Generali:Rebellische Milliardäre

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Bei der Generali eskaliert gerade der Streit zwischen zwei Granden der italienischen Wirtschaft und der führenden Bank Mediobanca. (Foto: Benoit Tessier/REUTERS)

Der Versicherer Generali ist zum Schlachtfeld eines erbitterten Streits geworden: Mächtige Aktionäre wollen Konzernchef Donnet und den Aufsichtsratsvorsitzenden Galateri di Genola stürzen.

Von Kaja Adchayan und Herbert Fromme, Köln

In Triest ist die Aktie des örtlichen Versicherers Generali eine Volksaktie. Bei den Hauptversammlungen im Konferenzzentrum im Hafen, wo einst die Auswanderer auf die Schiffe gingen, treffen Hafenarbeiter und einfache Angestellte auf Milliardäre.

Zwischen zweien dieser sehr reichen Männer und dem Generali-Management ist ein erbitterter Streit entbrannt - und das Triester Publikum staunt. Der zweitgrößte Generali-Aktionär Francesco Gaetano Caltagirone, 78, und der drittgrößte Anteilseigner Leonardo Del Vecchio, 86, wollen Konzernchef Philippe Donnet, 61, und den Aufsichtsratsvorsitzenden Gabriele Galateri di Genola, 74, stürzen. So wollen sie die Macht des größten Aktionärs Mediobanca beschneiden, die auf Seiten der Konzernspitze steht. Die Rebellen werfen Donnet zu zaghaftes Handeln bei Übernahmen und anderen Wachstumsschritten vor.

Caltagirone kontrolliert einen Mischkonzern, zu dem auch Medienunternehmen gehören. Del Vecchio gilt als einer der reichsten Männer Italiens, ihm gehört auch die Brillenmarke Ray Ban.

Zum Hintergrund des Streits wird in Triest eine Geschichte erzählt, die es sogar in die ehrwürdige Financial Times geschafft hat. Danach soll Del Vecchio 2018 der größten Krebsklinik Italiens, dem Istituto Europeo di Oncologia in Mailand, eine Spende von 500 Millionen Euro angeboten haben. Doch das Institut habe abgelehnt. Dahinter steckte, zürnte Del Vecchio, der größte Unterstützer der Klinik: die Mediobanca unter Alberto Nagel.

Diese Zurückweisung, so geht die Erzählung, habe Del Vecchio so wütend gemacht, dass er jetzt gemeinsam mit Caltagirone gegen Nagel vorgeht. Das Schlachtfeld ist die Generali. Die beiden haben inzwischen die Stiftung CRT für sich gewonnen, die drei Aktionäre halten zusammen mehr als 15 Prozent. Möglicherweise können sie auf die Stimmen der Familie Benetton setzen, die 3,9 Prozent besitzt. Die Mediobanca hält 13 Prozent und hat sich weitere vier Prozent geliehen. Entscheidend wird sein, mit welcher Seite die Investmentfonds bei der Hauptversammlung im April 2022 stimmen.

Am Mittwoch ist Donnet in die Offensive gegangen. Auf dem Investorentag verteidigte er seine "disziplinierte Strategie", die sich in der jüngsten Übernahme des Rivalen Cattolica gezeigt habe. Er kündigte kräftiges Wachstum an - bei Umsatz und Gewinn und vor allem bei der Dividende. Statt 4,5 Milliarden Euro will Donnet künftig 5,2 Milliarden Euro bis 5,6 Milliarden Euro ausschütten. Und zum ersten Mal seit 15 Jahren kauft die Generali eigene Aktien zurück, das Programm soll 500 Millionen Euro schwer sein.

Ob das reicht, wird man sehen. Die Rebellen wollen in diesen Tagen ihren eigenen Plan für die neue Generali-Strategie vorstellen. Dem Triester Unternehmen stehen turbulente Monate bevor.

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