General Motors:Jubel-Verbot für Opel-Retter

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Knallharte Interessenpolitik made in USA: Die Bundesregierung sollte sich darauf einstellen, dass ihr Opel-Konzept vor dem Scheitern steht.

Nikolaus Piper

Niemand kann den Opel-Mitarbeitern ihren Zorn verdenken. Der Mutterkonzerns General Motors hat sein Insolvenzverfahren abgeschlossen, aber die Zukunft der Opel-Arbeitsplätze ist ungewisser denn je. Genauer gesagt: Die Beschäftigten von Opel müssen damit rechnen, dass der von ihnen erhoffte Verkauf des Unternehmens an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna und seine russischen Partner nicht zustande kommen wird. Opel dürfte ganz einfach das bleiben, was es ist: eine große GM-Tochter. So jedenfalls sind die jüngsten Berichte in US-Medien zu deuten, wonach GM eine Milliarde Euro an eigenem Geld in Opel investieren und eine weitere Milliarde in London, Madrid und Warschau erbetteln will.

Noch ist dies alles unbestätigt. Aber ähnliche Gerüchte aus den USA haben sich zuletzt meist bewahrheitet. Die Bundesregierung und all die anderen Opel-Retter sollten sich also darauf einstellen, dass ihr bisheriges Konzept vor dem Scheitern steht. Ob dies unbedingt schlecht für Opel und den Standort Deutschland ist, kann heute noch niemand sagen. Der Verwaltungsrat von General Motors dürfte am kommenden Dienstag eine Entscheidung treffen.

Höchste Zeit also, mit ein paar Illusionen aufzuräumen. Zum einen was die handelnden Personen betrifft: Deutsche Politiker und Betriebsräte pflegen in Sachen Opel über die Verzögerungstaktik der "GM-Manager" zu schimpfen. Aber es sind ja nicht die Manager, die den Verkauf an Magna aufhalten, es ist der Verwaltungsrat, und der wird von der amerikanischen Regierung beherrscht.

Seit seiner Insolvenz ist GM ein Staatskonzern; über Opel verhandeln somit Politiker. Und die haben vor allem Arbeitsplätze im eigenen Land im Blick, das ist in Washington nicht anders als in Berlin oder London. Dabei zeichnet sich das Autoteam von Präsident Barack Obama durch ziemliche Ruppigkeit im Umgang mit den betroffenen Unternehmen und ihren Gläubigern aus. Warum sollte dies im Umgang mit deutschen Politikern anders sein? Obama kommt es auf das Ergebnis an, und dies soll ein funktionierender amerikanischer Autokonzern sein.

Zudem mangelte es den deutschen Plänen zur Rettung von Opel schon immer an Plausibilität. Die Bundesregierung legte sich viel zu früh auf den Verkauf an Magna fest und nahm dabei Arbeitsplatzzusagen der Zulieferer für bare Münze, was sehr mutig war. Die Deutschen kalkulierten auch zu wenig die Interessen anderer in ihre Pläne ein. Dazu gehören die Regierungen jener Länder, in denen es ebenfalls GM-Standorte gibt, vor allem Großbritannien, Polen und Spanien. Dies betrifft aber auch die Interessen von GM selbst und die der US-Regierung. GM ist auch nach seiner Insolvenz ein globaler Konzern geblieben, dessen integraler Bestandteil Opel ist.

Wie sollte General Motors in Europa sein Geschäft wieder aufbauen, wenn nicht mit Opel? Das ist die zentrale Frage, vor allem jetzt, da sie von Obamas Leuten gestellt wird.

© SZ vom 04.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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