Gründer Jens Freiter:"Das Timing muss stimmen"

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HolidayCheck-Mitgründer Freiter spricht über die wichtigsten Kriterien für den Erfolg von Start-ups.

Interview von Michael Kläsgen

Jens Freiter, 48, ist einer der Gründer von HolidayCheck, einem 1999 gegründeten Portal für Hotelbewertungen. Die Firma aus Bottighofen in der Schweiz macht heute mit mehreren Hundert Mitarbeitern einen Millionenumsatz. Freiter kümmert sich um das Start-up-Netzwerk Bodensee.

Herr Freiter, ist es heute leichter oder schwieriger, ein Start-up zu gründen als vor 20 Jahren?

Jens Freiter: Es ist viel einfacher geworden. Den Gründern stehen viel mehr Ressourcen zur Verfügung: die Technik, das Geld, das Organisatorische. Heute hat jede Universität einen Gründungsberater.

Aber?

Weil alles viel einfacher geworden ist, ist der Druck auch höher. Wenn Sie heute ein erfolgreiches Geschäftsmodell haben, wird das relativ schnell kopiert. Es gibt Start-up-Schmieden, die tun nichts anderes, als zu schauen, was woanders, vor allem in den USA, gut funktioniert.

Können Start-ups heute trotzdem etwas aus Ihrem damaligen Erfolg ableiten?

Das Timing muss stimmen. Wir waren etwas früher dran als der Markt, etwa zeitgleich mit dem US-Portal Tripadvisor. Wir haben Zeit gehabt, uns zu entwickeln, und waren startklar, als der Markt reif war.

Ist es schwieriger geworden, das richtige Timing zu finden, weil die technische Entwicklung rasant ist?

Ja, die Geschwindigkeit nimmt zu. Heutzutage arbeiten Menschen in der ganzen Welt an ähnlichen Themen. Die Trends schwappen viel schneller um die Welt.

Ist der strenge Datenschutz in Deutschland dabei ein Hindernis für Start-ups?

Das Recht hinkt der technischen Entwicklung immer ein paar Jahre hinterher. Im Moment sind eigentlich andere Fragen aktuell als die neue Datenschutzverordnung.

Welche?

Man sollte sich viel mehr darum kümmern, dass die Daten jedem einzelnen gehören und er sie vermarkten kann. Künftig wird jeder bezahlt werden, wenn er seine Daten mit Internetanbietern teilt.

In bar oder einer Kryptowährung?

In Kryptowährung. Wenn Überweisungen kostenfrei möglich sind, beginnt das interessant zu werden. Das ist eine ganz andere Sicht auf Datenschutz, als sie die aktuelle Rechtssprechung hat.

Was sind die wichtigsten Kriterien, um ein erfolgreiches Start-up zu gründen?

Neben dem Timing ist das Team entscheidend. Es muss flexibel genug sein, das Geschäftsmodell zu ändern. Nur wenige Start-ups enden mit dem gleichen Geschäftsmodell, mit dem sie angefangen haben.

Was macht die Start-up-Szene am Bodensee besonders?

Den Gründern stehen fantastische Universitäten an der Seite, und sie können hier im Vierländereck den gesamten deutschsprachigen Raum abdecken. Im Endkundengeschäft ist es sehr schwierig, gegen Amazon, Ebay, Google und Facebook anzukommen. Aber im Geschäftskundenbereich ist das anders. Baden-Württemberg hat einen starken Mittelstand mit vielen Weltmarktführern. Wenn die es schaffen, sich zu digitalisieren, haben Start-ups echte Chancen.

© SZ vom 29.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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