Folge der Finanzkrise:BayernLB vor radikalem Umbau

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Die Bayerische Landesbank wird drastisch verkleinert. Dafür müssen mehr als tausend Stellen gestrichen werden.

Thomas Fromm und Klaus Ott

BayernLB-Chef Michael Kemmer will seine Mitarbeiter am Montag auf ein umfassendes Spar- und Umbauprogramm einschwören.

Die Mitarbeiter der BayernLB "rechnen mit dem Schlimmsten" (Foto: Foto: ddp)

Wie die Bank umgebaut werden soll und wie viele Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, war am Wochenende nicht zu erfahren. Führungskräfte sprechen davon, dass zehn bis 20 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen werden könnten.

Der Bankchef will seine Pläne am Montag um elf Uhr der Öffentlichkeit vorstellen. Zuvor will Kemmer um acht Uhr die zweite Führungsebene in seine Pläne einweihen. Die 45 Bereichsleiter und Führungskräfte sollen dann zügig ihre Mitarbeiter informieren. "Wir rechnen mit dem Schlimmsten", sagte ein Mitarbeiter am Wochenende.

"Internationales Engagement in hohem Maße abbauen"

Den 19.000 Mitarbeitern der Bank ist längst klar: Die BayernLB, wie sie in den vergangenen Jahren international operierte, wird es so nie wieder geben. Die Landesbank, die Milliarden am internationalen Kapitalmarkt investierte, sich am US-Markt für minderwertige Hypothekendarlehen verzockte und heute auf einem Berg von riskanten Wertpapieren in Höhe von etwa 20 Milliarden Euro sitzt, soll auf ihre eigentlichen Aufgaben zurückgefahren werden.

Bereits am Samstag hatte der BayernLB-Verwaltungsratschef und bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) klar gemacht, wo es hingeht: Die Bank werde ihr "internationales Engagement in hohem Maße abbauen" und sich künftig ganz auf ihr angestammtes Kerngeschäft - den Mittelstand und die Zusammenarbeit mit den Sparkassen - konzentrieren.

Außerdem werde man sich aus sämtlichen riskanten Kapitalmarktgeschäften weitgehend zurückziehen. Im Klartext heißt das: Die BayernLB soll sich darauf beschränken, die heimischen Betriebe bei nationalen und internationalen Geschäften zu betreuen.

Erwogen wird nach Angaben aus Eigentümerkreisen, die SaarLB an andere Landesbanken weiterzureichen. Die im vergangenen Jahr für 1,6 Milliarden Euro erworbene Mehrheitsbeteiligung an der Klagenfurter Osteuropa-Tochter Hypo Group Alpe Adria stehe vorerst nicht zur Disposition. "Damit würde man zu viel Kapital vernichten", heißt es. Die Idee eines global agierenden Instituts ist gestorben.

Denn die Bank braucht dringend eine Geldspritze von zehn Milliarden Euro. Mit weiteren 20 Milliarden Euro sollen Bund und Land für Kredite zwischen Banken bürgen und beim Ausfall fauler Immobilienpapiere geradestehen. Dafür muss das Institut komplett auf den Kopf gestellt werden. Arbeitnehmervertreter und Manager rechnen mit einem Abbau von mindestens zehn Prozent der Stellen. "Es könnten aber auch weitaus mehr werden", heißt es in München.

Mit dem Umbau ist auch der Traum früherer Minister und mancher Sparkassenfunktionäre von einem weltweit agierenden Spitzeninstitut in München geplatzt. Inzwischen sind viele Sparkassenvorstände und Kommunalpolitiker in Bayern verbittert über die Milliardenverluste und das Gebaren der Landesbank.

"Unsere Mittelständler haben um Kredite betteln müssen, und in Übersee hat man das Geld zum Fenster hinausgeworfen", schimpfte ein Landrat am Rande einer Krisensitzung des Sparkassenverbands. Auch bei der Kontrolle soll sich einiges ändern. Der Verwaltungsrat als Kontrollgremium der Bank, so heißt es aus Finanzkrisen, soll künftig professioneller aufgestellt sein.

© SZ vom 01.12.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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