Münchner Reisekonzern:Neuer Investor übernimmt auch FTIs Schulden

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Der Reiseveranstalter FTI mit Sitz in München musste während der Pandemie mit Staatshilfen vor der Pleite gerettet werden. (Foto: Leonhard Simon/Imago Images)

Der neue Investor Certares übernimmt die Finanzverbindlichkeiten des Reiseveranstalters. Damit befreit er FTI vor allem von hoch verzinsten staatlichen Hilfen.

Von Sonja Salzburger

Gute Nachrichten für Europas drittgrößten Reiseveranstalter FTI und mutmaßlich auch für die deutschen Steuerzahler: Der neue Investor Certares, der das hoch verschuldete Unternehmen übernehmen will, wird auch die Finanzverbindlichkeiten des Konzerns übernehmen. Dies gab FTI am Donnerstag in einer kurzen Pressemitteilung bekannt. Über die Höhe machte FTI keine Angaben.

Der Münchner Reisekonzern war, wie andere Veranstalter auch, aufgrund von Lockdowns und Reisebeschränkungen, während der Pandemie in eine Krise gerutscht. Um eine Insolvenz des Unternehmens, für das weltweit etwa 11 000 Mitarbeiter beschäftigt sind, zu verhindern, sprang auch der deutsche Staat ein. So flossen 595 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds an FTI, zusätzlich garantierten der Freistaat Bayern und der Bund einen Kredit von 280 Millionen Euro. Bislang hat FTI nur einen kleinen Teil seiner Schulden beglichen.

Mitte April gab FTI dann bekannt, dass Certares das Unternehmen für den symbolischen Kaufpreis von einem Euro übernehmen und 125 Millionen investieren wolle, um damit die nächste Wachstumsphase und die digitale Transformation zu finanzieren. Branchenvertreter rätselten daraufhin weiter, was denn mit den Schulden passieren werde, die auf dem Unternehmen lasten, zumal das Bundesfinanzministerium (BMF) eine Woche später bei einer geheimen Sitzung des Bundestag-Tourismusausschusses mitgeteilt haben soll, dass es nicht bereit sei, Schulden zu erlassen. Wie das Handelsblat t berichtete, hatte sich Certares zuvor sowohl bei der Bundesregierung als auch bei der Brüsseler EU-Kommission um einen Schuldenschnitt bemüht.

Die Nachricht, dass Certares die Schulden übernehmen werde, komme für ihn nun nicht überraschend, sagt Felix Kolbeck, Professor an der Fakultät für Tourismus der Hochschule München und Experte für Rechnungswesen von Touristikkonzernen. Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, habe das von Certares geführte Investorenkonsortium eine Vereinbarung "zum Erwerb von Finanzverbindlichkeiten der FTI, nach einem marktüblichen Verfahren, unterzeichnet". Laut Kolbeck bedeutet dies, dass das Bundesfinanzministerium die Forderungen, die es an FTI stellt, nun an Certares verkaufen wird, wahrscheinlich mit geringen Abschlägen. "Das ist aber trotzdem eine gute Nachricht, auch für die Steuerzahler, denn wenn FTI ohne neuen Investor in eine Insolvenz geraten wäre, würde der Staat ja kaum bis gar kein Geld zurückbekommen", so Kolbeck. Für einen Investor wie Certares sei ein Schuldenerwerb außerdem interessant, weil er im Rahmen seines strategischen Beteiligungsmangements die hoch verzinsten Darlehen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds durch Darlehen mit geringerem Zinssatz ablösen könnte.

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