Facebook:Die Methode Zuckerberg

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Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat erklärt, sein Konzern werde angemessen hohe Steuern zahlen. (Foto: AFP)

Digitalkonzerne wie Facebook sind Meister darin, Steuern zu vermeiden. Ihr Datenschatz lädt zum Missbrauch ein und schafft Monopole. Die EU muss eingreifen.

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Gut möglich, dass es sich Mark Zuckerberg in seinen Anfangsjahren als Konzernchef etwas leichter vorgestellt hat, wie es sein würde, die Welt zu beherrschen. Nun, da sein Firmenkonglomerat aus Facebook, Instagram und Whatsapp diesem Ziel so nahe ist, wie es die vertrackte Weltlage überhaupt zulässt, muss er aber erfahren: Mit viel Marktmacht kommt auch viel Verantwortung. Schließlich ist der Facebook-Konzern ja kein Hersteller von Zahnbürsten oder Fernsehgeräten. Er ist - auch wenn die Verantwortlichen es aus verständlichen Gründen verneinen - ein Medienkonzern, der großen Einfluss auf das Weltgeschehen besitzt.

Facebook - und viele andere Unternehmen aus den USA - verfahren dabei gerne nach dem Motto: "Lass uns erst mal loslegen, wenn es dann Probleme gibt, kümmern wir uns drum." Das ist wichtig, um im schnelllebigen Digitalzeitalter eine kritische Masse zu erreichen. Doch die Probleme gibt es eben auch. Und Facebook gehört nicht zu denjenigen, die einem als Erstes einfallen, wenn es darum geht, diese ernsthaft in Angriff zu nehmen.

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Die Methode Zuckerberg ist es eher, immer nur so wenig nachzugeben, wie es irgendwie geht. Soziale Netzwerke sind so designt, dass sie die Nutzer süchtig machen nach der Anerkennung durch Likes? Seriöse Nachrichten gehen eher unter im Strom der Eitelkeiten, Lügen und Nebensächlichkeiten? Immer noch sind soziale Netzwerke Plattformen, auf denen Unwahrheiten verbreitet werden, sich Informationsblasen bilden? Alles richtig. Aber weil Mark Zuckerberg sich nicht selbst schaden will, wird er daran, soweit es geht, festhalten. Denn genau das waren ja die Faktoren, die zum Erfolg seiner Dienste geführt haben. Sie treiben das Werbegeschäft, von dem Facebook zu fast hundert Prozent lebt.

Mittlerweile kämpft der zur Reizfigur gewordene Jungmilliardär aber auch mit dem ziemlich schlechten Ruf seines Lebenswerks. Also versucht er, auch vorbeugend zu handeln. Regulierung? Ja, bitte, verkündet sein oberster Kommunikator Nick Clegg. Und nun: Mehr Steuern zahlen? Ja, gerne. Die Initiative der OECD dazu sei begrüßenswert, lässt Zuckerberg verlauten. Als ob er nicht wüsste, wie langsam die Mühlen internationaler Gremien mahlen und wie wenig dabei am Ende oft herauskommt. Das bringt erst mal Zeit. Und wenn sich Einzellösungen vermeiden lassen, die kompliziert und vermutlich teurer für Facebook wären, spart ihm das Milliarden. Das gilt übrigens genauso für eine Vielzahl anderer Konzerne, die es wie Facebook zur Perfektion getrieben haben, ihre Steuerlast durch allerlei Tricks zu minimieren.

Sie beteiligen sich dadurch nicht nur zu wenig an den Gemeinwesen, in denen sie ihr Geld verdienen. Die Digitalkonzerne häufen auch ein ebenso wertvolles Gut an: Daten. Eine Stasi mit einem derartigen Werkzeug ist eine äußerst bedrückende dystopische Vorstellung, aber keineswegs irreal. Die Macht der Datensammler ist aber auch aus wirtschaftlicher Sicht zu verurteilen. Auf ihrer Grundlage lassen sich äußerst lukrative Geschäftsmodelle errichten, von denen Konkurrenten mangels Datenmasse quasi ausgeschlossen sind.

Immer wieder hört man, bei Produkten wie sozialen Netzwerken und Internet-Shopping sei es zu spät, man müsse sich nun auf Europas Stärken besinnen und die Fertigung digitalisieren. Da ist etwas Wahres dran. Aber es ist auch geboten, die Datenmonopolisten einzubremsen. Warum können Messenger-Dienste wie Whatsapp nicht App-übergreifend funktionieren? Und es wäre ein erster Schritt, den Datenschatz der Konzerne - natürlich zuverlässig anonymisiert - der Allgemeinheit wenigstens teilweise zugänglich zu machen.

© SZ vom 15.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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