Die Zukunft von Opel:Einig ja, aber keine Entscheidung

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Strittige Punkte ausgeräumt, aber noch ist nichts entschieden: Die Opel-Zukunft bleibt weiter offen, auch wenn Magna schon eine Einigung mit GM verkündet.

Ist das die lang erwartete Einigung? Nach den zähen Verhandlungen hat sich der Opel-Bieter Magna nach eigener Aussage mit der ehemaligen Mutter General Motors (GM) auf eine Übernahme des Rüsselsheimer Autoherstellers geeinigt.

Seit Monaten ist die Zukunft von Opel ungewiss - liegt nun eine Lösung auf dem Tisch? (Foto: Foto: AP)

Magna, der russische Partner Sberbank und GM seien auf Managementebene in allen Punkten übereingekommen, sagte Magna-Co-Chef Siegfried Wolf. Nun müsse der GM-Verwaltungsrat noch zustimmen. GM bestätigte, dass sich Parteien in der Nacht auf Donnerstag auf einen unterschriftsreifen Vertrag geeinigt hätten.

Das Bundeswirtschaftsministerium lehnte eine Stellungnahme ab. In Regierungskreisen hieß es, es gebe weiterhin keine Anzeichen für eine rasche Lösung.

Auch RHJI legte unterschriftsreifen Vertrag vor

Die Einigung mit Detroit bedeute aber nicht, dass die Übernahme jetzt schon unter Dach und Fach sei, sagte Magna der österreichischen Presseagentur Apa zufolge. Denn: Auch RHJI hat einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt.

General Motors erklärte, die Magna-Gruppe habe am Morgen GM und der Opel-Task-Force einen nachgebesserten Vertragsentwurf vorgelegt. "GM wird diese Dokumente in den nächsten Tagen prüfen."

Die Task-Force bemühe sich parallel dazu, ein Finanzierungspaket zu schnüren, dem sowohl die Bundesregierung als auch die anderen europäischen Länder mit GM-Standorten zustimmen könnten. Dazu habe GM Informationen über mögliche Staatshilfen für Opel im Falle einer Übernahme durch Magna angefordert. "Wenn diese Informationen erhältlich sind, werden die Optionen für Opel mit dem GM-Board of Directors diskutiert", teilte GM weiter mit.

Die IG Metall begrüßte das vorläufige Übereinkommen zwischen General Motors und Magna. "Das ist eine gute Nachricht für das Unternehmen, die Marke Opel und die Menschen bei Opel", erklärte der Vorsitzende des IG-Metall-Bezirks Frankfurt, Armin Schild.

Warnung vor scharfen Einschnitten

Er verlangte eine zügige Entscheidung der Opel-Treuhand, welcher Bieter nun den Zuschlag erhalten soll. Der Suche nach einem weiteren Anteilseigner bei Opel müsse endlich ein Ende gesetzt werden.

Schild, der auch im Aufsichtsrat der Adam Opel GmbH sitzt, warnte Magna gleichzeitig vor zu scharfen Einschnitten bei den Arbeitnehmern. Der Einsatz der Gewerkschaft für Magna gelte dem Ziel, dem Unternehmen, aber auch den Menschen eine gute Zukunft zu ermöglichen.

Lesen Sie auf der zweiten Seite, warum die Investorenfrage bei Opel einmütig entschieden werden muss.

Es bestehe die Chance, Großes zu schaffen. Die IG Metall hatte sich in der Vergangenheit stets für Magna als Investor eingesetzt und das Konkurrenzangebot von RHJI abgelehnt. Magna gilt auch als Favorit der Bundesregierung.

Eine Empfehlung von GM gilt als eine wichtige Vorentscheidung in dem seit Monaten andauernden Bieterwettbewerb, in dem inzwischen nur noch Magna und RHJ International im Rennen sind.

GM-Verhandlungsführer John Smith hatte dem Handelsblatt zufolge noch vor wenigen Tagen betont, dass mit Magna noch etliche Punkte offen seien. Das Konsortium um den österreichisch-kanadischen Automobilzulieferer benötigt 4,5 Milliarden an Staatshilfe. RHJ hat seine Ansprüche auf staatliche Garantien zuletzt auf weniger als drei Milliarden Euro heruntergeschraubt.

Erhoffte Frist verstrichen

Trotz der Zugeständnisse lehnt der Opel-Betriebsrat die Offerte des Finanzinvestors weiter ab und fürchtet, dass RHJ die Investitionen in Opel drastisch reduzieren würden.

RHJ-Verhandlungsführer Gerd Häusler widersprach dem allerdings vehement: "Die Annahme, dass RHJI Investitionen reduzieren wolle, ist völliger Unsinn", sagte er dem Handelsblatt.

Da jeder Opel-Verkauf von der Opel-Treuhand abgesegnet werden muss, in der Deutsche und Amerikaner das gleiche Stimmrecht haben, besteht ein Zwang zum Konsens in der Investorenfrage.

Ursprünglich hatten Regierung und GM gehofft, eine Entscheidung über den Opel-Käufer bis Ende vergangenen Monats zu treffen. GM hatte zuletzt eine Entscheidung noch vor der Bundestagswahl in Aussicht gestellt.

Bieterkampf droht IAA zu überschatten

Opel dringt im Bieterkampf auf eine zügige Entscheidung. Der Geschäftsführer der Adam Opel GmbH, Alain Visser, sagte der Bild-Zeitung: "Bis zum Start der Internationalen Automobilausstellung IAA am 17. September muss klar sein, wer uns übernimmt." Sonst drohe Opel großer Schaden, weil sich bei der IAA niemand für die Fahrzeuge, sondern nur für den Bieterkampf interessieren würde.

Die Opel-Verhandlungsgruppe von Bund und Ländern wird am Montag in Berlin mit Vertretern von General Motors und Magna sprechen. Der endgültige Abschluss sei wie geplant im Herbst machbar, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU).

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