Signa-Baustelle in Hamburg:Milliardär Kühne sucht Lösung für den Elbtower

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Der Elbtower wird derzeit nicht weitergebaut, die Hamburger nennen ihn daher "kurzer Olaf", in Anlehnung an ihren ehemaligen Bürgermeister und jetzigen Bundeskanzler Scholz. (Foto: FABIAN BIMMER/REUTERS)

Wenn Hamburg leidet, ist Klaus-Michael Kühne zur Stelle: Der Logistik-Unternehmer erwägt, sich beim kriselnden Signa-Bauprojekt zu engagieren.

Von Saskia Aleythe, Hamburg

Macht er's oder macht er's nicht? Es ist mal wieder so weit: Hamburg diskutiert über die Geschäfte von Klaus-Michael Kühne und die Frage, wohin sein Geld fließt. Das hat in der Hansestadt Tradition, schließlich schlägt das Herz des Unternehmers für seine Heimatstadt, auch wenn er schon seit Jahren in der Schweiz wohnt. Und er hat ein Vermögen, das die Fantasie der Menschen anregt. Die Elbphilharmonie hat der Milliardär üppig gesponsort, hier noch ein Luxushotel an der Alster gebaut, dort die Bundesligaträume des HSV finanziert - und nun also das Stadtgespräch: Wird Kühne auch zum Retter des Elbtowers?

Der Elbtower ist das Prestigeobjekt der Signa-Tochter Prime, 245 Meter soll er mal groß werden und die gesamte Hafencity überragen. Doch bei 100 Metern ist jetzt seit Ende Oktober Schluss, die Bauarbeiten sind gestoppt. Der Baukonzern Lupp hat seine Tätigkeit eingestellt, weil der Bauherr - die österreichische Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko - mit Zahlungen in Verzug ist. Ein Zustand, den sich Kühne auf Dauer nicht mit ansehen kann. Auf SZ-Anfrage teilt eine Sprecherin mit: "Die Kühne Holding prüft derzeit Möglichkeiten, wie sie zu einer Lösung des Problems beitragen kann." Medienberichte, wonach er mit der Stadt Hamburg verhandele, werden allerdings dementiert: "Es gibt keine Gespräche mit der Stadt und keine aktuellen Verhandlungen." Kühne ist seit 2020 mit zehn Prozent an der Signa Prime Selection AG beteiligt.

Klaus-Michael Kühne, Logistik-Milliardär und Hamburger. (Foto: Carsten Dammann; via www.imago-images.de/imago images / Carsten Dammann)

Am Freitag hatte die Tochterfirma Signa Real Estate Management Germany (Signa REM) Insolvenz angemeldet, schon seit Wochen ist ungewiss, wie es mit dem kriselnden Handels- und Immobilienimperium von Benko weitergeht. Größte Baustelle dieser Krise ist der Elbtower mit seinen geplanten Baukosten in Höhe von 950 Millionen Euro. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Planungen zum Turm in seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister noch mit dem Benko-Konzern ausgehandelt. 2018 war das, und da schon ein umstrittenes Vorhaben, die Steuerzahler hatten gerade erst die 800 Millionen Euro für die Elbphilharmonie verkraftet. Mit dem Baustopp hat die Baustelle des Elbtowers nun einen griffigen Spitznamen bekommen: "kurzer Olaf".

Unwahrscheinlich, dass die Stadt selbst fertig baut

Nachdem die Arbeiten an der Elbe stillstanden, war bereits über einen Einstieg von Klaus-Michael Kühne spekuliert worden, in der Hamburger Politik wurden Wünsche nach Unterstützung des Logistikunternehmers laut. Auch das hat in Hamburg Tradition, allerdings ist das Verhältnis zwischen ihm und dem Senat derzeit angespannt: Kühne hatte zuletzt eine Übernahme des Hamburger Hafens erwogen, wurde dann aber recht rüde abgespeist. Den Zuschlag bekam die Großreederei Mediterranean Shipping Company aus der Schweiz.

Nun also der Elbtower, der ursprünglich 2025 fertiggebaut sein sollte, als drittgrößtes Gebäude Deutschlands. Doch die Arbeiten waren schon vor dem Baustopp weit in Verzug geraten, vor 2028 rechnete niemand mehr mit der Fertigstellung. Die Stadt hat aktuell keine Zugriffsrechte auf das Projekt, bekäme aber Strafzahlungen bei nicht erreichten Meilensteinen im Baufortschritt und auch ein Rückkaufsrecht. Letzteres allerdings erst 2029. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) machte in der Hamburger Bürgerschaft schon mal deutlich, dass der Weiterbau wohl nur über einen neuen Investor laufen wird. "Dass die Stadt das Gebäude selbst fertig baut, kann ich mir nicht vorstellen", sagte sie.

Bei einer Insolvenz der eigens für den Elbtower gegründeten Immobilien GmbH wäre ein Verkauf des Gebäudes die wahrscheinlichste Option. Und Klaus-Michael Kühne ein interessierter Gesprächspartner, der sich wohl auch mit der Commerzbank-Tochter Commerz Real austauschen muss. Ihr offener Immobilienfonds "Hausinvest" war 2022 mit einer Beteiligung von 25 Prozent an der Hochhausentwicklung eingestiegen und hat ebenfalls Interesse daran, dass der Elbtower fertig wird. Und nicht nur der "kurze Olaf".

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, Commerz Real wolle selber in den Elbtower ziehen. Dies ist nicht der Fall. Commerz Real hat lediglich eine Minderheitsbeteiligung am Eigenkapital der Elbtower Immobilien GmbH.

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