Google und Apple:Folgenreiche Beziehungen

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Früher war Google eine Suchmaschine und Apple stellte MP3-Player her. Jetzt vertreiben beide Firmen auch Handys - und Google-Chef Schmidt, der im Apple-Aufsichtsrat sitzt, bekommt ein Problem.

Thorsten Riedl

Die beiden Herren im reifen Alter schwärmten in den höchsten Tönen. "Apple gehört zu den Firmen auf der Welt, die ich am meisten bewundere. Ich freue mich wirklich darauf, mit Steve zu arbeiten", sagte der eine. Der andere: "Eric macht ganz offensichtlich einen grandiosen Job als Chef von Google."

Eric Schmidt ist Google-Chef und sitzt im Aufsichtsrat von Apple. Die US-Wettbewerbsbehörde untersucht nun, ob sich diese Tätigkeiten miteinander vereinbaren lassen. (Foto: Foto: Reuters)

Zwei Jahre ist das nun her, dass Apple-Chef Steve Jobs und Google-Boss Eric Schmidt so angekündigt haben, dass Schmidt in den Aufsichtsrat des Computerherstellers aufrückt. Nun interessiert sich auch die US-Wettbewerbsbehörde für den Fall. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Kartellrecht.

Aus dem Jahre 1914 datiert der Clayton Antitrust Act. In dem nordamerikanischen Gesetzeswerk regelt eine Passage, dass ein Manager nicht in den Gremien von zwei konkurrierenden Unternehmen sitzen darf, wenn so die Gefahr entsteht, dass der Wettbewerb zwischen beiden Firmen abflauen könnte.

Nicht nur Eric Schmidt betrifft dieser Vorwurf. Er führt Google und sitzt im Verwaltungsrat von Apple. Auch die Rolle von Arthur Levinson wird untersucht. Der ehemalige Chef von Genentech sitzt im Kontrollgremium sowohl von Apple als auch von Google.

Überschneidungen zwischen Apple und Google

Als Schmidt im Sommer 2006 in den Aufsichtsrat des Computerherstellers berufen wurde, war das noch kein Fall für die Justiz. Levinson kam noch früher in die Gremien. Damals war Google eine Suchmaschine im Internet und Apple ein Hersteller von Rechnern und digitalen Musikspielern. Anfang 2007 jedoch stellte das kalifornische Unternehmen sein erstes Mobiltelefon vor, das iPhone - auf dem die Software von Google vorinstalliert ist.

Seit vergangenem September lässt Google sein eigenes Handy produzieren. Zudem bieten beide Unternehmen Navigationssoftware für das Internet an. Schließlich vertreiben beide nun Videos über das Netz. Die Felder, in denen Google und Apple im Wettbewerb stehen, haben so stark zugenommen - auch wenn der gemeinsame Feind nach wie vor Microsoft heißt.

Erhebliche Strafen seitens der US-Wettbewerbsbehörde FTC gelten als unwahrscheinlich. Zum einen sei es schwer, den Einfluss von Schmidt und Levinson auf den Wettbewerb zu messen. Zum anderen ließe sich der Konflikt einfach durch den Rücktritt der beiden lösen.

© SZ vom 06.05.2009/kaf/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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