehemalige.
"Ich habe fast jeden, mit dem ich arbeitete, am Schreibtisch weinen gesehen", sagte ein früherer Mitarbeiter aus dem Buch-Marketing. Es ist auch von Fällen die Rede, in denen Menschen nach Familientragödien oder Gesundheitsproblemen ohne Mitgefühl hart rangenommen wurden.
Amazon-Gründer Jeff Bezos wies nun in einer Mail an die "lieben Amazonianer", die von mehreren Technologie-Blogs veröffentlicht wurde, die Angaben in dem vielbeachteten Bericht zurück - und empfahl gleich auch eine Art Gegendarstellung eines Amazon-Mitarbieters auf Linkedin, fröhlich bebildert.
"Der Artikel (in der NYT, Anm. der Red.) beschreibt nicht das Amazon, das ich kenne", betonte Bezos. "Hoffentlich erkennen Sie das Unternehmen darin auch nicht wieder. Hoffentlich haben Sie Spaß bei der Arbeit mit tollen Kollegen (...)."
Der Bericht stelle einzelne Geschichten über "schockierend gefühllose Management-Praktiken" in den Vordergrund, schrieb Bezos in seiner E-Mail. "Ich bin überzeugt, dass jeder, der bei einem Unternehmen arbeitet, wie es in der New York Times beschrieben wurde, wahnsinnig wäre, zu bleiben. Ich weiß, dass ich so ein Unternehmen verlassen würde", schrieb Bezos.
Zugleich rief er die Mitarbeiter auf, wenn ihnen solche Fälle bekannt werden, dies an die Personalabteilung oder direkt an ihn persönlich zu melden. Es müsse eine "Null-Toleranz" gelten gegenüber solchen Fällen von mangelnder Empathie.