G20-Treffen in Indien:Mehr grüne Energie? Vielleicht später

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Schwierige Mission: Wirtschaftsminister Robert Habeck beim Treffen der G20-Energieminister in Indien. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Die Energieminister der G20-Staaten können sich bei ihrem Treffen in Indien nicht einigen über den Ausbau der Erneuerbaren. Habeck sieht trotzdem Fortschritte.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat das Treffen der G20-Energieminister in Indien überschattet. Wegen einer Blockade unter anderem Russlands erzielten die G20 der führenden Industrie- und Schwellenländer am Samstag im indischen Goa keinen Konsens über mehr Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien. Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und Indonesien lehnten einen Vorschlag der sieben führenden Industriestaaten (G7) ab, den Anteil erneuerbarer Energien der G20-Staaten bis 2030 zu verdreifachen. Es gab keine gemeinsame Abschlusserklärung.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht dennoch Anlass zur Hoffnung, dass es Fortschritte für mehr Klimaschutz gibt. Habeck sagte, die Energieministerkonferenz habe vor dem Hintergrund zweier schlimmer Krisen stattgefunden. Es gebe im Moment weltweit Hitzewellen wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Dies zeige, wie schlimm die Situation werden könne, wenn die globale Erderwärmung nicht eingedämmt werde. Die zweite Krise, welche die Konferenz schwer beeinflusst habe, sei der russische Angriffskrieg in der Ukraine. "Während wir hier reden, sterben weitere Soldaten, die Zahl der zivilen Opfer ist einfach unerträglich", so Habeck. Er verurteilte den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Es sei erschreckend gewesen, wie im Statement des stellvertretenden russischen Energieministers Pavel Sorokin eine "völlige Verkennung der Wirklichkeit" ausgesprochen worden sei. Sorokin, der sich per Video zugeschaltet hatte, habe die Energiekrise auf die Finanzkrise des Jahres 2008 zurückgeführt. "Es ist einfach eine völlig verdrehte Weltsicht."

Vor allem Europa habe im vergangenen Jahr erfahren müssen, dass Russland Energie als "Waffe" einsetze, wie es aus den Delegationskreisen hieß. Gaslieferungen seien gedrosselt und gestoppt worden, um so in Deutschland und Europa eine Gasmangellage auszulösen. Das sei nicht gelungen. Europa und Deutschland hätten zu spüren bekommen, was einseitige fossile Abhängigkeiten bedeuteten. Erneuerbare Energien seien weit mehr als eine Frage des Klimaschutzes. Sie seien eine Frage der Energiesicherheit.

Weltweit steigen die Investitionen in grüne Energie deutlich

Habeck sagte nach den Beratungen, dies sei wegen des Widerstandes von einigen, vor allem fossile Energien produzierenden Ländern nicht möglich gewesen. "Das ist eine gewisse Enttäuschung, aber sie ist erwartet gewesen. Aber es ist möglich gewesen, mit den allermeisten Ländern dann doch deutlich voranzukommen." Das Entscheidende sei, dass die Welt nicht auf den Langsamsten warten müsse. Habeck verwies auf weltweit deutlich steigende Investitionen in erneuerbare Energien. Er machte deutlich, westliche Industriestaaten wie Deutschland hätten eine Verpflichtung, beim Klimaschutz voranzugehen.

Habeck nannte das Treffen einen Zwischenschritt auf dem Weg zur UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Dubai. Man werde sehen, ob weitere Schritte gegangen werden könnten, so dass die Weltgemeinschaft Ende des Jahres adäquat antworten könne auf das, "was wir im Moment weltweit erleben, dass die Erde anfängt buchstäblich zu brennen." Habeck hatte die Erwartungen an das Ministertreffen im Vorfeld gedämpft. Er verwies aber darauf, die überwiegende Zahl der G20 wolle eine Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030.

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