Logistik:Fedex will keine Amazon-Pakete mehr austragen

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Fedex kann den Verlust des prominenten Kunden verschmerzen - im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern. (Foto: AFP)
  • Der Logistikkonzern Federal Express (Fedex) will in den USA nicht länger Pakete von Amazon liefern.
  • Offenbar will der Konzern den Online-Riesen nicht länger bei dessen Einbruch in den Logistikmarkt unterstützen.
  • Fedex selbst kann den Verlust des prominenten Kunden verschmerzen - im Gegensatz zu anderen Konkurrenten.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Wenn ein Unternehmen, das Pakete ausliefert, plötzlich keine Pakete mehr ausliefern will, zumindest nicht die eines wichtigen Großkunden, dann muss etwas gehörig schief gelaufen sein in der Beziehung zum bisherigen Geschäftspartner. Anders lässt sich nicht erklären, warum der Logistikkonzern Federal Express (Fedex) jetzt angekündigt hat, den Ende August auslaufenden Vertrag mit dem Online-Händler Amazon nicht zu verlängern. Stattdessen, so Fedex, wolle man sich in Zukunft auf andere Kunden und "den breiteren E-Commerce-Markt konzentrieren".

Hintergrund der Entscheidung ist offenbar das Amazon-Vorhaben, immer mehr Bestellungen selbst auszuliefern. Der Konzern hat dazu in großem Stil Lieferwagen gekauft und eigene Fahrer eingestellt, zugleich heben auf den Flughäfen der USA immer öfter Frachtmaschinen mit der hellblauen Aufschrift "Prime Air" ab. Fast die Hälfte aller Pakete, die Kunden in den USA über Amazon ordern, werden mittlerweile von Mitarbeitern des Konzerns zugestellt. Noch Anfang 2017 hatte diese Quote bei gerade einmal gut zehn Prozent gelegen. Bald schon will das Unternehmen mit Sitz in der Westküstenmetropole Seattle zudem damit beginnen, auch Warensendungen anderer Anbieter auszuliefern.

Größter Amazon-Zusteller war lange Zeit die US-Post

Amazon ist damit für Fedex längst nicht mehr nur Kunde, vielmehr sieht sich der Logistikkonzern auf seinem ureigenen Terrain attackiert. Die Fedex-Spitze habe realisiert, "dass aus einem falschen Freund ihr Rivale geworden ist", sagte Trip Miller vom Finanzhaus Gullane Capital der Agentur Reuters. Der Online-Dienst Axios bezeichnete Amazon schon als "den neuen König des Transportgewerbes". Offenbar wollte Fedex den künftigen Wettbewerber nun nicht länger bei dessen Einbruch in den Logistikmarkt unterstützen.

Fedex kann den Verlust des prominenten Kunden verschmerzen, weil man zuletzt ohnehin nur noch rund ein Prozent aller Amazon-Pakete auslieferte. Damit ist der Konzern aus Memphis weit weniger abhängig von dem Online-Händler als der Rivale UPS, der gut 20 Prozent aller bei Amazon georderten Waren zu den Endkunden bringt. Größter Zusteller war lange Zeit die US-Post, deren Anteil sich allerdings zwischen Anfang 2017 und Mitte 2019 von etwa 60 auf gut 30 Prozent halbiert hat.

Die Amazon-Führung reagierte offiziell gelassen auf die Fedex-Ankündigung, dabei trifft sie der Beschluss zur Unzeit: Nicht nur, dass schon bald das Weihnachtsgeschäft ansteht, der Online-Konzern hat seinen Kunden auch versprochen, so viele Bestellungen wie möglich künftig binnen eines Tages zuzustellen. Experten verweisen zudem darauf, dass es selbst für eine Firma wie Amazon ein weiter Weg sei, bis sie auf dem Logistikmarkt mit den Marktführern Fedex und UPS konkurrieren könne: Wenn das das Ziel sei, werde Amazon noch Dutzende Milliarden Dollar in Lkw, Flugzeuge und neue Logistikzentren investieren müssen.

© SZ vom 09.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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