Elektroautos:Zu wenig Saft

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SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert eine stärkere Förderung, um mehr Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen - bis 2020 soll es eine Million werden.

Von Markus Balser und Michael Bauchmüller, Berlin

Die Bundesregierung ist unzufrieden mit den Verkaufszahlen von Elektroautos. Zwar sei in den vergangenen Jahren eine Menge geschehen, sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Montag auf der Elektromobilitätskonferenz der Bundesregierung in Berlin. "Aber es gibt auch ganz klar weiterhin Nachholbedarf." Deutschland werde "um eine weitergehende Förderung nicht herumkommen, kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an und stellte finanzielle Anreize für den Kauf von Elektroautos noch in diesem Jahr in Aussicht. Die Elektromobilität habe auch bei den europäischen Nachbarländern nur mit staatlicher Förderung einen Sprung in der Verbreitung gemacht. "Man erwartet von uns noch in diesem Jahr eine Antwort, und wir werden uns Mühe geben", sagte Merkel.

Hintergrund der Forderungen ist der bislang recht schleppende Zuwachs bei strombetriebenen Fahrzeugen. Bis 2020 sollen sich nach Plänen der Bundesregierung hierzulande in einer Million Fahrzeugen ein Elektromotor finden. Ohne zusätzliche Anreize werde das Ziel nicht erreicht, räumte Gabriel ein. Denn nach jüngsten Daten sind erst knapp 22 000 Elektroautos mit reinem Batteriebetrieb angemeldet, plus 108 000 Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb. Sie kombinieren einen Verbrennungsmotor mit einem Elektroantrieb. Zusammen sind damit erst 0,6 Prozent der Autos in Deutschland mit Strom unterwegs - weit weniger als erhofft.

Eine am Montag begonnene zweitägige nationale E-Mobilitätskonferenz soll der Entwicklung auf die Sprünge helfen. Die von der Industrie geforderte Sonderabschreibung für Firmenfahrzeuge sei ein mögliches Modell der Förderung, sagte Gabriel weiter. Ein Beschaffungsprogramm für Dienstfahrzeuge von Bund, Ländern und Gemeinden ein anderes. "Vielleicht braucht man beide", sagte der SPD-Chef.

Als Knackpunkt hat die Bundesregierung daneben die Lade-Infrastruktur identifiziert, mitsamt den teils komplizierten Abrechnungssystemen. Dem dient auch eine am Montag vorgestellte Industrieinitiative, die den Zugang zu öffentlichen Ladesäulen vereinfachen soll. Der Stromverband BDEW stellte zudem ein Konzept für den Aufbau von 10 000 weiteren Ladesäulen bis 2017 vor. Finanziert werden solle dies durch "ein partnerschaftliches Finanzierungskonzept zwischen öffentlicher Hand und der Wirtschaft", schlug der BDEW vor.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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