General Motors:Wieder daheim

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Es ist der größte Börsengang in der Geschichte: Die Aktien von General Motors werden wieder an der Wall Street gehandelt. Gleich am ersten Handelstag gab es ein mächtiges Kursfeuerwerk. Kritik kam hingegen aus Deutschland.

Nikolaus Piper, New York

Nur 17 Monate nach dem Konkurs ist der amerikanische Autokonzern General Motors an die Börse zurückgekehrt. Beim größten Börsengang der Geschichte wurde die GM-Aktie am Donnerstag zu Handelsbeginn in New York und Toronto mit 35,50 Dollar gehandelt, 7,5 Prozent über dem Ausgabekurs.

Mit insgesamt 23,1 Milliarden Dollar ist der GM-Börsengang der größte in der Geschichte. Den bisherigen Rekord hielt die Agricultural Bank of China, die im Juni für 22,1 Milliarden Dollar in den Handel ging. Ganz links im Bild: GM-Chef Dan Akerson. (Foto: Reuters)

Dies ist ein großer Tag für alle, die ein Interesse an GM haben, Mitarbeiter, Pensionäre, Steuerzahler und unsere neuen Aktionäre", sagte General-Motors-Chef Dan Akerson auf dem überfüllten Parkett der New York Stock Exchange. Die Wiedereinführung der GM-Aktie ist der vorerst letzte Teil einer überraschenden Erfolgsgeschichte. Vor anderthalb Jahren schien der Mutterkonzern der deutschen Opel AG am Ende zu sein. Nach immer neuen Milliardenverlusten ging GM am 1. Juni 2009 in die Insolvenz, die amerikanische Regierung wurde größter Anteilseigner. Doch danach gelang eine schnelle Trendwende.

Mehr Aktien als ursprünglich geplant

Befreit von den Altschulden und dank eines harten Sanierungskurses schrieb der Konzern bereits im zweiten Quartal 2010 wieder Gewinne. Entsprechend groß waren die Erwartungen an den Börsengang. Wegen des großen Interesses der Investoren hatte der Konzern die Anteilsscheine für 33 Dollar pro Stück abgegeben, was am oberen Ende der zuvor festgelegten Preisspanne lag. Auch die Menge der angebotenen Aktien wurde deutlich erhöht. Die künftigen Anteilseigner der Opel-Mutter stammten zu 90 Prozent aus Nordamerika, sagte Akerson. Auf Staatsfonds aus dem Nahen Osten und Asien und andere institutionelle Anleger aus dem Ausland entfallen etwa fünf Prozent des Gesamtvolumens.

Der chinesische Autobauer SAIC, ein wichtiger Kooperationspartner von GM, erwarb für 500 Millionen Dollar einen Anteil von 0,97 Prozent. Von der Zusammenarbeit erhofft sich GM Vorteile gegenüber dem Rivalen Volkswagen auf dem stark wachsenden chinesischen Markt. SAIC wiederum will seinen Zugang zu den Märkten in Europa und Nordamerika verbessern.

Insgesamt verkaufte der Konzern 549,7 Millionen Aktien. Dabei nutzte GM das Recht, bei hoher Nachfrage mehr Aktien auszugeben als zunächst geplant ("Mehrzuteilungsoption"). Auf diese Weise wurden 18,1 Milliarden Dollar erlöst. Zusätzlich gab GM stimmrechtslose Vorzugsaktien für fünf Milliarden Dollar ab. Der Erlös soll dazu verwendet werden, Schulden zurückzuzahlen und den Pensionsfonds des Konzerns aufzustocken. Mit insgesamt 23,1 Milliarden Dollar ist der GM-Börsengang so der größte der Geschichte. Den bisherigen Rekord hielt die Agricultural Bank of China, die im Juni für 22,1 Milliarden Dollar in den Handel ging. Der bisher teuerste Börsengang der US- Geschichte war der der Kreditkartengesellschaft Visa von 2008 mit 19,7 Milliarden Dollar.

"Meilenstein für eine Kultfirma"

Präsident Barack Obama würdigte den Start der GM-Aktie als "großen Meilenstein nicht nur für eine Kultfirma, sondern für die gesamte amerikanische Autoindustrie". Das US-Finanzministerium nimmt bei dem Börsengang 13,6 Milliarden Dollar ein, der Staatsanteil an dem Konzern reduziert sich dadurch von 61 auf 33 Prozent.

Insgesamt hat die Rettung von GM die amerikanischen Steuerzahler bisher 49,5 Milliarden Dollar gekostet. Neun Milliarden Dollar an Darlehen zahlte der Konzern bereits zurück. Damit die Regierung mit den verbleibenden Aktien den Restverlust ausgleichen kann, müsste deren Kurs allerdings auf über 50 Dollar steigen, was derzeit als unrealistisch gilt. Das Finanzministerium darf während der nächsten sechs Monate keine weiteren Anteile verkaufen.

Kritik an dem Börsengang kam aus Deutschland. Der Schritt komme zu früh und verschärfe den wirtschaftlichen Druck auf das Europageschäft, sagte der Bezirksleiter der IG Metall in Frankfurt, Armin Schild, im Deutschlandfunk. Schild sitzt im Aufsichtsrat der GM- Tochter Opel. Es stelle sich die Frage, ob das Unternehmen den Anforderungen, die mit diesem Schritt verbunden seien, auch gewachsen sei. "Die Kapitalmärkte reagieren brutal, das wissen wir alle." Opel und die britische Schwestermarke Vauxhall ist der einzige Bereich des Konzerns, der derzeit noch Verluste schreibt. GM-Chef Akerson will nach eigener Aussage das Europageschäft des Konzerns bis 2012 profitabel machen. Dabei diene die Sanierung des Nordamerikageschäfts als "Blaupause".

General Motors wurde erstmals im Jahr 1916 an der New York Stock Exchange notiert. Jahrzehntelang war der Konzern mit Sitz in Detroit der größte Autohersteller der Welt. Auch nach seiner Insolvenz und der Abschaffung mehrerer Automarken ist der Konzern immer noch die Nummer zwei weltweit nach Toyota.

© SZ vom 19.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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