Fachkräftemangel:Ostdeutschland für ausländische Fachkräfte nicht sehr attraktiv

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Nach einer Auswertung des arbeitgebernahen Instituts IW besteht bei Zuzug und Integration von qualifizierten Arbeitskräften ein Ost-West-Gefälle.

Im Wettbewerb um Fachkräfte hat der Osten Deutschlands beim Werben um qualifiziertes Personal aus dem Ausland Standortnachteile. Beim Stand von Zuzug und Integration bestehe ein Ost-West-Gefälle, heißt es dazu in einer Auswertung des arbeitgebernahen Instituts IW. In den ostdeutschen Bundesländern liegt der Anteil der ausländischen Einwohner mit unbefristetem Aufenthaltstitel an allen ausländischen Bürgern demnach bei durchschnittlich 37 Prozent und ist damit deutlich niedriger als in den westdeutschen Ländern. "Zudem lässt sich eine Binnenmigration von Ost nach West bei Ausländern feststellen. Dies ist für Unternehmen ein Nachteil bei der Anwerbung neuer ausländischer Fachkräfte", schrieben die Autoren Simon Gerards Iglesias und Lennart Maaßen in einem IW-Kurzbericht.

Zudem seien die ökonomischen Perspektiven für Ausländer jenseits der Elbe schlechter als im Westen, was sich in der deutlich höheren Arbeitslosigkeit unter Ausländern in Ostdeutschland von 18,5 Prozent gegenüber 12,9 Prozent im Westen widerspiegele. Überdies spiele auch die sogenannte Kettenmigration bei der Ost-West-Wanderung eine Rolle - also der Zuzug der Migranten an Orte, an denen bereits eine größere Anzahl an Verwandten oder ethnisch und kulturell gleichen Personen wohne. Für Ostdeutschland bedeute dies, dass aufgrund der geringen Präsenz an Ausländern die Attraktivität für den Zuzug neuer Ausländer niedriger sei als in Westdeutschland. "Dies könnte bald zum Problem werden", so die Autoren. Sie verweisen darauf, dass die ostdeutschen Bundesländer nach den Ankündigungen mehrerer Großinvestitionen durch Unternehmen in zukunftsorientierten Branchen einen steigenden Bedarf an Fachkräften haben, der durch Zuzug und Einwanderung gedeckt werden muss.

Zu den Leuchtturmprojekten zählen Werke in Sachsen-Anhalt und Sachsen: Intel plant eine Chipfabrik in Magdeburg und der taiwanische Chipkonzern TSMC baut zusammen mit drei Partnern in Dresden eine neue Halbleiter-Fabrik. Die Neuansiedlungen großer Unternehmen drohen den bestehenden Fachkräftemangel laut IW weiter zu verschärfen. Sie könnten jedoch auch eine Chance darstellen, den Standort Ostdeutschland attraktiver für ausländische Fachkräfte zu machen. "Entscheidend ist auch ein politisch-gesellschaftliches Klima, in dem sich Einwanderer willkommen fühlen. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe für Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft", erklärten die Studienautoren vom IW. Deutschland und speziell die ostdeutschen Bundesländer müssten attraktiver für Einwanderer werden.

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