Ex-Konzernchef gegen Investor:Streit der Millionäre eskaliert: Claassen zeigt Maschmeyer an

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Utz Claassen, hier auf einem Archivbild aus dem Jahr 2011, zieht gegen seinen Ex-Kumpel Carsten Maschmeyer vor Gericht. (Foto: dpa)

Der Geschäftsmann holt zum Gegenschlag aus gegen seinen ehemaligen Kumpel, der ihn ebenfalls angezeigt hat. Es geht um den Vorwurf der falschen Verdächtigung - unter anderem.

Von Klaus Ott und Uwe Ritzer

Zuerst ist Carsten Maschmeyer zur Staatsanwaltschaft gegangen. Vor einem Monat reichte der prominente Multimillionär und Investor aus Hannover dort Strafanzeige gegen den nicht weniger bekannten Geschäftsmann Utz Claassen ein. Claassen, ehedem Chef des Energiekonzerns EnBW und anderer Unternehmen, soll Vermögen der gemeinsamen Medizinfirma Syntellix veruntreut haben. Es geht um ein Sponsoring von Syntellix beim Fußballklub Real Mallorca, der früher Claassen gehörte, in Höhe von 120 000 Euro.

Jetzt holt Claassen zum Gegenschlag aus und zeigt seinerseits Maschmeyer an; ebenfalls bei der Staatsanwaltschaft in Hannover. Der Ex-Konzernchef bezichtigt den Investor und einen seiner Anwälte der falschen Verdächtigung, der Verleumdung und anderer Delikte. Maschmeyer wolle ihn, glaubt Claassen, diskreditieren und gezielt schädigen. Auf diese Weise wolle sich der Investor "hinterrücks" die Mehrheit an der gemeinsamen Medizinfirma sichern.

So steht es, wie die SZ erfuhr, in Claassens Strafanzeige gegen Maschmeyer. Die Strafanzeige soll 37 Seiten umfassen und damit mehr als doppelt so umfangreich sein wie Maschmeyers Eingabe gegen Claassen bei der Staatsanwaltschaft. Maschmeyers Anzeige ist 17 Seiten lang. Beide Papiere haben jeweils den gleichen Tenor: Man sei von dem Geschäftspartner übel auf´s Kreuz gelegt worden.

Vor Jahren fanden die beiden Gefallen aneinander

Es ist ein in dieser Härte seltener Streit unter zwei Alpha-Männern der deutschen Wirtschaft. Hier Maschmeyer, 57, der mit seinem umstrittenen Finanzvertrieb AWD reich geworden ist; der immer wieder die Nähe zu Politikern bis hin zu Gerhard Schröder und Christian Wulff suchte. Und der durch die Heirat mit der Schauspielerin Veronica Ferres noch prominenter geworden ist, als er ohnehin schon war.

Dort Utz Claassen, 53, der seine Millionen früher in der Industrie verdient hat. Bei Ford, Volkswagen, Seat, beim Strom- und Atomriesen EnBW, und schließlich bei der Sonnenfirma Solar Millenium. Die erwies sich als unseriös, Claassen trat nach 74 Tagen wieder ab, und geriet in den Ruf eines Raffzahns. Er hatte eine Einmalzahlung in Höhe von neun Millionen Euro kassiert.

Vor Jahren fanden die beiden Gefallen aneinander und engagierten sich gemeinsam in der Hannoveraner Medizinfirma Syntellix, die ausweislich des Geschäftsergebnisses 2015 noch Millionenverluste einfährt. Die aber mit neuartigen Implantaten für Knochenverletzungen groß herauskommen will. Wer bei Sytellix die Macht hat, hat auch die größte Aufsicht auf Profite, sollte eines Tages der Durchbruch gelingen.

Heftige Vorwürfe

Claassens Vorwürfe sind heftig: Aufgrund von Maschmeyers in den Medien lancierten Attacken hätten bereits Kunden und Investoren Abstand von Syntellix und ihm, Claassen, genommen. Das sei wesentlich schlimmer als eine "Alltagsbeleidigung", etwa durch unflätige Schimpfworte. Zudem habe ein Anwalt Maschmeyers das Verhalten von Claassen sogar als kriminell bezeichnet.

Claassens Anwälte bitten daher in der für ihren Mandanten eingereichten Strafanzeige die Staatsanwaltschaft Hannover, diese Vorgänge nicht als alltägliche Beleidigung oder bloßes Bagatelldelikt zu betrachten. Sondern der Sache auf den Grund zu gehen.

Maschmeyer wiederum glaubt, Syntellix habe Real Mallorca nur deshalb gesponsert, um den Fußballklub hübsch zu machen für einen Verkauf. Zum Wohl von Claassen, Aktionär und Aufsichtsratschef von Syntellix und ehedem auch Inhaber von Real Mallorca. Für Sytellix selbst habe das Sponsoring keinen Sinn ergeben. Das sei Veruntreuung von Firmenvermögen gewesen.

Das stimme nicht, entgegnet Claassen in seiner Strafanzeige. Maschmeyer behaupte "unwahre Tatsachen". Claassen sieht sich in seiner Ehre verletzt, Maschmeyer in seinen Rechten als Mitinhaber von Syntellix. Der Streit beschäftigt auch schon Gerichte. Nun soll die Justiz herausfinden, wer Recht hat und wer nicht.

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