Finanzen:Warum die Deutsche Bank die Preise erhöht

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Die Deutsche Bank in Frankfurt. Eigentlich wollen sich die Turmherren mehr um die Kunden kümmern. Nun erhöht die Bank erst Mal die Preise. (Foto: Michael Probst/AP)
  • Gerade erst hat die Deutsche Bank eine neue Strategie verkündet. Jetzt erhalten Hundertausende Geschäftskunden Briefe, in denen Preiserhöhungen angekündigt werden.
  • Damit zeichnet sich ein Trend ab, der demnächst noch von sich reden machen könnte: Bankkunden droht eine zweite Welle an Preiserhöhungen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Künftig soll für die Deutsche Bank wieder der Kunde im Mittelpunkt stehen, so hatte es Vorstandschef Christian Sewing Anfang Juli klargemacht. Nach dem Ausflug in den Casino-Kapitalismus will man sich nun wieder auf die Wurzeln als Kundenbank besinnen. Wie aber passt eine nun bekannt gewordene Maßnahme dazu? Nicht einmal 14 Tage nachdem das Geldhaus eine neue Strategie verkündet hat, flatterten am Montag mehreren Hunderttausend Geschäftskundenbriefe ins Kontor. "Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus" und "des erheblichen veränderten Marktumfeldes", so schrieb das Geldhaus, sei es notwendig, die "Business Kontomodelle" zum 1. Oktober "anzupassen". "Modelle anpassen", "verändertes Marktumfeld" - dahinter stecken bei Banken fast immer höhere Preise.

Und tatsächlich müssen viele Selbständige und Gewerbetreibende künftig deutlich mehr für ihr Geschäftskonto bei Deutschlands größter Bank bezahlen. Bei dem nun teuersten Modell steigt der Preis von monatlich 19,90 Euro auf 29,90 Euro, also um rund fünfzig Prozent, bei den anderen Modellen ist der Sprung etwas kleiner. Außerdem kostet künftig jeder einzelne Zahlungseingang und Ausgang sieben bis 22 Cent. Zuvor gab es noch ein Kontomodell mit kostenlosen Buchungen, aber hohem Grundpreis.

Zweite Welle an Preiserhöhungen

Unter dem Strich mag die Maßnahme noch harmlos klingen. Für viele Geschäftskunden steigen die Kosten um etwas mehr als 100 Euro im Jahr, außerdem sind Privatkunden bislang nicht betroffen. Und doch zeichnet sich ein Trend ab, der die kommenden Monate noch von sich reden machen könnte: Bankkunden in Deutschland droht eine zweite Welle an Preiserhöhungen. Der Hauptgrund: Die Hoffnung der Banken auf eine baldige Zinswende hat sich in den vergangenen Wochen endgültig zerschlagen. Die Geschäfte, so viel ist klar, werden die kommenden Jahre eher schlechter laufen. Wenn nun noch die Konjunktur erlahmt und wieder mehr Kredite ausfallen, wird es ungemütlich.

In Puncto Geldpolitik gibt es bereit an diesem Donnerstag etwas Klarheit: Dann könnte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter senken. Banken müssen künftig wohl 0,5 Prozent Zins bezahlen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der Zentralbank lagern und nicht 0,4 Prozent. Das ist teuer: Deutsche Banken haben im vergangenen Jahr Negativzinsen auf ihre Einlagen von rund 2,4 Milliarden Euro bezahlt. Die Maßnahme soll die Kreditvergabe anregen. Auch Staatsanleihen notieren teilweise wieder mit negativen Zinsen.

Negativzinsen der EZB sollen weitergegeben werden

Schon 2017 hatten viele Banken und Sparkassen die Gebühren auf breiter Front erhöht - sei es für das Girokonto, Überweisungen oder das Abheben am Geldautomaten. Begründet haben sie dies mit der Nullzinspolitik der Zentralbank, die ihnen das Geldverdienen erschwere. Das ist zwar nur zum Teil richtig. Schließlich boomt die Wirtschaft unter anderem dank der Geldpolitik, weswegen so wenig Kredite ausfallen, wie selten zuvor in der Geschichte. Dennoch versuchen die Banken, die EZB-Strafzinsen in Form höherer Gebühren an die Kunden weiterzugeben. Erst vor wenigen Wochen hatte die Postbank, die zur Deutschen Bank gehört, die Preise für Girokonten das zweite Mal in wenigen Jahren angehoben.

Die "Verlockung, kurzfristige Ertragsprobleme über Gebührenerhöhungen zu lösen, ist hoch", sagt Bankenexperte Peter Barkow vom Analysehaus Barkow Consulting. Er rechnet damit, dass weitere Banken folgen werden. Auch Oliver Mihm, Chef der Managementberatung Investors Marketing, geht davon aus, dass andere Geldhäuser jetzt noch einmal die Preise erhöhen werden. Wer wie der Deutsche-Bank-Konzern viele Millionen Kunden hat, verfügt mit den Gebühren über einen großen Hebel, zumindest solange nicht zu viele lukrative Kunden gehen. Gelingt es etwa der Postbank, durchschnittlich nur 20 Euro pro Jahr und Kunde mehr einzunehmen, erreicht sie einen Zusatzertrag von etwa 100 Millionen Euro - ohne, dass der Bank weitere Kosten entstehen.

Zudem sind viele Kunden nach wie vor zu träge, ihr Konto zu wechseln - auch wenn es inzwischen Dienstleister gibt, die beim Kontowechsel helfen und immer noch einige Institute mit kostenlosen Konten locken. Aber gerade bei Geschäftskonten ist das Angebot an kostenfreien Girokonten begrenzt. Bei Großbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken werden Selbständige und Freiberufler in der Regel nicht mehr fündig.

Dem Vergleichsportal Biallo zufolge bieten nur drei bundesweite Institute Freiberuflern ein vollständig kostenfreies Geschäftskonto an. Auf Filialzugang und Girocard müssten Selbständige bei diesen Konten allerdings verzichten. Gerade Geschäftskunden müssen bei einem Wechsel zudem etwa ihr Briefpapier ändern, was aufwendig ist. Berater Oliver Mihm hält die Strategie der Deutschen Bank daher für durchaus nachvollziehbar. Die Preise seien noch marktüblich. "Aber klar ist auch, wenn Banken die Preise zu stark erhöhen, dann wandern die Kunden ab", sagt Mihm.

"Gute Gründe"

Die Deutsche Bank hofft nun, dass sie ihre Kunden mit besseren Angeboten halten kann. Von der Strategie, sich mit günstigen Preisen Marktanteile zu erobern, hält man nichts. Es gebe "gute Gründe", jetzt die Preise für Geschäftskonten anzuheben, sagt Stefan Bender, Leiter Firmenkunden Deutschland bei der Deutschen Bank. Da sei zum einen der stark gestiegene regulatorische Aufwand. "Zudem haben wir viel Geld investiert und die Leistungen der Geschäftskonten ausgebaut, etwa mit dem Firmenkundenservice, der Kunden im Bankgeschäft berät". Dazu kämen weitere digitale Leistungen. Außerdem habe man die Grundpreise für einige Konten seit 2004 konstant halten. Wie viele Kunden betroffen sind, sagte er nicht.

In jedem Fall sind die höheren Preise ein kleines Element im großen Umbau der Bank, für den das Geldhaus im zweiten Quartal erneut einen Milliardenverlust in Kauf nehmen muss. Wie hoch dieser Verlust ausfällt, darüber wird Sewing an diesem Mittwoch berichten.

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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