US-Notenbank Fed:Sanfte Landung in Sicht

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US-Notenbankchef Jerome Powell bei einer Veranstaltung in Washington Anfang November. (Foto: KEVIN LAMARQUE/REUTERS)

Weil die Inflation weiter sinkt, belässt die US-Notenbank die Leitzinsen auf ihrem aktuellen Niveau - zum dritten Mal in Folge. Aber ein Ende der restriktiven Geldpolitik bedeutet das noch nicht.

Von Ann-Kathrin Nezik, New York

Fed-Chef Jerome Powell hat an diesem Mittwochabend nichts Neues zu verkünden. Doch weil Powell der mächtigsten Notenbank der Welt vorsteht, ist das natürlich trotzdem eine Nachricht. Zum dritten Mal in Folge haben er und seine Kolleginnen und Kollegen keine weiteren Zinserhöhungen bekannt gegeben. Die US-Leitzinsen verbleiben somit bis mindestens Ende Januar bei ihrer bisherigen Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.

Alles andere wäre eine große Überraschung gewesen. Weder Ökonomen noch Analysten der großen US-Banken hatten eine Fortsetzung der restriktiven Geldpolitik erwartet, mit der die Federal Reserve die Leitzinsen seit dem Sommer 2022 auf das höchste Niveau seit dem Jahr 2001 heraufgesetzt hat.

Ein wichtiges Argument für diesen Kurs lieferte das amerikanische Arbeitsministerium einen Tag vor der Zinsentscheidung: Die Inflation sank im November auf 3,1 Prozent. Für Lebensmittel beträgt sie nur noch 2,9 Prozent. Nun ist klar: Die Preissteigerungen haben sich seit mehreren Monaten auf einem Niveau eingependelt, das zwar immer noch über der Zielmarke der Fed von zwei Prozent Inflation liegt, aber nicht mit den sehr hohen Werten des vergangenen und vorvergangenen Jahres zu vergleichen ist.

Zugleich sind die USA trotz der Zinserhöhungen von einer Rezession und hoher Arbeitslosigkeit verschont geblieben. Die amerikanische Wirtschaft sei auf dem Weg, eine sanfte Landung hinzulegen, sagte Finanzministerin Janet Yellen in dieser Woche. Eine Einschätzung, die viele Experten teilen. Noch vor einem Jahr sei offen gewesen, ob sich die hohe Inflation ohne Schmerzen umkehren lasse, heißt es in einer Analyse der Investmentbank Goldman Sachs. "Aber nun sieht es so aus, als hätten sich diese Probleme überwiegend gelöst."

Und was ist mit Zinssenkungen?

Das lässt eine andere Frage immer drängender erscheinen: Wann wird die US-Notenbank ihren bisherigen Kurs verlassen und die Leitzinsen wieder senken? Denn trotz der positiven Entwicklung der Konjunktur stellen die hohen Zinsen eine Belastung für Unternehmen und Verbraucher dar. Firmen können sich deshalb weniger Investitionen leisten. Konsumenten etwa leiden unter den hohen Zinsen für Immobilien, die für einen Kredit mit 30-jähriger Laufzeit aktuell bei über sieben Prozent liegen.

Der Chefökonom von Goldman Sachs hält zwei Zinssenkungen im Laufe des kommenden Jahres für wahrscheinlich. Die Inflation habe sich positiver entwickelt als gedacht, so seine Begründung. Andere Analysten formulieren es sogar noch deutlicher. Sein Kollege von der Bank of America fordert in einer Mitteilung an die Kunden der Bank eine Umkehrung der Debatte in Richtung von Zinssenkungen.

Die Notenbankerinnen und Notenbanker um Jerome Powell wollen sich bisher darauf nicht einlassen. Es sei noch viel zu früh, über eine Lockerung der Geldpolitik zu spekulieren, sagte Powell vergangene Woche bei einer Rede in Atlanta. Sein Kollege John Williams von der New Yorker Notenbank pflichtete ihm bei: Der Kurs der Fed müsse noch eine Weile restriktiv bleiben. Auch an diesem Mittwoch kündigten die Notenbanker in einer Mitteilung an, die Inflationsrisiken weiterhin aufmerksam zu beobachten.

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