HSH Nordbank:Ermittlungen gegen Nonnenmacher

Lesezeit: 1 min

Die HSH Nordbank hat möglicherweise Millionen verschleudert. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Chef Nonnenmacher.

Klaus Ott

Die deutsche Justiz hat ihre Untersuchungen wegen fragwürdiger Praktiken in der Finanzbranche ausgeweitet. Jetzt wird auch gegen den Chef der HSH Nordbank, Jens Nonnenmacher, zwei seiner drei Vorstandskollegen und den früheren Bankchef Hans Berger ermittelt. Das teilte die Staatsanwaltschaft Hamburg am Montag mit. Den HSH-Managern wird Veruntreuung von Bankvermögen vorgeworfen. Sie sollen für eine womöglich ungerechtfertigte Überweisung in Höhe von 45 Millionen Euro an das US-Finanzinstitut Goldman Sachs verantwortlich sein. Beschuldigt werden drei der vier derzeitigen Vorstandsmitglieder: Nonnenmacher, dessen Stellvertreter Peter Rieck und Joachim Friedrich. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Bernd Mauruschat.

HSH-Nordbank-Chef Nonnemacher: Fragwürdige Überweisung an Goldman Sachs. (Foto: Foto: dpa)

Insgesamt ermitteln die Staatsanwaltschaften in Deutschland derzeit gegen rund 30 aktive und ehemalige Vorstandsmitglieder von Großbanken, weil sie mit leichtfertigen Geschäften oder Überweisungen Verluste in Millionen- und Milliardenhöhe verursacht haben oder weil sie ihr Kontrollgremium nicht über risikoreiche Spekulationen unterrichtet haben sollen. Die meisten dieser Beschuldigten sind Manager von Staatsbanken, darunter nun auch der HSH, die vor allem der Hansestadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein gehört. Die HSH hatte Ende 2008 die 45 Millionen Dollar an Goldman Sachs gezahlt, obwohl der Anspruch der US-Bank auf das Geld schon verfallen gewesen sein soll.

Nachdem das vor einigen Wochen bekannt geworden war, hatte der Hamburger Rechtsanwalt Gerhard Strate Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Die Ermittlungen befänden sich "im Stadium eines Prüfvorgangs", sagte Oberstaatsanwalt Mauruschat. Das sei "noch kein Präjudiz" dafür, dass der Verdacht der Untreue auch gerechtfertigt wäre. Durchsuchungen bei der HSH sind offenbar nicht notwendig. Die Bank habe erklärt, sie werde die erforderlichen Unterlagen zur Verfügung stellen, teilte Mauruschat mit.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt bei der HSH bereits seit längerem wegen risikoreicher Geschäfte, die dazu geführt hatten, dass die Hansestadt und das Land Schleswig-Holstein ihre Bank mit Hilfen in Milliardenhöhe vor dem Kollaps bewahren mussten. Auch diese Untersuchung geht auf eine Strafanzeige des Anwalts Strate zurück. Nach Angaben von Mauruschat wird es noch längere Zeit dauern, bis Ergebnisse vorliegen. Der Sachverhalt sei "sehr komplex". Namentlich wird in diesem Fall noch kein HSH-Manager beschuldigt. Zuletzt hatte die Bank negative Schlagzeilen wegen einer Sonderzahlung für Vorstandschef Nonnenmacher in Millionenhöhe gemacht, die zum Bruch der Großen Koalition in Schleswig-Holstein beitrug.

© SZ vom 29.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: