Mehr als ein halbes Jahr nach der spektakulären Razzia wegen des Verdachts der Geldwäsche im November 2018 hat die Deutsche Bank am Dienstag erneut Besuch von Strafermittlern bekommen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und die Deutsche Bank bestätigten Informationen der Süddeutschen Zeitung, wonach Ermittler der Staatsanwaltschaft Frankfurt und des Bundeskriminalamtes am Dienstag die Zentrale der Deutschen Bank besuchten.
Erneut geht es um den Verdacht der Beihilfe zur Geldwäsche, diesmal allerdings im Zusammenhang mit dem Geldwäsche-Skandal bei der dänischen Danske Bank. Gegenwärtig werde in diesem Verfahren gegen eine natürliche Person ermittelt, bestätigte die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Die Ermittler hegen den Verdacht, dass die Bank Geldwäsche-Verdachtsmeldungen zu spät abgegeben hat. Zu einer förmlichen Durchsuchung sei es indes nicht gekommen, da die Bank die geforderten Unterlagen freiwillig herausgegeben habe, hieß es weiter. Bei der Person, gegen die ermittelt wird, handelt es sich dem Vernehmen nach um einen ehemaligen Mitarbeiter der Bank.
Bislang war nicht öffentlich bekannt, dass die deutschen Behörden dazu überhaupt ermitteln. Der Danske-Fall ist für die Deutsche Bank unter anderem deshalb brisant, weil das Risiko im Raum steht, dass die US-Behörden sich des Sachverhaltes annehmen, dazu Fehlverhalten finden und dem Institut erneut Strafen aufbrummen. Die Deutsche Bank teilte mit, sie habe "den Sachverhalt bereits selbst umfassend aufgearbeitet". Man habe die angeforderten Unterlagen soweit möglich freiwillig herausgegeben. Die Bank werde weiter mit der Staatsanwaltschaft kooperieren.
Bei Danske geht es um den bislang wohl größten Geldwäsche-Fall der Geschichte: Die dänische Bank soll von 2007 bis 2015 bis zu 200 Milliarden Euro aus dubiosen russischen Quellen gewaschen und in die USA überwiesen haben; den Großteil ausgerechnet mithilfe der US-Niederlassung der Deutschen Bank. Das deutsche Institut agierte dabei als sogenannte Korrespondenzbank. Das sind Partnerbanken, über die Geldhäuser die Finanzierung des Außenhandels der heimischen Wirtschaft abwickeln. Banken nutzen sich gegenseitig als Korrespondenzbanken, um Geschäfte in Ländern zu tätigen, in denen sie keinen Sitz haben.
Es geht wohl um eine zweistellige Anzahl an Transaktionen
Die Deutsche Bank vertrat bislang den Standpunkt, sie hätte als Korrespondenzbank die Kunden der Danske nicht gekannt und diese auch nicht überprüfen müssen. Ob sich das Institut bei möglichen rechtlichen Auseinandersetzungen damit rechtfertigen kann, ist offen. Geldwäscheexperten sagen, dass auch Korrespondenzbanken in gewissem Umfang die Kunden ihrer Kundschaft kennen sollten. Auf jeden Fall musste die Deutsche Bank aber die Partnerbank genau prüfen.
Es gab schon lange vor 2015 Hinweise darauf, dass über die estnische Tochter der Danske Bank Geld gewaschen wurde. Die Deutsche Bank betonte stets, in diesem Fall nicht selbst im Visier der Aufseher zu sein. Man kooperiere mit den Behörden und informiere diese weiterhin. "Bisher haben wir keine Hinweise auf ein Fehlverhalten unsererseits", hatte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing Anfang des Jahres gesagt. Offenbar aber hegen die Behörden nun den Verdacht, dass die Deutsche Bank sehr wohl Verdachtsmeldungen hinsichtlich Geldwäsche früher hätte abgeben müssen. Nach SZ-Informationen geht es um eine zweistellige Anzahl an Transaktionen.
Parallel zu den Ermittlungen in Frankfurt wurde bekannt, dass der ehemalige Chef der Danske Bank in Estland, Aivar Rehe, tot aufgefunden wurde. Weitere Details veröffentlichte die estnische Polizei zunächst nicht. Rehe war von 2007 bis 2015 Chef der Danske Bank, zählte in dem Geldwäscheskandal aber nicht zu den Verdächtigen.