Messe:Wenig alternative Mobilität auf der IAA

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Fahrräder auf der ersten IAA Mobility 2021 in München. Letztlich ist es aber doch vor allem eine Automesse. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die IAA Mobility will eine echte Mobilitätsmesse und keine reine Automesse mehr sein. Das gelingt nur bedingt.

Von Theo Harzer

Fahrräder, E-Bikes, öffentliche Verkehrsmittel: Mit ihrem Umzug nach München wollten die Macher der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) 2021 ihre Messe grüner machen und neben Autos auch andere Mobilitätsformen präsentieren. Sie nennen die Messe seitdem IAA Mobility, um als Teil der Verkehrswende begriffen zu werden. Aber auch die neue Ausrichtung konnte die zahlreichen Proteste der IAA-Gegner bislang nicht versöhnen. Diese nehmen den Veranstaltern die nachhaltigen Ambitionen nicht ab, werfen ihnen Greenwashing vor. In der neuen grünen Karosserie der IAA Mobility stecke immer noch der gleiche alte Vierzylinder, so der Vorwurf. Was also dürfen IAA-Besucher jenseits des Autos erwarten?

Die Themen Fahrrad und Nahverkehr sind zwar durchaus auf dem Messegelände im Osten Münchens und dem sogenannten Open Space in der Innenstadt vertreten - inklusive einer Radl-Teststrecke. Doch im Vergleich zur Premiere der IAA Mobility vor zwei Jahren ist es diesmal weniger.

Experten sehen in Lastenrädern eine Alternative zum Zweitwagen

Auffällig ist jedoch, dass elektrifizierte Lastenräder das Feld dominieren. Kein Wunder, Experten sehen in den Zweirad-Lastern für viele Familien eine mögliche Alternative zum Zweitwagen. 2022 stiegen die Verkaufszahlen von Cargo-Bikes laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) um 37,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf der Messe findet man Firmen wie Ca Go Bike, Kettler Alu-Rad, Is:y oder Riese und Müller, die ihre Räder im Open Space im Hofgarten zeigen und dort die ein oder andere Neuheit präsentieren. Auch die E-Bike-Hersteller Specialized und Stromer sind vertreten sowie E-Bike-Motorenhersteller Bosch.

Neben Rädern für den privaten Gebrauch stellen auch einige Hersteller Lastenräder für die gewerbliche Nutzung aus. Darunter die niederländische Firma Fulpra, welche die "Kapazität eines Vans" mit den Vorzügen eines Fahrrads kombinieren möchte. Unternehmen wie Mubea und Gaius präsentieren auf dem Messegelände ähnliche Transportkonzepte. Viel mehr rund ums Fahrrad finden die Besucher allerdings nicht.

Das liegt dem ZIV zufolge daran, dass "die meisten Unternehmen die IAA nicht für das richtige Umfeld für ihre Produkte halten". Der Markenkern der IAA sei nach wie vor das Auto. Auch Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland, meint: "Die Hauptmesse für das Thema Fahrrad ist die Eurobike. Aus unserer Sicht ist sie die Messe für die Zukunft der Mobilität." Die Eurobike fand bereits im Juni in Frankfurt am Main statt.

Auch beim Nahverkehr ist das Angebot überschaubar

Während aus der Fahrradbranche immerhin einige Hersteller vertreten sind, ist das Angebot aus dem Bereich öffentlicher Verkehr ziemlich überschaubar. So stellt der Verkehrsverbund Großraum Ingolstadt (VGI) ein Programm vor, das den Nahverkehr im VGI-Gebiet digitalisieren und Angebote für die ländlichen Regionen des Verbundgebiets schaffen soll. Die Stadt München präsentiert ihr barrierefreies Mobilitätskonzept "Mobilität für alle", und auch die Verkehrsministerien des Bundes und des Landes Bayern sind auf der Messe vertreten.

Das Garchinger Unternehmen Inyo Mobility hat zudem ein autonomes Leichtbaufahrzeug entwickelt: Es kann ergänzend zum öffentlichen Nahverkehr auf der sogenannten letzten Meile eingesetzt werden, etwa vom Bahnhof nach Hause. Außerdem beschäftigen sich mehrere Veranstaltungen mit dem ÖPNV, unter anderem mit dem Vorstandschef der Deutschen Bahn, Richard Lutz. Die mangelnde Präsenz zeigt eines: Vertreter der Fahrradbranche und des öffentlichen Verkehrs scheinen vom Imagewandel der IAA nicht wirklich überzeugt zu sein.

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