Mögliche Fusion:Deutsche Bank sucht Plan B

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Hinter der Fassade der Deutschen Bank reifen Pläne für den Fall, dass aus der Fusion mit der Commerzbank nichts wird. (Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)
  • Die Deutsche Bank verhandelt mit der Schweizer Bank UBS über eine Fusion der Vermögensverwaltungen.
  • Die Gespräche sind bereits fortgeschritten - lassen sich aber nicht isoliert von einer möglichen Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank betrachten.
  • In Frankfurter Finanzkreisen geht man inzwischen davon aus, dass der Commerzbank-Deal auf der Kippe steht.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Asoka Wöhrmann hatte keine Zeit zu verlieren, als er im Herbst zur DWS zurückkehrte. Dort hatte er einst seine Karriere begonnen, dort fing er im November als Vorstandschef an, nachdem die Deutsche Bank ihre Fondsgesellschaft an die Börse gebracht hatte. Wöhrmann demonstrierte Entschlossenheit, wurde Führungskräfte los, strich Kosten. Kaum ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt ist er auf bestem Weg, bei seinem Arbeitgeber Geschichte zu schreiben und eine Vermögensverwaltung zu schmieden, die international zu den größten überhaupt gehören würde.

Seit mehreren Wochen verhandelt Wöhrmann mit der Zürcher Großbank UBS über eine Fusion mit deren Vermögensverwaltung, wie mit den Gesprächen vertraute Personen am Mittwoch bestätigten. Und anders als beim Mutterkonzern Deutsche Bank, der seit Mitte März mit der Commerzbank verhandelt, erschließt sich den Beteiligten die Logik eines Zusammenschlusses der UBS-Sparte mit der DWS sofort. "Alle sind sich einig, dass das Sinn ergäbe", hieß es in Finanzkreisen unter Verweis darauf, wie wichtig Größenvorteile in der Vermögensverwaltung sind. Zuerst hatten Bloomberg, das Wall Street Journal und die Financial Times über die Gespräche berichtet. Die DWS, die Deutsche Bank und die UBS lehnten Stellungnahmen ab.

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Gemeinsam würden DWS und UBS fast 1,4 Billionen Euro verwalten und könnten zur zweitgrößten Vermögensverwaltung Europas aufsteigen, knapp hinter dem französischen Konkurrenten Amundi. Beteiligte gehen davon aus, dass sich die Unternehmensteile gut ergänzen.

Wöhrmann war im November mit dem Versprechen angetreten, den Geldabfluss bei der DWS zu stoppen, der seinen Vorgänger Nicolas Moreau den Job gekostet hatte. Er gilt als Vertrauter von Bankchef Christian Sewing, der angekündigt hatte, mittelfristig sollten zwei Drittel der Erträge der Deutschen Bank aus "stabilen Geschäftsbereichen" stammen. Das geht nur mit der DWS: Ohne den Beitrag der Fondsgesellschaft hätte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr wahrscheinlich Verlust gemacht. Käme nun ein Partner hinzu, wäre der Beitrag entsprechend größer.

Wie ein Zusammenschluss mit der UBS aussehen soll, und ob er überhaupt zustande kommt, ist aber noch offen. Derzeit gebe es noch hohe Hürden, heißt es in Finanzkreisen. Die Deutsche Bank hat die DWS vor einem guten Jahr eigenständig an die Börse gebracht, hält aber noch 79 Prozent der Anteile und kann die Gewinne des Fondshauses voll auf Konzernebene verbuchen. Diese Kontrolle will die Bank nicht abgeben, was auch andere Interessenten berücksichtigen müssten: Sowohl die Allianz als auch die Crédit-Agricole-Tochter Amundi bemühen sich um einen Deal mit der DWS. Auch die französische Axa-Versicherung wird in diesem Zusammenhang immer wieder genannt.

Die Deutsche Bank könnte das Geld aus einem Teilverkauf der DWS gut gebrauchen

Solange Deutsche Bank und Commerzbank über eine Fusion verhandeln, lassen sich solche Planspiele nicht isoliert betrachten. Einen direkten Zusammenhang mit der Bankenfusion gebe es nicht, betont zwar ein Insider. Gleichwohl könnte die Deutsche Bank Milliarden einnehmen, sollte sie einen Teil der DWS verkaufen - Geld, das sie für eine Übernahme der Commerzbank möglicherweise bräuchte. Eine kombinierte Bank müsste mehr Eigenkapital vorhalten. Je mehr Geld die Deutsche Bank über eine Kapitalerhöhung bei Investoren aufnehmen müsste, desto unwahrscheinlicher würde die Bankenfusion. Analysten rechnen mit einer Spanne von drei bis 16 Milliarden Euro, wobei schon drei Milliarden unter den Aktionären als schwer vermittelbar gelten.

Am Freitag legt die Deutsche Bank ihre Zahlen für das erste Quartal vor und wird auch über den Stand der Fusionsverhandlungen informieren. In Frankfurter Finanzkreisen geht man inzwischen davon aus, dass der Deal auf der Kippe steht. Seit bald sechs Wochen verhandeln Vertreter beider Banken, und inzwischen ist allen Beteiligten bewusst, wie schwierig ein Zusammenschluss durchzusetzen wäre: Arbeitnehmer und deren Vertreter begehren auf, Investoren bleiben skeptisch, die Bankenaufsicht übt sich in kritischer Zurückhaltung.

Laut Wall Street Journal denken die Verantwortlichen der Deutschen Bank auf Druck einiger Investoren auch deshalb über einen Plan B nach, sollte die Bankenhochzeit abgesagt werden. Dazu gehöre neben den Optionen für die DWS auch die Einrichtung einer hausinternen Bad Bank, um unprofitable Teile der Investmentbank leichter abwickeln zu können. Eine solche Abwicklungseinheit hatte die Bank bereits vor einigen Jahren eingesetzt, um Altlasten aus der Finanzkrise zu beseitigen.

© SZ vom 25.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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