Interview mit IHK-Präsidentin Beatrice Kramm:"Wir sind keine abgehobene Truppe, die reich, doof und elitär ist"

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Wollte eigentlich gar nicht bei der Industrie- und Handelskammer Karriere machen, ist dann aber doch irgendwie an der Spitze gelandet: IHK-Präsidentin Beatrice Kramm. (Foto: Christian Kielmann/imago)

Berlins IHK-Präsidentin Beatrice Kramm über die unbeliebten "Zwangsbeiträge" für Kammern - und warum Berlin für sie keine Lachnummer ist.

Von Caspar Busse und Thomas Öchsner

Eigentlich wollte sie dort gar nicht Karriere machen, aber das ist dann doch passiert. Beatrice Kramm ist nach 114 Jahren die erste Frau an der Spitze der Berliner Industrie- und Handelskammer. Als sie im Jahr 1984 als Referentin in der Rechtsabteilung der IHK Berlin anfing, störte sie dort einiges. "Die Struktur der Kammer war früher ein typisch hierarchisch-patriarchisches System. Sie war sehr behördlich", erzählt sie.

Also wechselte Kramm in die Filmproduktionsfirma Polyphon, die damals von ihrem Vater geleitet wurde. Mittlerweile ist sie selbst Geschäftsführerin und verdient ihr Geld mit der Produktion von eher leichter Unterhaltung wie "Das Traumschiff", "Pfarrer Braun", "Doctor's Diary" und anderen TV-Spielfilmen.

Nebenbei ist sie noch anderthalb Tage pro Woche ehrenamtlich als IHK-Präsidentin tätig. "Kann ich das, will ich das, soll ich das?", habe sie sich vorher häufig gefragt. "Selbstzweifel zu formulieren ist für mich ein weibliches Attribut. Wohlgemerkt 'formulieren', nicht haben." Frauen seien grundsätzlich offener bei vielen Themen. "Wir haben nicht so viel Angst, unser Licht unter den Scheffel stellen zu müssen wie Männer. Für mich ist aber auch klar: Frauen müssen nicht die besseren Männer sein."

Nur wegen des BER sei Berlin noch lange keine Lachnummer

Die Kammern sind in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten. Ihnen wird eine "Selbstbedienungsmentalität" vorgeworfen. Unbeliebt sind auch die "Zwangsbeiträge". Kramm hat Verständnis dafür, dass viele Betriebe nur ungern die Pflichtbeiträge an die Kammern zahlen. Sie verteidigt aber deren Arbeit, ohne die es mit der Berufsausbildung in Deutschland viel schlechter aussehen würde. "Wir sind keine abgehobene Truppe, die reich, doof und elitär ist", sagt sie.

Mittlerweile verschweigt die Berliner IHK das Gehalt ihres Hauptgeschäftsführers nicht mehr - warum, erklärt die Unternehmerin im Interview. Und sie erzählt, weshalb Berlin für sie keine Lachnummer ist, nur weil der neue Flughafen immer noch nicht in Betrieb ist.

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:"Frauen müssen nicht die besseren Männer sein"

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