Flüssigerdgas:Pipeline für LNG fertig: „Baustein für Energiesicherheit“

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Luftaufnahme des LNG-Speicher- und Verdampfungs-Schiffes „Höegh Esperanza“ am LNG-Terminal Wilhelmshaven. (Foto: Stefan Rampfel/dpa)

Seit gut einem Jahr wird über ein Terminal in Wilhelmshaven Flüssigerdgas importiert - bald soll es noch mehr werden. Um das Gas weiterzutransportieren, hat der Energieversorger EWE eine neue Pipeline fertiggestellt. Bis zur Inbetriebnahme dauert es aber noch.

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Westerstede (dpa/lni) - Mit einer letzten Schweißnaht ist eine weitere, rund 70 Kilometer lange Anbindungspipeline für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven technisch fertig gestellt worden. Nach rund neun Monaten Bauzeit wurde auf einer Baustelle bei Westerstede im Ammerland die letzte, sogenannte goldene Naht hergestellt, wie der Energieversorger EWE am Donnerstag mitteilte. Ab Anfang 2024 soll die Leitung in Betrieb gehen und angelandetes, wieder gasförmig gemachtes Flüssigerdgas (LNG) weiter zu Gasspeichern im Landkreis Leer und ins Ferngasnetz leiten. Die unterirdisch verlaufende Pipeline hat eine Kapazität von sechs Milliarden Kubikmetern im Jahr - das reicht laut EWE, um rund vier Millionen Haushalte mit Energie zu versorgen.

Seit rund einem Jahr wird in Wilhelmshaven über das erste schwimmende Importterminal LNG angelandet. Es wird auf dem Spezialschiff „Höegh Esperanza“ wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt und ins Gasnetz eingespeist. Dafür hatte der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) bereits im vergangenen Jahr eine erste Anbindungsleitung gebaut. An diese Leitung knüpft nun die von der EWE gebaute Leitung Wilhelmshaven-Leer bei Sande an und führt durch die drei Landkreise Friesland, Ammerland und Leer bis zu den Gasspeichern an der Ems.

Neue Leitung soll zu Energiesicherheit beitragen

Schon bald soll sich die Menge an LNG, die an der Jade angelandet wird, erhöhen. Denn in den kommenden Monaten soll ein zweites schwimmendes LNG-Terminal in Wilhelmshaven an den Start gehen. Auch dafür werden laut der EWE mehr Transportkapazitäten benötigt.

Mit der Fertigstellung der neuen Pipeline stärke Niedersachsen seine Position als „Drehscheibe für Energie für ganz Deutschland“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) anlässlich der letzten Naht. „Die neue Leitung ist nicht nur ein essenzieller Baustein für die Energiesicherheit Deutschlands, sondern auch für eine nachhaltige, resiliente und auf Dauer bezahlbare Energieversorgung. Das brauchen wir zwingend für den Erfolg der Transformation unserer Wirtschaft.“

Künftig soll mit der Leitung statt Erdgas auch grüner Wasserstoff transportiert werden können - ausgelegt ist die Pipeline nach Angaben von EWE dazu. 2027 könnte es dafür soweit sein, heißt es. Bislang fehlen allerdings noch die großen Produktionsanlagen für Wasserstoff, die unter anderem auch in Wilhelmshaven geplant sind. Mit erneuerbarer Energie hergestellter, sogenannter grüner Wasserstoff soll einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Leitung besteht aus mehr als 4000 Rohren

Insgesamt wurden für die neue Leitung seit dem offiziellen Baustart Anfang März dieses Jahres rund 4200 Rohre mit einem Durchmesser von etwa 60 Zentimetern verlegt und rund 5000 Schweißnähte gesetzt. Zunächst wurden die Rohre oberirdisch entlang der Trasse zusammengeschweißt und dann in einen ausgebaggerten Graben gelegt. EWE investierte nach eigenen Angaben rund 200 Millionen Euro.

Die Fertigstellung sei in einer „Rekordzeit“ geschehen, heißt es von dem Unternehmen. Technikvorstand Urban Keussen teilte mit, bis zuletzt sei hart gearbeitet worden, um die Rohrbauarbeiten zu beenden. „Wir können mit Stolz sagen, dass wir unser Versprechen gehalten haben, die Pipeline zum Jahreswechsel fertigzustellen.“

Nach Angaben von EWE ist auch die technische Abnahme der Gasleitung bereits erfolgt. Damit sei die Leitung bereit, Gas zu transportieren. In Kürze soll ein Probebetrieb beginnen. Offiziell in Betrieb gehen soll sie voraussichtlich Anfang 2024.

Nächster Pipeline-Bau bereits in Planung

Vorbei ist der Pipeline-Ausbau im Nordwesten mit der neuen EWE-Leitung aber noch nicht. Ein erster, rund 60 Kilometer langer Teil einer weiteren Pipeline soll ab 2024 von den Erdgasspeichern in Etzel im Landkreis Wittmund bis zu einer Verdichterstation nach Wardenburg südlich von Oldenburg gebaut werden. Denn das bestehende Leitungsnetz im Nordwesten sei schon durch den Transport von Erdgas aus Norwegen und den Niederlanden „nahezu ausgelastet“, teilte kürzlich der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe mit.

© dpa-infocom, dpa:231213-99-287237/3

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