Firmen-Übernahme:Bayer und Monsanto - erst ein Gerücht, dann ein Angebot

Lesezeit: 2 min

Bei milliardenschweren Firmen-Übernahmen ist jeder Trick recht, sowohl öffentlich - als auch geheim.

Von Varinia Bernau

Bereits einige Tage bevor Bayer bekannt gab, mit dem Saatguthersteller Monsanto über eine Übernahme zu verhandeln, war davon in der Zeitung zu lesen. Das dürfte kein Zufall gewesen sein. Denn Verhandlungen, bei denen Käufer wie Verkäufer mit einem niedrigen Gebot einsteigen und sich dann beim Preis annähern, brauchen Zeit, Vertrauen und vor allem: nur keine Störfeuer von außen.

Mit den Gerüchten sackte der Aktienkurs von Bayer ab, mischten sich Politiker und Umweltschützer ein - und prompt ließ Monsanto wissen, man betrachte das 62 Milliarden Dollar schwere Angebot als zu gering.

Viele, die diese Verhandlungen beobachten, sind sicher: Monsanto hat etwas durchsickern lassen. Gerüchte streuen, um so viel Geld wie möglich rauszuholen - mit solchen Tricks werden die großen Deals eingefädelt. Im Geschäft mit der Agrarchemie greift dieser Trick auch deshalb so gut, weil es nur wenige Unternehmen in der Branche gibt. Man kennt sich - und man weiß, was man wo fallen lassen muss, damit es nicht geheim bleibt.

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In dieser Branche gelten die Wettbewerber als äußerst wachsam

Monsanto ist bei der Herstellung von Saatgut weltweit die Nummer eins; Bayer ist nach der Schweizer Syngenta die Nummer zwei unter den Anbietern von Pflanzenschutzmitteln. Im vergangenen Sommer hatte Monsanto Syngenta Avancen gemacht - und war abgeblitzt. Nun kommt dort wohl der chinesische Konkurrent Chemchina zum Zug.

Dass aus wenigen Unternehmen in der Branche noch weniger werden, macht die Sache für Bayer nicht leichter: Zum einen müssen die Leverkusener fürchten, dass sich, wenn sie nicht schnell zugreifen, ein Rivale Monsanto schnappt. Zum anderen könnten die Kartellwächter den Deal, selbst wenn er von beiden besiegelt wird, im Laufe der nächsten Monate noch kippen.

Zwar dürfte Bayer mit den Juristen im eigenen Haus die Chancen ausgelotet haben. Eine Garantie ist das nicht. In dieser Branche seien die Wettbewerber äußerst wachsam und geben den Behörden im Laufe ihrer Untersuchungen gute Tipps, wo es sich lohnt, genauer hinzusehen, erzählt einer, der das Geschäft gut kennt.

Bayer soll bereits ein höheres Angebot planen

Wird Bayer dem Druck von Monsanto nachgeben und doch mehr springen lassen? Welch ein Preis als angemessen gilt, ist nicht nur vom Aktienkurs abhängig, sondern auch von den sehr spezifischen Vorteilen, die sich ein Unternehmen einkauft - im Fall von Bayer: Know-how fürs Saatgut, Kunden in Nordamerika. Und auch von dem, was sich in der Branche tut. Angesichts der Tatsache, dass es immer weniger andere Übernahmekandidaten gibt, sei ein Aufschlag von 37 Prozent des Börsenwertes, wie ihn Bayer bereits bietet, nicht einmal happig, sagt ein Experte.

Bayer soll sich bei den Banken bereits finanziellen Spielraum für eine höhere Offerte verschafft haben. Auch dies ist nur ein Gerücht. Vielleicht auch aus taktischen Gründen platziert. Will Bayer so ein Signal senden? An Monsanto, um zu zeigen, wie ernst es dem Konzern ist. Oder an die eigenen Aktionäre, um sie zu beruhigen, dass es keine Kapitalerhöhung geben wird. Oder will womöglich Monsanto den Druck noch weiter erhöhen? Indem es den Eindruck erweckt, dass da was zu holen ist.

Man müsse sich, so beschreibt es einer, die Verhandlungen zwischen diesen beiden so stolzen Konzernen wie eine Mutprobe unter Teenagern vorstellen, wo keiner als Feigling dastehen und deshalb nicht zu früh nachgeben will.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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