Autonomes Fahren:Der Mann, der Google 179 Millionen Dollar zahlen muss

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Der spektakuläre Silicon-Valley-Konflikt um den Wechsel des Roboterwagen-Experten Levandowski von Google zu Uber hatte ein Nachspiel: Anthony Levandowski (Mitte, links) und sein Anwalt Miles Ehrlichat (Mitte, rechts) verlassen im August 2018 ein Gericht. (Foto: dpa)
  • Anthony Levandowski arbeitete für Google an Technologie für autonome Autos, und später dann beim Konkurrenten Uber.
  • Weil er Geschäftsgeheimnisse gestohlen hat, muss er nun eine enorme Summe an Google zahlen.
  • Noch offen ist die Frage, inwieweit Uber sich an dieser Zahlung beteiligen muss.

Von Helmut Martin-Jung

Anthony Levandowski galt als Mensch, der Grenzen weniger als Ende des Weges sieht, sondern eher als Herausforderung, sie zu überschreiten. Der fast zwei Meter große, von noch größerem Ehrgeiz getriebene -Roboterauto-Ingenieur war der Schrittmacher bei der Entwicklung des autonomen Fahrens. Dieses Geschäft verspricht Milliardengewinne. Beim Darpa Grand Challenge, dem berühmten Wettbewerb der Forschungsbehörde des US-Militärs, hatte er mit seinem Können Google-Manager auf sich aufmerksam gemacht. Der Konzern stellten ihn ein, um das "Project Chauffeur" voranzubringen: Googles Bemühungen, endlich eine einsatzfähige Technologie für ein selbstfahrendes Auto zu entwickeln. Levandowski sollte diese Revolution anführen.

An diesem Mittwoch endete nun Levandowskis steile Karriere mit seinem Bankrott. Ein Gericht in San Francisco entschied: Der 39-Jährige muss Google 179 Millionen Dollar zahlen, weil er dem Konzern geistiges Eigentum gestohlen haben soll.

Das Magazin The New Yorker beschrieb Levandowski Arbeitsweise so: Als er Autos brauchte, um Straßen zu kartieren, ging er selbst zu einem Autohändler und kaufte mehr als hundert Wagen. Die Spesenrechnung war exorbitant, aber Google-Mitgründer Larry Page soll nur gesagt haben: "Zahlt es."

Mit seinen oft rüden Methoden kam Levandowski zwar voran, aber er selbst fühlte sich mehr und mehr unwohl in dem riesigen Konzern. Er wolle, schrieb er in einer E-Mail an Page, auf dem Fahrersitz sein, nicht der Beifahrer. Und momentan fühle er sich er wie im Kofferraum. 2015 gründete er seine eigene Firma namens Otto und schon bald gab es Gerüchte, dass der Fahrdienstvermittler Uber Otto kaufen wolle.

2016 kaufte Uber schließlich Levandowskis Firma. In Uber sahen die Google-Oberen eine große Gefahr für ihr eigenes Geschäft, denn der Taxi-Anbieter verfügt durch seine Plattform über äußerst wertvolle Daten. Deshalb war es ihnen gar nicht recht, dass Levandowski dort nun den Bereich autonomes Fahren leitete. Denn er verfügte schließlich über Informationen, die Uber eine Menge Irrtümer und somit Geld sparen konnten.

Levandowski hat eine eigene Technik-Religion

Google begann deshalb nachzuforschen, ob Levandowski Daten mitgenommen hatte, als er Google verließ. Im Februar 2017 reichte die Google-Tochter Waymo Klage ein. Bei Waymo waren die Aktivitäten des Konzerns zum autonomen Fahren gebündelt. Während des Streits hatte Levandwoski noch die Ruhe eine neue Religion zu gründen, die gut nach Kalifornien passt. Sie heißt "Way of the Future", und ihre Jünger träumen von einer Gottheit, die auf künstlicher Super-Intelligenz basiert. Unklar bleibt, ob diese steuerbefreite Konstruktion Lewandowski Vorteile im Fall von Strafzahlungen bringt.

Intelligenz hin oder her, im Dezember 2019 entschied ein Schiedsgericht, Levandowski sei schuldig, vor seinem Wechsel zu Uber 14 000 Dokumente heruntergeladen und Mitarbeiter mit betrügerischen Methoden von Google abgeworben zu haben. Dieses Urteil ist nun bestätigt worden.

Levandowski meldete unmittelbar darauf Privatinsolvenz an - so viel Geld besitze er nicht, sagte er zur Begründung. Möglicherweise muss aber auch Uber einspringen, es könnte sein, dass eine Klausel in Levandovskis Arbeitsvertrag mit Uber ihn von Haftungsansprüchen freistellt. Dies muss nun noch geklärt werden.

Interessant ist der Fall auch, weil die Gerichtsentscheidung der bisher sehr freizügig gehandhabten Kultur des ständigen Arbeitgeberwechsels im Silicon Valley Grenzen setzt. Die führt im Idealfall dazu, dass das Wissen nicht in einer Firma bleibt, sondern in andere Unternehmen diffundiert und damit den Fortschritt insgesamt beflügelt. Der Fall Levandovski dürfte daher Unternehmer und Ingenieure in der Branche noch länger beschäftigen.

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