Finanzbranche:Deutsche Bank verspricht höhere Rendite für 2025

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Blick auf eine Ölaufbereitungsanlage der Irkutsk Oil Company in Russland. Die Deutsche Bank vergab 2021 einen Millionen-Dollar-Kredit an die Firma. (Foto: VASILY FEDOSENKO/REUTERS)

Kaum jemand weiß derzeit, was der Krieg in Europa mittelfristig auch für die Wirtschaft bedeutet. Die Deutsche Bank gibt sich trotzdem zuversichtlich.

Von Meike Schreiber , Frankfurt

Die russischen Truppen standen schon an der ukrainischen Grenze, als die Deutsche Bank, zusammen mit anderen Geldhäusern, noch 870 Millionen Dollar Kredit an eine Ölfirma in Irkutsk vergab, am vorletzten Tag des Jahres 2021. Stolz verwies das größte deutsche Geldhaus dabei auf die "lange Geschichte, wichtige Infrastrukturprojekte in Russland zu unterstützen". Wenige Tage zuvor hatte die Bank neue Büroräume in Moskau eröffnet, auch das ein Zeichen: man stehe voll zum russischen Markt.

Inzwischen hat sich der Ton ein wenig verändert. Am Donnerstag betonte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, das Engagement in Russland sei "sehr begrenzt" und "größtenteils abgesichert". Die Präsenz und das Geschäft dort seien seit 2014 deutlich verringert und in den vergangenen zwei Wochen zurückgefahren worden, sagte er auf dem Investorentag des Geldhauses. Tatsächlich ist die Deutsche Bank zuletzt nicht mehr vorne dabei gewesen in Russland. Andere Finanzinstitute in Europa haben sich dort deutlich stärker ausgebreitet, etwa die italienische Unicredit, die französische Société Générale oder gar die Raiffeisen Bank International aus Österreich, die nun teilweise mit Milliardenverlusten rechnen müssen.

Dennoch muss sich auch die Deutsche Bank Kritik etwa von Regierungsorganisationen gefallen lassen. "Deutsche Finanzinstitute haben über Jahre geholfen, Putins Macht und die russische fossile Wirtschaft, auf die sie gründet, zu stärken", sagt Kathrin Petz, Banken-Expertin der Organisation Urgewald. Die Deutsche Bank sei auf Platz vier der europäischen Banken, die in den letzten fünf Jahren die vier führenden russischen Öl- und Gasfirmen Gazprom, Lukoil, Rosneft und Novatek durch Konsortialkredite unterstützt hätten. Damit müsse Schluss sein.

Ihr Geschäft in Russland stellt die Bank derzeit indes nicht infrage. Man unterstütze aber die Entscheidungen der Bundesregierung und setze die Sanktionen unverzüglich um. Die meisten der Kunden, die in Russland tätig seien oder Russland-bezogene Anforderungen hätten, seien Unternehmen aus der EU oder multinationale Konzerne. Weil diese nun ihre Geschäftsbeziehungen in oder mit Russland anpassten, müsse das die Deutsche Bank "gegebenenfalls" auch tun. Ende 2021 aber habe die Bank in Bezug auf Russland netto lediglich 600 Millionen Euro Kredite ausgegeben. Brutto, also inklusive Garantien, waren es 1,4 Milliarden Euro - was rund 0,3 Prozent aller ausgegebener Kredite entspricht. Das klingt wenig, aber es ist knapp 20 Prozent des für 2022 erwarteten Nettogewinns.

Aktionären winkt eine höhere Dividende

In erster Linie wollte Konzernchef Sewing am Donnerstag aber über einen neuen Dreijahresplan sprechen. Das wird jetzt vom Ukraine-Krieg überschattet, der auch in der Wirtschaft massive Unsicherheit bringt: Welche Zweitrundeneffekte wird die Krise haben? Was bedeuten steigende Energiepreise? Wie geht es mit der Globalisierung weiter? Und drohen nun neue Krisen durch knappe Nahrungsmittel? Seit Tagen stehen europaweit Bankaktien unter Druck, noch mehr als die Papiere andere Branchen. Auch die Analysten stellten der Bank am Donnerstag viele Fragen dazu.

Sewing sieht die Deutsche Bank indes bestens vorbereitet auch auf unruhige Zeiten: Die Dienstleistungen des Geldhauses seien kurz- und mittelfristig besonders gefragt, zum Beispiel für die Finanzierung der Energiewende. Auch an dem 2019 ausgerufenen Ziel, dieses Jahr acht Prozent Eigenkapitalrendite zu erzielen und eine Dividende auszuschütten, hält die Bankführung trotz Krieg fest.

Bis 2025 peilt man nun eine Nachsteuerrendite von mehr als zehn Prozent an. Davon sollen auch die Anteilseigner profitieren: für die Jahre 2021 bis 2025 will das Institut rund acht Milliarden Euro ausschütten. Fondsmanagerin Alexandra Annecke von Union Investment begrüßte die neuen Ziele, vor allem der "starke Fokus auf Kostendisziplin", sei ein großer und wichtiger Schritt. Ohnehin gab sich Sewing überaus selbstbewusst. Man sei überzeugt, in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts eine essenzielle Rolle im europäischen Bankgeschäft zu spielen als "globale Hausbank". "Keine andere Bank ist dafür so gut positioniert wie wir".

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