Die Sorge vor wachsenden Staatsschulden in Europa führt zu immer größeren Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten. Nachdem die Spekulanten in den vergangenen Tagen auf eine Staatspleite in Griechenland und einen Verfall des Euro gewettet hatten, geriet am Montag auch das britische Pfund massiv unter Druck. Die Anleger fürchten offenbar, dass auch Großbritannien wegen seiner hohen Neuverschuldung Probleme bekommen könnte. Die EU-Kommission rechnet damit, dass Großbritannien in diesem Jahr ein Defizit von 12,9 Prozent der Wirtschaftsleistung auftürmen wird. Das wäre sogar noch ein wenig höher als in Griechenland: Für Athen erwartet die EU-Kommission ein Minus von 12,7 Prozent.
Im Fall von Großbritannien rechnen die Spekulanten nicht mit einer Staatspleite wie bei Griechenland. Sie fürchten aber, dass die nächste Regierung in London Mühe haben wird, die Schulden zurückzufahren. Zusätzlich genährt wurde diese Furcht am Montag durch eine neue Umfrage, wonach nach den Unterhaus-Wahlen im Mai ein Patt zwischen den Konservativen und der Labour-Partei drohen könnte. Daraufhin stürzte der Kurs der britischen Währung gegenüber dem US-Dollar zeitweise um vier Cent ab. Zum ersten Mal seit zehn Monaten rutschte die britische Währung damit unter die Marke von 1,50 Dollar.
Dem Pfund ergeht es mithin ähnlich wie dem Euro, der seit Wochen immer mehr an Wert verliert. Angesichts der Krise der europäischen Gemeinschaftswährung erhöhte die EU-Kommission am Montag ihren Druck auf die Griechen.
Das von der griechischen Regierung vorgelegte Sparprogramm reiche nicht aus, weitere Maßnahmen seien notwendig, sagte der für Währungsfragen zuständige Kommissar Olli Rehn nach einem Gespräch mit dem griechischen Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am Montag in Athen. Die deutsche Regierung schloss derweil aus, Mittel aus dem Haushalt zur Verfügung zu stellen, um den vom Bankrott bedrohten Griechen aus der Klemme zu helfen.
Die EU treibt die Sorge um, dass das Land keine Kredite mehr erhalten könnte und damit ohne fremde Hilfe pleite wäre. Das würde die Stabilität des Euro gefährden und die Währungsunion in eine bedrohliche Krise treiben. Unklar blieb weiterhin, wie die EU helfen will, wenn das Sparprogramm der griechischen Regierung nicht ausreicht, um die Märkte wieder zu beruhigen.
Finanzspritzen aus der Kasse der Bundesregierung sind nicht vorgesehen. "Es gibt keine Haushaltsmittel für Griechenland", betonte eine Regierungssprecherin. In Regierungskreisen hieß es, man wolle zunächst abwarten, wie die Griechen das Problem angingen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werde dies auch mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou erörtern, der am Freitag Berlin besucht.
Griechenland hat bislang weder bei der EU noch bei einzelnen Staaten finanzielle Hilfe erbeten. In Berlin wurden Spekulationen zurückgewiesen, die staatseigene KfW könnte für griechische Staatsanleihen bürgen, die von Banken aufgekauft würden. "Das machen wir auf keinen Fall", hieß es. Klar sei jedoch, dass sich die EU auf Hilfen verständigen werde, wenn Athen zahlungsunfähig werde. Man setze aber darauf, dass dies nicht geschehen werde.