Preise:Inflation geht zurück

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(Foto: istock/Getty images)

Die Preise in Deutschland sind auch im März deutlich gestiegen. Der Anstieg hat sich jedoch verlangsamt - und liegt jetzt bei 7,4 Prozent. Für eine Entwarnung gibt es allerdings noch keinen Grund.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Inflation in Deutschland lag im März bei 7,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Januar und Februar hatte die Rate jeweils noch 8,7 Prozent betragen. Die Preise für Nahrungsmittel seien im Vergleich zum Vorjahresmonat mit einem Plus von 22,3 Prozent weiterhin überdurchschnittlich stark gestiegen. Dagegen habe sich der Anstieg der Energiepreise, verlangsamt, und zwar auf 3,5 Prozent.

Damit geht die Inflationsrate seit Beginn des Preisschubs vor gut 15 Monaten erstmals wieder zurück. "Das dürfte der erste Schritt eines nachhaltigen Abwärtstrends bei den Teuerungsraten in Deutschland sein", sagte Sebastian Dullien. Er ist der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung in Düsseldorf. Hohe Energie- und Lebenspreise, ausgelöst durch den russischen Einmarsch in der Ukraine und Produktionsausfälle während der Corona-Lockdowns, haben in allen Industriestaaten die Inflation auf den höchsten Stand seit über 40 Jahren getrieben. Die Zentralbanken haben daraufhin mit hohem Tempo ihre Leitzinsen erhöht. Die Währungshüter streben eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Dieser Wert gilt als Ausdruck stabiler Preise.

Davon ist man in der EU und auch in Deutschland noch weit entfernt. Die Inflation in der Eurozone betrug im Februar 8,5 Prozent. Die europäische Statistikbehörde Eurostat wird bald die Märzzahlen veröffentlichen. Zwar sind die Energiepreise zuletzt gesunken, doch die Notenbanker schauen inzwischen verstärkt auf die sogenannte Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden. Dieser Wert, der den Trend des Preisanstiegs besser widerspiegeln kann, liegt mit 5,6 Prozent auf dem höchsten Niveau in der Geschichte der Währungsunion. Im Gesamtjahr 2022 betrug die durchschnittliche Teuerungsrate in der Eurozone 8,4 Prozent.

Preise: Von stabilen Preisen im Supermarkt kann noch keine Rede sein.

Von stabilen Preisen im Supermarkt kann noch keine Rede sein.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Inzwischen erfassen Preissteigerungen weite Teile des täglichen Lebens. Einige Unternehmen erhöhen die Preise für ihre Güter und Dienstleistungen mehr als es die steigenden Kosten eigentlich verlangen würden: Sie testen den Nachfragewillen der Konsumenten. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft, vor allem einkommensschwache Haushalte sind betroffen.

"Unser Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei", sagt Bundesbankchef Joachim Nagel

Der Rückgang der Inflation in Deutschland ist auch auf einen mathematischen Effekt zurückzuführen: den sogenannten Basiseffekt. Inflationsraten werden nämlich auf Jahresbasis verglichen. Vor einem Jahr sind die Preise rapide nach oben geschossen, nun werden die aktuellen Preisanstiege mit dem hohen Niveau des Frühjahrs 2022 verglichen. Damals lag die Inflation in Deutschland bereits bei 7,3 Prozent. Dämpfend dürften auch die staatlichen Preisbremsen für Gas und Strom wirken, die vom 1. März an rückwirkend zum 1. Januar 2023 gelten. Nach Einschätzung von Volkswirten hat die Inflation in Europas größter Volkswirtschaft zwar den Höhepunkt überschritten. Mit einer massiven Entspannung bei den Preisen rechnen sie im laufenden Jahr jedoch nicht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins zuletzt um 0,5 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent erhöht. Das ist der höchste Stand seit 2008. "Unser Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei", betonte Bundesbankchef Joachim Nagel kürzlich. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, die Inflation sei bereits "zu lange Zeit zu hoch". Weitere Zinserhöhungen sind also denkbar.

Durch die Pleite einiger US-Banken und dem Kollaps der Credit Suisse haben sich die Koordinaten allerdings verschoben. Für Lagarde haben sich damit zwei Probleme verdichtet. Einerseits möchte die EZB durch entschlossene Leitzinserhöhungen die hohen Inflationsraten in der Eurozone drücken. Andererseits sind es genau diese Zinsanhebungen, die einigen Banken und der Wirtschaft Probleme bereiten könnten.

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