Einlagensicherung:Sicher ist sicher

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Das Logo am Sitz der Greensill Bank in Bremen. Dass ein deutsches Geldhaus pleitegehen würde, hatte niemand auf dem Schirm. (Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Die Pleite der Bremer Greensill Bank wirft die Frage auf, wie Kundengelder künftig geschützt werden. Finanzexperten fordern eine Reform der Einlagensicherung.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Es war eine Frage der Zeit, bis einmal etwas schieflaufen würde bei Zinsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot, die sich darauf spezialisiert haben, Tages- und Festgeldangebote zu vermitteln. Immer wieder hatten Verbraucherschützer davor gewarnt, dass die aufstrebenden Plattformen auch exotischere Partnerbanken im Programm haben, die nicht der deutschen Einlagensicherung unterliegen. Dass nun ausgerechnet ein deutsches Geldhaus pleitegehen würde, hatte allerdings kaum jemand auf dem Schirm: Im März aber musste die Bremer Greensill Bank geschlossen werden, nachdem sie mit dem britisch-australischen Mutterkonzern in eine Schieflage geraten war.

Um die Geschäfte der Mutter zu finanzieren, hatte die Bank mit vergleichsweise attraktiven Festgeldkonditionen rund drei Milliarden Euro Einlagen eingesammelt - zum Teil über Zinsplattformen. Zwar bekommen wohl alle Privatkunden und auch einige institutionelle Kunden ihr Geld von der Einlagensicherung der privaten Banken erstattet. Nun aber müssen die Institute den Sicherungstopf mühsam wieder auffüllen - in der Fachwelt ist daher eine Debatte entbrannt, ob die Einlagensicherung der privaten Banken womöglich falsche Anreize setzt, indem sie Spargelder fast unbegrenzt absichert. Auch Sparkassen und Volksbanken sichern ihre Mitgliedsbanken so gut wie unbegrenzt ab.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat im Mai 188 Finanzmarktexperten und -Expertinnen nach ihrer Meinung zur Reform einer Einlagensicherung gefragt. 65 Prozent der befragten Experten wollen Zinsplattformen dazu verpflichten, ihre Kunden besser über die Risiken aufzuklären. Dass diese Plattformen aus eigenem Interesse dafür sorgen würden, dass Anbieter mit besonders riskantem Geschäftsmodell nicht auf ihrer Plattform vertreten sind, ziehen 57 Prozent der Befragten in Zweifel. Eine Mehrheit von 44 Prozent lehnt es zwar ab, dass Zinsplattformen im Entschädigungsfall einen Teil der vermittelten Einlagen ersetzen müssen. 70 Prozent aber würden es begrüßen, wenn Kunden im Entschädigungsfall einen kleinen Selbstanteil von fünf bis 15 Prozent tragen würden.

"Das Beispiel Greensill bestätigt, was wir aus zahlreichen Studien wissen: Die Einlagensicherung kann Anleger und Anlegerinnen dazu bringen, das Risiko ihrer Einlagen zu unterschätzen", sagt Karolin Kirschenmann, stellvertretende Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement". Ein solches Verhalten sei nachvollziehbar, doch sollte der Bankensektor "nachsteuern", um das Schadensfallrisiko im Falle einer Bankeninsolvenz zu senken beziehungsweise die Schadensfallsumme für die Einlagensicherung einzugrenzen.

"Wir zahlen nicht drei Milliarden Euro aus und gehen zur Tagesordnung über."

Die Privatbanken prüfen derzeit ohnehin, ob und wie sie ihre Einlagensicherung reformieren können. "Wir zahlen nicht drei Milliarden Euro aus und gehen zur Tagesordnung über", hatte der scheidende Präsident des Privatbankenverbands BdB, Hans-Walter Peters, unlängst gesagt. Der Einlagensicherungsfonds sei für den normalen Sparer da und nicht für professionelle Investoren, die auf der Suche nach höheren Zinsen seien und das Risiko abwälzten auf die Gesamtheit der privaten Banken.

Private Institute wie Deutsche Bank und Commerzbank zahlen jährlich eine Abgabe für den Fonds, der Einlagen von Sparern bis zu einer gewissen Höhe schützt. Bei der Greensill Bank hatten auch einige öffentliche Institutionen wie Rundfunkanstalten Gelder angelegt, die vom BdB entschädigt wurden. Der Verband will prüfen, ob solche Einlagen auch weiterhin von dem Fonds geschützt sein sollten oder ob sie wie die Kommunen künftig außen vor gelassen werden. Spareinlagen von Städten und Gemeinden sind seit Oktober 2017 aus der Einlagensicherung ausgenommen. Sie hatten dennoch fast 500 Millionen Euro bei der Greensill Bank angelegt - Geld, das wohl für immer verloren ist. Kein Wunder, dass 49 Prozent der vom ZEW Befragten dafür plädieren, dass die öffentlichen Haushalte zu mehr Transparenz bei ihren Geldanlagen verpflichtet werden sollten. 21 Prozent der Befragten sind sogar der Ansicht, dass die Anlagemöglichkeiten öffentlicher Haushalte gesetzlich eingeschränkt werden sollten.

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