Gegen Sparpläne der Regierung:SPD - Seit' an Seit' mit den Hausärzten

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Die SPD schlägt sich auf die Seite der Hausärzte und stänkert gegen die schwarz-gelben Sparpläne. Gesundheitsexperte Lauterbach hat schon mal einen Brief geschrieben.

Guido Bohsem

Im Streit über die Sparanstrengungen im Gesundheitssystem schlägt sich die SPD auf die Seite der Mediziner. In einem Brief an die Bundestagsfraktion ruft der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dazu auf, die Kampagne des Hausärzteverbandes gegen die Pläne der schwarz-gelben Koalition aktiv zu unterstützen. "Die SPD steht an der Seite der Hausärzte", heißt es in dem Schreiben. Anstatt den Hausarztberuf unattraktiver zu machen, wie es Gesundheitsminister Philipp Rösler vorhabe, solle die Gruppe gestärkt werden. Ausdrücklich unterstützt Lauterbach dabei die Forderung der Ärzte nach besserer Bezahlung. Die Zahl der Hausärzte nehme jedes Jahr weiter ab, weil sich immer weniger Medizinstudenten für diese Tätigkeit entschieden. "Dies geht auch auf die deutlich schlechtere Honorierung von Hausärzten im Vergleich zu Fachärzten zurück", argumentiert er.

Die Sparpläne von Gesundheitsminister Rösler kommen bei den Hausärzten gar nicht gut an, jetzt gibt es Rückendeckung von der SPD. (Foto: ddp)

Der Hausärzteverband hatte in der vergangenen Woche eine Kampagne gegen Rösler gestartet und ihm Wortbruch und Lüge vorgeworfen. Auch Praxisschließungen sind nicht ausgeschlossen. Rösler will den Zuwachs des Honorars, den die Hausärzte im kommenden Jahr erwarten, um 500 Millionen Euro schmälern. Unklar ist, was den Medizinern dann noch bleibt. Schätzungen reichen von 100 Millionen Euro bis zu einer Milliarde Euro. Rösler will Einsparungen erzielen, indem er die Bedingungen verändert, zu denen die Hausärzte ihre Verträge mit den Kassen schließen können. In den sogenannten Hausarztverträgen sollen die Honorare künftig nicht stärker steigen als die allgemeine Vergütung der Ärzte.

Zum Vertrag gezwungen

Gegen den Willen der CDU hatten SPD und CSU 2008 den Hausärzten ein Monopol bei den Verhandlungen mit den Kassen eingeräumt. Die Versicherer sind seitdem dazu gezwungen, einen Hausarztvertrag abzuschließen. Viele Kassen sträuben sich dagegen, weil die Verträge teuer sind und nicht erwiesen sei, dass sie die Versorgung der Patienten tatsächlich verbesserten. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat den Ärzten bereits seine Unterstützung zugesagt, aber betont, auch sie müssten ihren Beitrag zur Deckung des Defizits von elf Milliarden Euro leisten, das die Krankenkassen im kommenden Jahr erwarten.

Die SPD lehnt Röslers Vorhaben vollständig ab. Die Zahl der Ärzte in Deutschland sei zwar zu hoch, für die Gruppe der Hausärzte gelte dies jedoch nicht, schreibt Lauterbach. Hierzulande gebe es mehr als doppelt so viele Fachärzte wie Hausärzte. "Das ist eine besonders teure Fehlentwicklung", so der Ökonom. Denn insbesondere die Hausärzte könnten die dringend notwendige Vorbeugemedizin anbieten, weil sie ihre Patienten über lange Zeiträume versorgten. Rund 80 Prozent aller Krankheitsfälle könnten so vermieden, aufgeschoben oder gelindert werden. Lauterbach räumte ein, dass dieser Aspekt bei vielen Hausarztverträgen zu kurz käme. Die Qualität der Versorgung und Fortbildung müsste einen höheren Stellenwert bekommen. Dies könne man aber vorschreiben. Der Hausarzt müsse zum zentralen Akteur im System werden.

© SZ vom 26.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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