Finanzen kompakt:Ratenkredite: Schuldner wieder flüssig

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Die Verbraucher haben mehr Geld im Portemonnaie - sie zahlen ihre Kredite daher pünktlicher ab. Die EU will den Einfluss der Bankenlobby eindämmen. Und: Es gibt neue Derivate. Das Wichtigste in Kürze.

Wer Geld hat, lebt sorgenfreier: Die Verbraucher zahlen die Raten für ihre Kredite wieder pünktlicher, weil es ihnen wirtschaftlich besser geht. Wie die Finanzauskunft Schufa mitteilte, fielen zwischen Juni und Ende September rund zwölf Prozent weniger Ratenkredite aus als im Vorjahr. Auf Quartalssicht habe das Minus sieben Prozent betragen. Damit seien so wenige Kredite ausgefallen wie zuletzt Ende 2008.

Verbraucher können ihre Raten wieder zahlen. (Foto: Marcus Kaufhold)

Schufa-Vorstandschef Michael Freytag verwies zur Begründung für den "erfreulichen Rückgang" auf den robusten Arbeitsmarkt. Doch auch die "sorgfältige und gewissenhafte Prüfung der Kreditwünsche durch die Banken" spiele eine wichtige Rolle, sagte der ehemalige Hamburger Finanzsenator.

Die Deutschen nahmen im Krisenjahr 2009 rund zehn Prozent mehr Konsumentenkredite auf als im Jahr zuvor. Damit seien unter anderem mithilfe der staatlichen Abwrackprämie Autokäufe finanziert worden. Darüber hinaus seien Elektronik- und Einrichtungsgüter gefragt gewesen. Insgesamt fielen 2,4 Prozent aller Konsumentenkredite aus. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg im ersten Halbjahr 2010. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes beantragten 53.864 Personen eine Verbraucherinsolvenz, 11,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Der für Finanzdienstleistungen zuständige EU-Kommissar Michel Barnier will den Einfluss von Bankenlobbyisten auf die Finanzregulierung eindämmen. "Ich bin überzeugt, dass mehr getan werden muss, damit die Zivilgesellschaft aktiver an der Politikgestaltung im Binnenmarkt teilnimmt", zitierte die Financial Times Deutschland aus einem Brief Barniers an die Organisation Alter-EU (Verändere die EU). Barnier plant, die derzeit von Vertretern aus der Finanzwirtschaft dominierten EU-Beratergremien künftig stärker für Wissenschaftler, Aktivisten und Gewerkschafter zu öffnen.

Das Netzwerk Alter-EU setzt sich für eine größere Transparenz in den EU-Institutionen ein. Akteure außerhalb der Industrie müssten in einem "ausgewogenen Verhältnis" zu Wort kommen. Bei der Finanzregulierung lässt sich die EU-Kommission dem Bericht der FTD zufolge bislang von neun Expertengruppen beraten. Darin sitzen 191 Firmenvertreter und einige Wissenschaftler, die zu komplexen Fragen, etwa bei den Regeln für die Kapitalausstattung, die Marktinfrastruktur und die Abwicklung des Wertpapierhandels, Stellung nehmen.

Die japanische Bank Nomura will in Deutschland wieder Derivate für Privatanleger anbieten. Der entsprechende Basisprospekt für neue Zertifikate liege bereits zur Genehmigung bei der Aufsichtsbehörde in Luxemburg, sagte Roland Lang, Leiter des Derivategeschäfts für Deutschland und Österreich. "Unser Ziel ist es allerdings nicht, ein Vollsortimentsanbieter für Retail-Kunden zu werden", erklärte Lang.

Seit etwa zwei Jahren hat Nomura keine neuen Zertifikate für den deutschen Markt emittiert. Das hing unter anderem damit zusammen, dass Nomura sein Geschäft nach der Übernahme von europäischen und asiatischen Teilen der US-Bank Lehman Brothers neu ordnen wollte.

Zuvor hatte sich Nomura in Deutschland als innovativer Nischenanbieter von Zertifikaten einen Namen gemacht, unter anderem mit Produkten auf Hedgefonds. Aktuell umfasst die Zertifikatepalette 22 Produkte, von denen 19 über die Euwax handelbar sind.

Nomura plant eine zweigleisige Strategie am Markt für Privatanleger-Derivate: Zum einen will das Haus die komplette Abwicklung und Absicherung für Produkte von Drittanbietern übernehmen, also eine sogenannte White-Labelling-Dienstleistung anbieten. Zum anderen will sie zum Jahreswechsel erste eigene Zertifikate mit Zeichnungsfristen auflegen.

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