Unzählige Anwendungen bieten einen Überblick über die Konten, Ausgaben und Einnahmen - von Finanzguru über Mint und Moneymanager bis zu Moneycontrol und Monefy. "Mit Einführung der ersten Lösungen in den USA und auch in Island gab es einen regelrechten Hype in diesem Bereich", sagt Philip Ade. Die Verbindung mit dem Konto ist zunehmend Standard. "Der Nutzer", so Ade, "erwartet eine derartige Funktion integriert in seinem Online-Banking ohne größeren Administrationsaufwand". Zwar gibt es noch einige Apps, die reine digitale Haushaltsbücher sind. Ein großer Teil kann aber mit Konten, Kreditkarten und Verträgen verknüpft werden, und die Ausgaben werden automatisch Kategorien zugeordnet.
Das nimmt einerseits eine Hürde der finanziellen Selbstkontrolle: Wenn Miete und Handyvertrag automatisch verbucht werden, sinkt die Zahl der einzugebenden Daten. "Andererseits ist ein zu großes Maß an Synchronisation nicht sinnvoll", sagt Verbraucherschützerin Oelmann, weil man am Ende einen Überblick hat, aber keinen Durchblick, wenn ein Großteil der Daten ohne eigenes Zutun generiert wurde.
Hilfreich sind Apps für kleine Dinge, die große Geldfresser sind. Ist eine App gut strukturiert, lässt sich das unterwegs gekaufte Brot schnell verbuchen. Und wie bei der Software lassen sich Daten leichter interpretieren, weil man im Nu eine Übersicht hat, wie viel Geld in den Bausparvertrag geflossen ist. "Es ist natürlich ein spielerischer Zugang. Wenn einem gleich angezeigt wird, wie viel man gespart hat, kann das vielleicht eine junge Klientel reizen", sagt Oelmann. Sie weist allerdings auf Nachteile hin: "Viele Apps sind zwar kostenlos, aber man zahlt in der Regel mit seinen Daten." Oelmann rät, genau zu schauen, ob die Apps von einer vertrauenswürdigen Quelle kommen. "Um bei Bankdaten so sensibel wie möglich damit umzugehen, sollten die Daten nicht auf ausländischen Server, Clouds oder sonst über zu viel Kanäle gestreut werden."
Als Buch: Die gedruckte Variante gibt es von den Verbraucherzentralen, aber beispielsweise auch kostenlos von "Geld und Haushalt", dem Dienstleister der Sparkassen. Noch einfacher ist es, selbst ein Schulheft kaufen. Sinn ergibt es allerdings, Rubriken wie Kleidung, Essen und Versicherungen als Zeilen anzulegen, sonst ist es schwer, aus den Daten Schlüsse fürs Sparen zu ziehen.
Als Software nur für den Computer: Im Internet finden sich zahlreiche frei verfügbare Vorlagen wie die von Natascha Wegelin, die unter "Madame Moneypenny" über Geld bloggt. Darüber hinaus gibt es Programme, beispielsweise auf haushaltsbuch.org, wo sogar die Kontoauszüge importiert werden können, ähnliches bietet die Software GnuCash. Es gibt aber auch Varianten wie das Wiso-Haushaltsbuch, die gekauft werden muss.
Als App fürs Smartphone: Es gibt unzählige Apps wie beispielsweise Spendee, Buddy oder MoneyControl. Beliebt ist die Finanzguru Anwendung, die beispielsweise auch an Kündigungstermine von Verträgen erinnert. Jede hat Besonderheiten, beim Finanzmanager der Volks- und Raiffeisenbanken beispielsweise kann man vorab ein Budget für einen bestimmten Zeitraum festlegen. leha
Der Trick: Sich am Anfang vornehmen, dass man am Ende Geld spart
Das alles klingt, als wäre es so einfach wie nie, Buch zu führen. Und doch hielten es in einer Studie von 2014 immerhin 17 Prozent der Befragten für sinnvoll, ihre Ausgaben zu notieren, praktizierten es aber trotzdem nicht. Auch beim Finanzmanager der Volks- und Raiffeisenbanken, berichtet Ade, "kann die Nutzungsintensität abnehmen". Gleich ob Notizheft oder App, es kann eben unangenehm sein, zu erfahren, wie viel Geld man monatlich vom Bankautomaten in Restaurants trägt. Und es kostet Zeit. Wer hat schon Lust, stehen zu bleiben und 2,40 Euro für den Cappuccino einzutippen, wenn man ihn deshalb unterwegs gekauft hat, weil man es eilig hat. Auch bei Goethe war es dessen Diener Seidel, der die Notizen gemacht hat, nicht der Dichter selbst.
Der Trick, sagt Verbraucherschützerin Oelmann, sei, sich am Anfang vorzunehmen, dass man am Ende Geld spart. Sie sagt aber auch: Niemand müsse jahrelang akribisch Buch führen. Sie rät, regelmäßig zwei Monate auszuwählen, alle fixen und variablen Ausgaben auszurechnen, die Versicherungsverträge anzuschauen, zu prüfen, ob es günstigere gibt und Jahresausgaben wie die Nebenkosten zu prüfen, ob sich beispielsweise ein Stromanbieterwechsel lohnt.
So deutet auch Philip Ade den Fakt, dass einige Kunden den Finanzmanager nicht lange nutzen: "Der Kunde hat durch die Nutzung die richtigen Schlüsse gezogen und seine Ausgaben optimiert", ist er überzeugt. Damit hat die Anwendung ihren Zweck erfüllt. Schuldnerberaterin Richter hat statt einer kurzfristigen Überprüfung einen pragmatischen Tipp, um ein besseres Gefühl für die eigenen Verhältnisse zu bekommen. Hat man einen Durchschnittsmonat analysiert, soll man den verbleibenden Betrag durch 30 teilen - und den jeweiligen Betrag in 30 Umschläge stecken. Einen Monat lang täglich maximal einen Umschlag zu verwenden, glaubt sie, ist lehrreicher als jedes Haushaltsbuch.