Geldanlage:Wie sich mit der Rente Rendite erzielen lässt

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Welche Beiträge nötig sind, um eine Rentenminderung auszugleichen, teilt die Rentenversicherung auf Antrag mit. (Foto: Jens Kalaene/dpa)
  • Die klassische Rente gilt nach den jüngsten Zuwächsen plötzlich wieder als attraktiv.
  • Experten sagen, dass es sich nun lohnen könne, Extrageld in die Rentenkasse einzuzahlen.

Von Thomas Öchsner, München

Jahrelang wurde die gesetzliche Rente totgesagt. Derzeit erlebt sie eine Art Comeback: Die Renten sind zuletzt zum Teil kräftig gestiegen, weil es auch mit den Löhnen aufwärtsging. In diesem Jahr ist eine Rentenerhöhung von drei Prozent drin. Die Bundesregierung erwartet in ihrem Rentenversicherungsbericht bis 2023 sechs weitere gute Rentenjahre mit steigenden Renten und einem stabilen Rentenniveau. "Dieses Zeitfenster sollte man nutzen und Extrageld in die Rentenkasse einzahlen", sagt der Rentenexperte Werner Siepe. Leisten können sich das in der Regel aber nur Gutverdiener oder Erben.

Möglichkeit eins: Arbeitnehmer können seit 1. Juli 2017 schon mit 50 Jahren ihre Rentenansprüche aufstocken und so Abschläge von der Rente bei einem vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand ausgleichen. Diese Abschläge belaufen sich auf 0,3 Prozent je Monat, in dem vor Erreichen der Regelaltersgrenze in den Ruhestand gegangen wird.

Auch für Frührentner ist dies nun möglich. Entsprechende Ausgleichsbeträge können Versicherte zweimal im Jahr zahlen. Welche Beiträge nötig sind, um eine Rentenminderung auszugleichen, teilt die Rentenversicherung auf Antrag mit. Dabei können schnell mehrere Zehntausend Euro zusammenkommen.

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Möglichkeit zwei ist ebenfalls relativ unbekannt: Wer derzeit nicht als Pflichtversicherter in der Rentenversicherung ist, kann sich dort auch freiwillig versichern. Seit 2010 ist dies auch möglich, ohne in einem früheren Stadium des Berufslebens einen Rentenanspruch erworben zu haben. Auch dieser Weg ist seit 2017 für nichtpflichtversicherte Frührentner offen.

Die allermeisten dieser etwa 290 000 freiwillig Versicherten überweisen den Mindestbeitrag von derzeit 84 Euro im Monat, um sich überhaupt einen Anspruch auf eine Altersrente oder eine Erwerbsminderungsrente zu sichern. Immer mehr Gutverdiener nutzen die Rentenversicherung aber auch quasi wie eine Geldanlage.

Sie zahlen den Höchstbeitrag von etwa 1209 Euro monatlich ein. Wird der Beitrag für ein Jahr geleistet, bringt dies später eine Rente von bereits 64 Euro im Monat. Hinzu kommt: "Die Zahlung der Rente erfolgt ein Leben lang, egal wie alt man wird. Im Todesfall können Rentenzahlungen an die Hinterbliebenen erfolgen", heißt es bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV).

Extra-Einzahlungen lassen sich als Sonderausgaben steuermindernd absetzen

Diesen Höchstbeitrag leisteten sich 2014 noch 3803 Personen. 2015 waren es bereits 5045, ein Anstieg um 33 Prozent. Zahlen für 2016 liegen laut DRV noch nicht vor. Die Zahl der Einzahler dürfte jedoch weiter steigen, auch wegen der anhaltend niedrigen Zinsen.

"Unsere Modellrechnungen zeigen, dass die Rendite der Rentenversicherung längerfristig bei zwei bis drei Prozent liegt. Alternative Anlagemöglichkeiten korrespondieren bei dieser Rendite in der Regel mit deutlich höheren Risiken", sagt der Sprecher der DRV. Wer Höchstbeiträge zahle, sei nicht bekannt.

Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass es sich dabei vor allem um Beamte sowie um Anwälte, Architekten oder Ärzte handelt, die bereits Mitglieder in ihren Versorgungswerken sind. Kritiker kreiden den Einzahlern deshalb an, sich als Wohlhabende auf Kosten der Versichertengemeinschaft zu bereichern. Finanzmathematiker Siepe hält diesen Vorwurf für absurd. "Die Zahl der Höchstbeitragszahler ist viel zu gering, um bei Rentenausgaben von demnächst 300 Milliarden Euro die Rentenkasse zu belasten."

So oder so, bis 3. April 2018 sind Extrabeiträge auch noch rückwirkend für 2017 möglich. Ein weiterer Vorteil: Die Extrabeiträge lassen sich steuerlich als Sonderausgaben bis zu bestimmten Höchstgrenzen steuermindernd geltend machen. "Damit lässt sich quasi vom Fiskus ein Teil der Renteneinzahlung finanzieren, was die Rendite des eigenen Beitrags natürlich erhöht", sagt Siepe.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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