Gespräche mit Kabelanbieter Comcast:Apple will Vorzugsbehandlung für eigenen Streaming-Dienst

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Apple-TV. (Foto: Apple)

Fernsehen im Zeichen des Apfels: Apple soll Berichten zufolge mit dem größten US-Kabelfernsehanbieter Comcast verhandeln. Das wirft die Frage nach der Netzneutralität auf.

Apple verhandelt mit Comcast, dem größten US-Kabelfernsehanbieter, um einen gemeinsamen TV-Dienst aufzubauen. Das berichten sowohl das Wall Street Journal als auch die Technik-Seite The Information. Mit dem Dienst solle es möglich sein, Liveübertragungen abzurufen, aber auch On-Demand-Videos, etwa aus Online-Mediatheken. Um sicherzustellen, dass die Übertragung ruckelfrei abläuft, soll Comcast demnach Apples Daten über separate Leitungen schicken, die unabhängig vom öffentlichen Internet funktionieren.

Apple würde sich so ein Sonderrecht für die eigenen Daten erkaufen - und wäre der zweite Anbieter, der sich so aufstellt. Erst Ende Februar hatte der Video-Anbieter Netflix einen vergleichbaren Deal abgeschlossen, ebenfalls mit Comcast. Diese beiden Fälle lösen nun eine Diskussion aus, inwieweit dieses Vorgehen mit der Idee der Netzneutralität zu vereinbaren ist. Die ist gegeben, wenn Anbieter Inhalte nicht diskriminieren, sondern alle Daten gleich schnell durch die Leitungen schicken, so schnell es eben gerade möglich ist.

Die Verhandlungen befinden sich laut Wall Street Journal noch in der Frühphase; die notwendige Settop-Box solle von Apple kommen. Über dieses Empfangsgerät können Filme und Sendungen aus dem Internet auf den Fernseher geladen und angeschaut werden.

Beide Seiten stellen den Berichten jedoch Forderungen, die einem Deal im Wege stehen könnten. So verlange Apple zum Beispiel, dass Comcast mehr Geld in Netzwerktechnik steckt, um hohe Qualität der Übertragung zu gewährleisten. Unklarheit soll auch darüber herrschen, wer von beiden auf die Kundendaten zugreifen kann und ob Comcast einen Teil der Abo-Gebühren an Apple abtritt.

Apple soll in diesem Jahr eine neue Version seiner Settop-Box "Apple TV" vorstellen, hatte es bereits vor einigen Wochen geheißen. Sie soll auch TV-Programme von Kabelnetzbetreibern übertragen können. Als Partner wurde damals Time Warner Cable genannt. Wenig später setzte Comcast jedoch zur Übernahme von Time Warner Cable an.

Frage nach Netzneutralität

Technisch sieht der geplante Deal vor, dass die Daten als so genannte "Managed Services" übertragen werden sollen. Die werden über gesonderte Leitungen übertragen, vom öffentlichen Internet getrennt. Damit wäre die Videoübertragung nicht von den Überlastungen betroffen, die manche Streams beobachtbar langsamer machen.

Fraglich ist, ob ein separates Weiterleiten der Daten gegen die so genannte Netzneutralität verstößt. Dem Wall Street Journal zufolge argumentiert Apple gerade nicht damit, dass eine Bevorzugung stattfinde, sondern eben nur ein anderer Übertragungsweg genommen werde. Ein US-Gericht hat kürzlich die Netzneutralität in Frage gestellt. Seine Argumentation: Die Telekom-Aufsichtsbehörde FCC habe keinerlei Befugnis, die Netzneutralität durchzusetzen. Die Behörde hat daraufhin eine Neufassung angekündigt. Fraglich ist, wie und ob Managed Services darin eine Rolle spielen werden. Bisher war das nicht der Fall.

© Süddeutsche.de/dpa/hatr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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