EU-Kommission:Deutsches Bremsen-Kartell

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Brüssel verhängt eine Millionenstrafe gegen die Autozulieferer Bosch und Continental. Bosch war gleich an drei Kartellen beteiligt.

Von Stefan Mayr und Alexander Mühlauer, Berlin/Brüssel

Die deutschen Autozulieferer Bosch und Continental sollen wegen illegaler Kartellabsprachen eine Millionenstrafe zahlen. "Die betrügerischen Arrangements fanden auf Kosten der Automobilhersteller statt", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel. Von den daraus resultierenden höheren Preisen seien im Endeffekt auch die Verbraucher betroffen. Vestager verhängte zudem hohe Strafzahlungen gegen ein Kartell von Reedereien, die Fahrzeuge verschifften. Insgesamt verlangt sie mehr als eine halbe Milliarde Euro von den betroffenen Unternehmen.

Bosch war der EU-Kommission zufolge gleich an drei Kartellen beteiligt. In zwei Fällen ging es um Bremssysteme. Im Visier der Brüsseler Behörde waren Lieferungen an die Autohersteller Daimler und BMW zwischen 2007 und 2011 sowie an VW in den Jahren 2010 und 2011. Ein dritter Fall von unerlaubten Absprachen unter Beteiligung von Bosch betrifft die Lieferungen von Zündkerzen an verschiedene europäische Autohersteller zwischen den Jahren 2000 und 2011. Die Kommission belegte Bosch mit einer Geldbuße von insgesamt 77 Millionen Euro. An den Kartellen bei Bremssystemen war der Behörde zufolge auch Continental beteiligt und soll dafür 44 Millionen Euro Strafe zahlen.

Bosch-Chef Volkmar Denner wollte auf einer Pressekonferenz in Berlin keine Stellung zu dem Kartellvorwurf abgeben. Stattdessen veröffentlichte der Konzern eine schriftliche Stellungnahme. "Bosch hat eng mit der Europäischen Kommission kooperiert, um diese Sachverhalte abschließend aufzuklären. Bosch toleriert keine Verstöße gegen interne Leitlinien oder die verbindlichen Werte des Unternehmens." Dem Stiftungsunternehmen tun Gesetzesverstöße von Mitarbeitern besonders weh, denn es beruft sich stets auf den Ausspruch von Firmengründer Robert Bosch: "Lieber Geld verlieren als Vertrauen." Auch Continental betonte, das Unternehmen habe mit der Kommission "umfänglich nach deren Kronzeugenregelung kooperiert". Conti hatte wegen des Kartellverfahrens bereits Rückstellungen gebildet, welche die verhängte Geldbuße "voll decken".

Die höchsten Strafen verhängte die EU-Kommission gegen eine norwegisch-schwedische, eine chilenische und drei japanische Firmen. Vestager kündigte weitere Entscheidungen an. So seien die Ermittlungen wegen eines möglichen deutschen Autokartells noch nicht abgeschlossen. Dabei geht es um angebliche Absprachen zwischen VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler. Die nun verhängten Strafzahlungen haben damit laut Vestager aber nichts zu tun.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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