Finanzen kompakt:Teuer bezahlte Geheimnisse

Lesezeit: 2 min

Ein früherer IBM-Manager hat seiner Geliebten zuviel verraten, nun muss er ins Gefängnis. Außerdem: Der Allianz-Konzern stößt die Hedgefonds-Sparte ab und die ostdeutschen Sparkassen haben keine Angst vor Basel III. Das Wichtigste in Kürze.

Ein Ex-IBM-Manager hat seiner Geliebten zu viele Geheimisse anvertraut - nun muss er ins Gefängnis. Ein New Yorker Gericht verurteilte Robert Moffat wegen Insiderhandels zu sechs Monaten Haft und einer Geldstrafe von 50.000 Dollar.

Insider-Skandal an der Wall Street: Ein Ex-IBM-Manager muss nun in Haft, weil er seiner Geliebten zuviel verraten hat. (Foto: AFP)

Die Hedgefonds-Managerin Danielle Chiesi, die beim früheren Bear-Stearns-Fonds New Castle arbeitete, erhielt nach Angaben des Gerichtes Tipps über Geschäftspläne von IBM und Hinweise auf Bilanzergebnisse des chinesischen Computerherstellers Lenovo, in dessen Verwaltungsrat Moffat saß.

Die außereheliche Liaison mit Chiesi kommt den früheren Top-Manager nun teuer zu stehen. Moffat hatte über 30 Jahre lang Karriere bei IBM gemacht und galt als Kandidat für den Chefposten.

In dem Verfahren wegen Insiderhandels, das zu den spektakulärsten Prozessen dieser Art an der Wall Street zählt, spielt Moffat allerdings nur eine Nebenrolle. Im Fokus stehen der Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam und seine engste Geschäftspartnerin: Danielle Chiesi. Sie sollen im Januar vor Gericht stehen. Beide haben auf nicht schuldig plädiert.

Die Justiz hatte ein Netz von ehemaligen Börsenhändlern, hochrangigen Managern und Anwälten aufgedeckt, die untereinander börsenrelevante Informationen ausgetauscht haben sollen. Die Beteiligten wussten immer etwas früher als der restliche Markt über Quartalsberichte oder interessante Fusionspläne von solchen Schwergewichten wie IBM, Google oder Intel Bescheid.

Moffat war im Oktober 2009 festgenommen worden. Im März hatte er sich schuldig bekannt, sein Insiderwissen an Chiesi weitergegeben zu haben. Nach Angaben seiner Anwälte bekam Moffat jedoch weder Geld dafür, noch bereicherte er sich selbst durch Finanzgeschäfte.

Vor Gericht gab der Angeklagte sich reumütig. Im Beisein von Ehefrau, Kindern und Freuden sagte er unter Tränen: "Ich habe schreckliche Fehler begangen, die mich den Rest meines Lebens verfolgen werden."

Europas größter Versicherer Allianz steigt aus seinem milliardenschweren Hedgefonds-Geschäft aus. Allianz Global Investors Europa verkaufe seine Sparte Allianz Alternative Asset Management (AAAM) an Nexar Capital, gab der in New York und Paris ansässige Vermögensverwalter bekannt.

Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Der Geschäftsbereich verfüge über Vermögenswerte von 1,5 Milliarden Euro, teilte Nexar weiter mit.

"Der Allianz-Konzern hat die strategische Entscheidung getroffen, sich aus dem Hedgefonds-Geschäft zurückzuziehen", sagte eine Allianz-Sprecherin. Eine Begründung für den Schritt lieferte sie zunächst nicht.

Nexar wurde im vergangenen Jahr von ehemaligen Angestellten der französischen Großbank Societe Generale gegründet. Die Hegdefonds-Branche befindet sich nach massiven Wertverlusten 2008 auf Konsolidierungskurs.

Keine Angst vor Basel III: Die ostdeutschen Sparkassen rechnen trotz der strengeren Regeln für die Risikovorsorge nicht mit einer Verknappung von Krediten und steigenden Zinsen.

"Unser Eigenkapital reicht aus, um unser Geschäft weiter betreiben zu können", sagte Claus Friedrich Holtmann, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) der Leipziger Volkszeitung.

Zu einer Verteuerung werde es bei der Kreditvergabe daher nicht kommen. Die Sparkassen hätten sich seit Jahren auf höhere Eigenkapitalanforderungen vorbereitet, so dass sie ihre Politik nicht ändern müssten.

Die Chefs von Notenbanken und Aufsichtsbehörden aus 27 Ländern hatten sich am Wochenende auf die unter der Bezeichnung "Basel III" bekannten Neuregelungen verständigt. Als Lehre aus der Finanzkrise sollen Banken riskante Geschäfte mit deutlich mehr Eigenkapital abfedern. Dafür erhalten sie eine Übergangsfrist bis 2019.

Die Regierungschefs der G20-Staaten müssen Basel III bei einem Treffen im November noch absegnen.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/sop - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: