General Motors: Europachef Forster:Kämpfer in eigener Sache

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GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster hegt Sympathien für einen Einstieg von Magna bei Opel. Kein Wunder - denn unter dem Eigner Fiat wäre er wohl seinen Job los.

M. Hesse u. H. Schwarz

Es rumort in der Führungsmannschaft des angeschlagenen Rüsselsheimer Autoherstellers Opel. Den Anlass dafür bietet ausgerechnet Carl-Peter Forster, 55, der Europa-Chef des klammen US-Konzerns General Motors (GM) und Aufsichtsratsvorsitzende von Opel. Führungskräfte kritisieren Forster wegen dessen Verkauf von GM-Aktien und wegen seiner Neigung zu einer Opel-Übernahme durch den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna im Verbund mit den russischen Partnern Gaz und Sberbank. Denn damit stellt sich Forster gegen die Fiat-Gruppe.

GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster steht wegen dem Verkauf von Aktien in der Kritik. (Foto: Foto: AP)

Offiziell will sich Opel zu dem umstrittenen Aktienverkauf durch Forster nicht äußern. In Führungskreisen wird dies aber als "unglückliche und überflüssige Aktion" kritisiert. Es sei nur um "einen vergleichsweise geringen Betrag" gegangen. Da hätte er sich zurückhalten sollen. Auch Betriebsräte zeigen für den Aktienverkauf kein Verständnis und sprechen von einem "schlimmen Signal". Bei GM wird damit gerechnet, dass der Konzern in den nächsten Tagen Insolvenz anmeldet und sich unter Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des amerikanischen Rechts begibt.

IG Metall gegen Fiat

Forster kämpft derzeit um seinen Job. Er wisse sicherlich genau, dass er bei einem mehrheitlich von Fiat kontrollierten neuen Opel-Unternehmen "keine große berufliche Perspektive" mehr habe, sagt eine Person aus der obersten Hierarchie-Ebene in Rüsselsheim. Mit Blick auf Fiat-Chef Sergio Marchionne, der auch Chrysler-Boss werden will, heißt es außerdem: "Marchionne wird sich einen Forster wohl kaum antun wollen. Der wird ihm keine Chance geben." Die Sorgen um die Arbeitsplätze an den Opel-Standorten seien berechtigt. Gekürzt werde "auf alle Fälle, ob mit Fiat oder ohne Fiat, ob mit Magna oder ohne Magna".

Forsters Neigung zu Magna und den russischen Partnern erklärt sich dabei allerdings auch aus den Absatzchancen, die er für Opel in Russland sieht. Die Marke habe dort ein gutes Image und liege in dieser Hinsicht auf Augenhöhe mit Volkswagen, heißt es. Forster hat diesen Vorteil zuletzt immer wieder betont. Auf dem russischen Markt ist GM zudem mit der Marke Chevrolet vertreten.

Eindeutig gegen einen Einstieg von Fiat bei Opel hat sich auch die IG Metall positioniert. Sie befürchtet tiefere Einschnitte beim Personal und Werksschließungen, wenn sich die beiden Autohersteller zusammentun. Dies wurde erneut bei einem Treffen deutscher und italienischer Gewerkschafter in Frankfurt deutlich. Beide Seiten wollten ihr Verhalten abstimmen für den Fall, dass Fiat den Zuschlag bei Opel erhält. Ziel des Treffens war es, einen möglichen gemeinsamen Kampf gegen drohende Fabrikschließungen zu besprechen und eine Linie zu finden, so dass die Gewerkschaften nicht gegeneinander ausgespielt werden können.

Eine Luftnummer

Neben Fiat strebt inzwischen auch das Magna-Konsortium mit dem russischen Autobauer Gaz und der staatlichen russischen Sberbank eine Mehrheitsbeteiligung an Opel an. In Finanzkreisen gilt der mögliche Interessenkonflikt des Zulieferers Magna jedoch als Problem. "Welcher Autohersteller kauft noch bei Magna, wenn das Unternehmen Miteigentümer bei Opel ist?", meint ein Investmentbanker. Die Russen hätten jedoch die Mittel, Opel alleine zu übernehmen. Möglicherweise sei die Partnerschaft mit Magna nur ein taktisches Manöver gewesen, um die politische Reaktion auf einen russischen Einstieg zu testen.

Wenig Chancen werden hingegen dem US-Finanzinvestor Ripplewood eingeräumt, der ebenfalls ein Opel-Engagement prüft. "Das ist eine Luftnummer, Ripplewood meint das selbst nicht ernst", heißt es in Bankenkreisen. Dessen in Brüssel ansässige Tochter RHJ International will dies nicht kommentieren. Ripplewood hatte in Deutschland vor fünf Jahren den Autozulieferer Honsel gekauft, der jetzt in existenziellen Problemen steckt. Opel-Kreise bestätigen das Interesse von Ripplewood und behaupten, es gebe noch weitere, namentlich bisher nicht genannte mögliche Finanzinvestoren für Opel.

Der angeschlagene Autobauer befasst sich auch damit, wie er Fabriken in Europa auslasten will. Dabei geht es unter anderem um den Fertigungsort für den Opel Zafira. Geprüft wird derzeit, dieses Fahrzeug künftig am Standort Bochum zu produzieren. Das bestätigt ein Opel-Sprecher. Das Nachsehen hätte in diesem Fall das Werk im polnischen Gliwice.

© SZ vom 14.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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