Hilfe für Porsche:Gerüchte über Einstieg von Daimler

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Der Autohersteller Daimler will sich offenbar an Porsche beteiligen - und soll bereits konkrete Verhandlungen führen. Beobachter sprechen von ernstzunehmenden Berichten.

Der Automobilkonzern Daimler erwägt einem Magazinbericht zufolge eine Beteiligung am Sportwagenbauer Porsche. Die Gespräche befänden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, berichtete das manager magazin am Freitag in seiner Online-Ausgabe.

Die KfW will Porsche nicht mit einem Kredit auf die Beine helfen. Aber Daimler soll einen Einstieg bei dem Sportwagenhersteller erwägen. (Foto: Foto: dpa)

Daimler-Chef Dieter Zetsche und Porsches Vorstandsvorsitzender Wendelin Wiedeking hätten die möglichen Optionen eines Einstiegs bereits Ende Mai diskutiert, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf Finanzkreise. Diskutiert werde, dass Daimler über eine Kapitalerhöhung Aktien der Porsche SE übernehme. Möglich sei auch, dass Daimler Porsche ein Paket VW-Optionen abnehme.

In Industriekreisen hieß es, der Bericht sei ernst zu nehmen. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte zudem, es sei nicht überraschend, wenn verschiedene Akteure der Branche miteinander redeten. Man stehe jedoch bei weitem noch nicht kurz vor einer Übereinkunft.

Ein Sprecher von Daimler sagte zu dem Bericht: "In der Branche spricht jeder mit jedem. Im Übrigen sind das Spekulationen, die wir nicht kommentieren." Ein Porsche-Sprecher sagte: "Wir wissen davon nichts." Ein Volkswagen-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.

Fast 30 Prozent für Katar

Porsche hat sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren mit komplexen Optionsgeschäften die Mehrheit der Stimmen bei VW gesichert und hat noch Zugriff auf weitere Anteile.

Unterdessen sind die Aussichten des Sportwagenbauers auf Staatshilfe nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gesunken. "Für den Fall Porsche gilt: Die Chancen auf eine positive Entscheidung sind durch das negative Votum der KfW objektiv geringer geworden. Selbstverständlich prüfen wir aber jeden Antrag weiterhin verantwortungsvoll", sagte der CSU-Politiker der Bild am Sonntag .

Die staatliche Förderbank KfW hatte sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gegen einen Kredit an Porsche ausgesprochen. Die Voraussetzungen für die Vergabe eines Darlehens seien nicht erfüllt, hieß es am Freitag in KfW-Kreisen.

Porsche könne das Gesuch allerdings nachbessern, zumal darin eine mögliche Kapitalbeteiligung des Emirats Katar noch nicht berücksichtigt sei. Endgültig über das Gesuch entscheiden muss der Lenkungsausschuss der Bundesregierung. Er kann sich theoretisch über das Votum der KfW hinwegsetzen, was aber als höchst unwahrscheinlich gilt.

Porsche verhandelt derzeit auch mit dem Emirat Katar über eine mögliche Beteiligung, um seinen im Zuge des VW-Einstiegs angehäuften Schuldenberg abzutragen. Einem Medienbericht zufolge soll der Staatsfonds Katars deutlich mehr Anteile an Porsche kaufen als bislang bekannt.

Bei einem Treffen der beteiligten Familien Porsche und Piech habe Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Anwesenden ein Papier über die künftige Beteiligungsstruktur des Sportwagenherstellers präsentiert, berichtet das Magazin Focus. Darin heiße es, dass ein "externer Investor" insgesamt 29,9 Prozent der Porsche-Anteile übernehmen solle - bisher war nur eine mögliche 25prozentige Beteiligung bekannt.

Der Name des Emirs von Katar sei in dem Schreiben nicht aufgetaucht, obwohl die Verhandlungen mit Vertretern des Scheichs Hamad bin Khalifa al-Thani bereits weit fortgeschritten gewesen seien, berichtet das Magazin weiter. Die Familien hätten sich nicht zu einer schnellen Zusage des Deals durchringen können.

Eine Delegation des Emirates Katar werde am Samstag in Deutschland erwartet, um sich erstmals mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) über die geplante Beteiligung an der Porsche-Holding und das Interesse des Emirates an Volkswagen auszutauschen. An einem geheim gehaltenen Ort sollten sich die hochrangigen Vertreter Katars mit Landespolitikern treffen.

© sueddeutsche.de/Reuters/gal/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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