Energie:Opec-Chef: Krisen treiben Energiepreise

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Moskau/Berlin (dpa) - Energie wird nach Angaben der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wegen der sich verschärfenden Krisen in der Ukraine und im Irak weltweit teurer.

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Moskau/Berlin (dpa) - Energie wird nach Angaben der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wegen der sich verschärfenden Krisen in der Ukraine und im Irak weltweit teurer.

Allein der erneut zugespitzte Gaskonflikt zwischen Moskau und Kiew habe den Ölpreis bereits um zwei bis drei US-Dollar je Barrel steigen lassen, sagte der Chef des Ölkartells, Abdalla Salem El-Badri, am Dienstag bei einer Branchenkonferenz in Moskau. In Deutschland sorgen vor allem die sinkenden Kosten für Energie derzeit aber noch für eine geringe Inflation. Die USA weiten die heimische Öl- und Gasförderung unterdessen so stark aus wie noch nie in ihrer Geschichte.

Die Krise im Irak habe erst angefangen, warnte El-Badri in Moskau: „Es geht um viel.“ Mit Blick auf Russlands Stopp der Gaslieferungen für die Ukraine sagte er, beide Seiten müssten ihren Streit lösen.

„Es gibt Spannungen“, sagte der Opec-Chef. Noch fließe das Gas in die Europäische Union durch die Ukraine, die das wichtigste Transitland für Lieferungen nach Mittel- und Westeuropa ist. El-Badri betonte aber auch: „Der Markt ist nervös, wenn die Zufuhr gekürzt wird.“

Experten warnen, dass die Ukraine den Durchfluss von Gas in die EU kappen könnte, um ihren eigenen Bedarf zu decken. Russland liefert dem Nachbarland seit Montag wegen Milliardenschulden kein Gas mehr.

Auf dem World Petroleum Congress in der russischen Hauptstadt - einem der weltweit größten Treffen von Öl- und Gasexperten - war das Verständnis für den Schritt des Energieriesen Gazprom groß. „Es gibt einen Vertrag“, meinte El-Badri. Er warnte vor einer Verschärfung die Krise: „Es gibt kein Vertrauen, wenn ein Partner nicht bezahlt.“

Der deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall sieht bei der Vermittlung im Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine auch EU-Politiker in der Pflicht, um eine mögliche Versorgungskrise in Europa abzuwenden.

Wegen Schwierigkeiten im Verhältnis mit dem Westen hätten „extrem wichtige russisch-europäische Energieprojekte“ derzeit Probleme, sagte Vorstandschef Rainer Seele. Die Politik müsse überzeugt werden, dass Vorhaben wie die Pipeline South Stream unter Umgehung der Ukraine ein Beitrag zur Energiesicherheit in Europa seien. Im Moment bestehe keine Gefahr, weil die Gasspeicher gut gefüllt seien.

Um sich unabhängiger von internationalen Energielieferungen zu machen, haben die Vereinigten Staaten ihre Versorgung aus eigenen Quellen 2013 so stark gesteigert wie nie zuvor. Um 1,1 Millionen Barrel pro Tag (13,5 Prozent) nahm die Förderung zu, wie der britische Rohstoffriese BP in einer Studie ermittelte. Die USA setzen seit einiger Zeit vermehrt auf die umstrittene Fracking-Methode, um in tiefem Gestein eingeschlossenes Öl und Gas zu gewinnen.

Damit eilen sie anderen Ölförderländern zunehmend davon. Im weltweiten Schnitt lag die gesamte Ölproduktion der BP-Analyse zufolge 2013 nur um 560 000 Barrel am Tag (0,6 Prozent) über der des Vorjahres. 10,8 Prozent des Öls kamen aus den USA, 2012 waren es noch 9,6 Prozent. Nur Russland (12,9 Prozent) und Saudi-Arabien (13,1 Prozent) lagen weiter vorn. Russland steigerte seine Produktion 2013 um 1,3 Prozent, diejenige Saudi-Arabiens sank um 1,1 Prozent.

Gleichzeitig wuchs der US-Ölverbrauch am schnellsten. Mit 400 000 Barrel Mehrverbrauch pro Tag nahm der Ölhunger der Amerikaner erstmals seit 1999 wieder stärker zu als derjenige der Chinesen. Knapp ein Fünftel des weltweit geförderten Öls wurden in den USA verbraucht. Die Nachfrage legte rascher zu als die Produktion: Im Schnitt stieg sie um 1,4 Millionen Barrel am Tag (1,4 Prozent).

Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris wird der Fracking-Boom bis zum Ende dieses Jahrzehnts auch auf andere Länder überschwappen. Vor allem in Staaten wie Kanada, Russland und Argentinien seit mit einer Ausweitung der Förderung zu rechnen. Viele Länder versuchten, die Erfolgsstory aus den USA nachzuahmen.

Für die USA selbst wird mit einer Verdoppelung der Fördermenge auf 5 Millionen Barrel pro Tag gerechnet. „Bis Ende des Jahrzehnts wird es Nordamerika möglich sein, zum Netto-Exporteur von Ölflüssigkeiten zu werden“, meinte IEA-Chefin Maria van der Hoeven. Damit könnte die Abhängigkeit der USA von den Golfstaaten Vergangenheit sein. In Ländern wie Deutschland ist Fracking wegen Umweltrisiken umstritten.

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