Deutsche Bank:Ungewohntes Lob für Achleitner

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Auf seiner vorletzten Hauptversammlung geht es für den Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef fast schon kuschelig zu. Hinsichtlich seiner Nachfolge lässt er sich aber nicht in die Karten schauen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Fast erscheint es, als habe sich Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner regelrecht damit angefreundet, bei der Hauptversammlung ohne anwesende Zuschauer auszukommen. So fiel es ihm am Donnerstag auf dem Jahrestreffen der Bank wohl leicht, den Applaus für die Rede von Vorstandschef Christian Sewing zumindest verbal heraufzubeschwören. "Wären wir heute in der Festhalle in Frankfurt, hätte es sicherlich tobenden, gar tosenden Applaus gegeben", kommentierte Achleitner die Ausführungen von Sewing. Durch die Verlagerung der Veranstaltung ins Internet spare das Geldhaus zudem mehr als eine Million Euro ein.

Ohne Publikum erwies sich Achleitners wahrscheinlich vorletzte Hauptversammlung bei der Deutschen Bank als Kuschelveranstaltung im Vergleich zu den vielen Aktionärstreffen, seit der Österreicher 2012 die Aufsichtsratsspitze übernommen hatte. Nach der getrübten Ära Josef Ackermann wollte er das Geldhaus eigentlich rasch wieder zum Erfolg führen. Jahr für Jahr aber hatten ihn Anteilseigner heftig kritisiert: für die vielen Skandale, die hohen Boni, die vielen Fehlbesetzungen im Führungsgremium, den Ausfall der Dividende und den anhaltenden Verfall des Aktienkurses. Zeitweise empfahlen Aktionärsberater sogar, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Immer wieder gab es Gerüchte, Großaktionäre wollten Achleitner eher früher als später ablösen.

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Nun mag der Aktienkurs immer noch fünfzig Prozent unter jenem Wert notieren, bei dem der 64-Jährige sein Amt übernommen hat. Zuletzt aber war der Kurs dank der krisenbedingt starken Handelsgeschäfte kräftig gestiegen, der Erfolg ist aus Achleitners Sicht nun greifbar: Seit der Strategieverkündung vor fast zwei Jahren habe die Bank wieder auf einen Pfad zurück zu nachhaltiger Profitabilität gefunden.

Und tatsächlich ergoss sich am Donnerstag reichlich Lob über die Führung des Geldhauses: Der Umbau der Bank sei sehr gut vorangekommen, sagte Andreas Thomae von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka. Die Investmentbank habe "ein hervorragendes Jahr hinter sich". Alexandra Annecke von der Fondsgesellschaft Union Investment kritisierte zwar, die Boni seien noch zu hoch, die Profitabilität zu schwach und die jüngste Rüge der Bafin wegen schwacher Geldwäsche-Prävention eine "große Enttäuschung". Die Bank aber habe die Trendwende geschafft. Anders als im Vorjahr ermöglichte das Geldhaus auf der digitalen Veranstaltung Reden und Nachfragen.

"Volten aus dem Weißen Haus"

Wie immer warb Achleitner auch dafür, dass Europa eine eigene Investmentbank wie die Deutsche Bank brauche, um unabhängig zu bleiben. Zwar haben sich ausländische Geldhäuser in der Krise nicht aus Deutschland zurückgezogen; die These klingt aber immer gut. Zudem hätten die "Volten aus dem Weißen Haus" auch Amerika-Freunden - zu denen er sich selbst zähle - "noch einmal ganz besonders bewusst gemacht, wie gefährlich es ist, sich vollständig von einem ausländischen Finanzsystem abhängig zu machen". Dass es ausgerechnet die Deutsche Bank war, die ihrem Kunden Donald Trump treu geblieben war, ließ Achleitner wohlweislich außen vor.

Auch mit Blick auf seine Nachfolge ließ er sich nicht in die Karten schauen. Es werde zu gegebener Zeit einen Vorschlag des Nominierungsausschusses geben. Im Juli 2020 habe er dessen Leitung abgegeben, um einen Prozess einzuleiten. Als Kandidaten für die Nachfolge gelten Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer und der frühere Finanzchef von Volkswagen, Frank Witter. Vorzeitig aufzuhören? Das sei nun wirklich nicht geplant - jetzt, da alles so schön sei.

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