Deutsche Bank:Chinesischer Investor ist ein wichtiges Signal für die Deutsche Bank

Lesezeit: 3 Min.

Ein chinesischer Investor steigt bei der Deutschen Bank ein. (Foto: Getty Images)
  • Die chinesische Investmentfirma HNA steigt bei der Deutschen Bank ein. Für etwa 755 Millionen Euro erwarb die Holding etwas mehr als drei Prozent der Anteile.
  • Für Deutschlands größtes Geldhaus ist das ein wichtiges Vertrauenssignal. In den vergangenen Monaten war der Aktienkurs zeitweise stark gefallen.
  • Der Investor HNA sorgte schon mehrfach für Aufmerksamkeit, unter anderem wegen Geschäftskontakten zum Team von Donald Trump und weil er Anteile an der Hotelkette Hilton hält.

Von Christoph Giesen, Peking, und Meike Schreiber, Frankfurt

In der Heimat ist der Nimbus der Deutschen Bank dahin, dafür finden chinesische Investoren das größte deutsche Geldhaus zunehmend interessant. Erst Anfang der Woche war über einen Kauf der Konzerntochter Postbank durch den Immobilienentwickler Dalian Wanda spekuliert worden. Die Gerüchte haben sich fürs Erste verflüchtigt, real ist dagegen jetzt der Einstieg des chinesischen Unternehmens- und Finanz-Konglomerats HNA bei dem kriselnden Institut. HNA, außerhalb Chinas vor allem als Eigentümer von Fluggesellschaften (Hainan Airlines), Flughäfen und Hotels (Hilton) bekannt, hat für 755 Millionen Euro 3,04 Prozent der Aktien der Bank erworben.

Für die Bank ist der Einstieg wohl eine gute Nachricht. Ein Sprecher betonte denn auch, man "begrüße grundsätzlich jeden langfristig orientierten Investor". Zwar bringt der neue Anleger dem Geldhaus erst einmal kein frisches Kapital, weil die Chinesen ihre Aktien am Markt gekauft haben. Andere Investoren dürften die Nachricht jedoch als Vertrauenssignal werten. Das ist dringend nötig: Als vergangenen Herbst herausgekommen war, dass das US-Justizministerium eine Strafe von 14 Milliarden Dollar von der Bank gefordert hatte, sah es zeitweise so aus, als müsse das Geldhaus staatlich gestützt werden. Der Aktienkurs war tagelang scheinbar ungebremst gefallen. Erst als sich das Institut kurz vor Weihnachten mit dem US-Justizministerium auf eine deutlich niedrigere Strafe einigen konnte, kehrte das Vertrauen zurück; der Kurs stieg wieder deutlich an.

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Auf den neuen Großaktionär aber könnte Deutsche-Bank-Chef John Cryan nun setzen, sollte er das Kapital der Bank noch einmal stärken und neue Aktien ausgeben wollen. Unwahrscheinlich ist das nicht, schließlich gilt die magere Kapitalausstattung als eine der großen Schwachstellen des Instituts. Die Chinesen stehen womöglich bereit, bei einer solchen Kapitalerhöhung mitzuziehen. "HNA sieht die Deutsche Bank als sehr attraktives Investment", sagte ein HNA-Sprecher. "Wir möchten das Management als Anker-Aktionär dabei unterstützen, dass sich die nach wie vor hervorragende DNA und die starke Marke der Bank auch wieder in Gewinn und Aktienkurs widerspiegeln", hieß es lobend. Man schließe nicht aus, die Beteiligung im moderaten Umfang aufzustocken, werde aber auf jeden Fall unter zehn Prozent bleiben. Ab dieser Schwelle nimmt die Finanzaufsicht Großaktionäre von Kreditinstituten unter die Lupe.

Einer derartigen Prüfung jedoch musste sich bislang noch kein Großinvestor der Deutschen Bank unterziehen. Ihre größten Anteilseigner sind die Scheichs aus Katar, die ihre Anteile erst 2016 auf acht Prozent der Aktien aufgestockt hatten. Zweitgrößter Aktionär ist der US-Fondsriese Blackrock, der knapp sechs Prozent der Aktien kontrolliert. Diese beiden Investorengruppen sind - nunmehr mit den Chinesen - bislang die einzigen, die mehr als drei Prozent an der Bank halten; der Rest der Aktien ist weltweit verstreut bei Anlegern aller Art. Mit Blick auf die Eigentümer ist die Deutsche Bank - wie viele Dax-Konzerne - schon längst keine "deutsche" Bank mehr: Ende 2016 lagen bereits 44 Prozent der Aktien in ausländischer Hand.

Der neue Aktionär sorgte mit spektakulären Zukäufen für Aufsehen

Doch wer ist der neue Aktionär? Die HNA wurde vor 17 Jahren auf der Insel Hainan, der südlichsten Provinz der Volksrepublik, als Muttergesellschaft für die 1993 gegründete Fluggesellschaft Hainan Airlines ins Leben gerufen. In der Hauptstadt Haikou hat die Gruppe ihren Sitz. Hainan Airlines ist zu einer der größten Fluggesellschaften Chinas aufgestiegen, bietet auch Flüge von Berlin nach Peking an.

Zuletzt sorgte HNA mit spektakulären Zukäufen für Aufsehen. Vor ein paar Wochen etwa gab der Konzern bekannt, ausgerechnet Trump-Berater Anthony Scaramucci die Anteile an dessen Investmentfirma Skybridge abnehmen zu wollen. Beim Weltwirtschaftsforum hatte Scaramucci Trump noch verteidigt. Nachdem jedoch klar ist, an wen er sein Geschäft übergeben wird, spielt er bei Trump, der China der Währungsmanipulation verdächtigt, keine Rolle mehr. Den bislang größten Deal kündigte HNA vergangenen Herbst an: Für 6,5 Milliarden Dollar will das Unternehmen 25 Prozent der Anteile an den Hilton-Hotels übernehmen. Aus Sicht des Konzerns ein nachvollziehbares Investment, schließlich stammen die meisten Touristen weltweit aus China und jährlich werden es mehr. Jüngst hat die Hotel-Kette extra das Programm Hilton huanying (willkommen) gestartet. Künftig sollen in den Hilton-Häusern Chinesisch-Dolmetscher arbeiten, Wasserkocher und Hausschuhe in den Zimmern zu finden sein.

Bei der chinesischen Führung kam dieser Weitblick von HNA allerdings nicht gut an. Peking schätzt vor allem Auslandsgeschäfte, die chinesischen Unternehmen technischen Vorteil bringen, Minderheitsbeteiligungen und dann noch an einer Hotel-Kette, das stößt eher auf Unverständnis. Einen Monat nachdem Hilton-Deal verkündete die Regierung strenge Kapitalausfuhrkontrollen. Seitdem dürfen chinesische Unternehmen Auslandsakquisitionen in branchenfremden Gebieten nur noch bis zu einer Milliarde Dollar tätigen. Der Anteil an der Deutschen Bank liegt unter dieser Schwelle.

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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