Das Heidelberger Versicherungs-Start-up Getsafe kann jetzt offiziell als Versicherer agieren. Nach rund 18 Monaten hat das Unternehmen von der Finanzaufsicht Bafin die Zulassung erhalten. Bislang hatte Getsafe auf Rechnung anderer Gesellschaften gearbeitet.
Die Zulassung ist gerade deshalb so bedeutend, weil die Finanzaufsicht Anfang des Jahres die Voraussetzungen für digitale Versicherungsunternehmen - so genannte Insurtechs - verschärft hat. Seither verlangt die Bafin deutlich mehr Eigenkapital, bevor sie die Lizenz erteilt.
Der Schritt kommt für traditionelle Versicherer überraschend. Die meisten hatten geglaubt, den Angriff der Newcomer abgewehrt zu haben. Es gibt zwar viele Insurtechs, doch nur wenige besitzen eine Versicherungslizenz. Dazu gehören Element, Coya und Neodigital - und jetzt Getsafe.
Das Unternehmen betreibt eine aufwendige Technik und wirbt damit, seine Kunden in wenigen Minuten per App versichern zu können. Bisher tut es das als so genannter Assekuradeur: Getsafe entwickelt Policen, organisiert den Vertrieb, prüft die Risiken und zahlt die Schäden aus. Aber das Risiko selbst trägt in Deutschland der Rückversicherer Munich Re, in Großbritannien der Spezialversicherer Hiscox.
Rückversicherer wird Anteilseigner Swiss Re
Künftig agieren die Heidelberger selbst als Versicherer. Das gibt viel mehr Freiheiten. Allerdings braucht Getsafe - wie die meisten Versicherer - einen Rückversicherer. Das ist die Swiss Re, die auch Anteilseigner ist. Getsafe vertreibt seine Policen gerne über das Vergleichsportal Check24, das für seine hohen Provisionsforderungen bekannt ist. Dies könnte sich auch auf die Kosten für die Getsafe-Policen auswirken.
Der heutige Unternehmenschef Christian Wiens und Marius Simon haben das Start-up 2015 gegründet. Die Firma zählt nach eigenen Angaben etwa 250 000 Kunden, 225 000 in Deutschland und 25 000 in Großbritannien. Geplant ist die Übertragung eines Großteils der bestehenden Haftpflicht- und Hausratverträge auf den eigenen Bestand.
Die jüngste Finanzierungsrunde hat Getsafe gestärkt. Anfang Oktober sammelte das Start-up 55 Millionen Euro ein, nachdem es im Dezember 2020 bereits 25 Millionen Euro von Investoren erhalten hatte. An der aktuellen Runde hatten sich neben Swiss Re wohlhabende Familien aus dem deutschsprachigen Raum und die Wagniskapitalgeber Earlybird, Abacon Capital sowie Commerzventures beteiligt.