Der Deutschen Bahn sind zuletzt viele Kunden davongelaufen. Die Streiks der Lokführer haben Menschen aus den Zügen vertrieben. Wer Geld sparen will, nutzt immer häufiger den Fernbus. Und die private Konkurrenz gewinnt an Marktanteilen im Regional- und Nahverkehr. Doch nun geht der Staatskonzern in die Offensive. Seit ein paar Tagen wirbt die Bahn mit dem Angebot, bereits für 19 Euro durchs Land zu reisen. "So günstig waren Bahnreisen im Fernverkehr durch Deutschland noch nie", sagt Bahn-Personalvorstand Ulrich Homburg. Aber wie gut ist der "Sparpreis-Sommer" wirklich?
Das Unternehmen gibt an, dass es seit Beginn der Aktion am 14. Juni bereits gut 500 000 Tickets für 19 Euro verkauft hat. Die Stiftung Warentest hat nun mehr als 1500 Zugverbindungen auf gut zehn Strecken an mehreren Reisetagen geprüft und recherchiert, wie leicht die - nicht unbegrenzt verfügbaren - 19-Euro-Tickets zu ergattern sind. Das Ergebnis: "Die Ausbeute für die kommenden Wochen und Monate ist recht ordentlich." Es gebe tatsächlich "viele Schnäppchen", schreiben die Verbraucherschützer.
Letzter Reisetag: der 31. Oktober
Normalerweise kostet eine Fahrkarte für den ICE von München nach Hamburg 142 Euro - ohne Bahncard. Ein Paar zahlt sogar satte 284 Euro. Der Sparpreis ermöglicht zu zweit für 29 Euro zu fahren - mit neun Euro Mitfahrerrabatt, die von den 19 Euro abgezogen werden. Damit wären um die 90 Prozent des Normalpreises eingespart. "Bei weiteren Begleitpersonen ist der Vorteil sogar noch größer", so die Stiftung. Für Kleingruppen oder Familien (Kinder unter 15 Jahren reisen mit Eltern oder Großeltern ohnehin kostenlos mit) ist die Sparofferte somit besonders günstig.
Das Angebot ist jedoch nicht ohne Haken: Die Billigtickets gibt's nur bis zum 31. Juli 2015. Letzter möglicher Reisetag ist der 31. Oktober. Es besteht Zugbindung. Die Fahrkarte ist, von Zugausfällen oder großen Verspätungen abgesehen, nur für die dort aufgedruckten Züge gültig. Außerdem gelten die Sonderpreise nur in den Fernzügen ICE, IC und EC sowie gegen einen Aufpreis in den Nachtzügen (City-Night-Line). Nur wer zwischen zwei Fernverkehrsbahnhöfen unterwegs ist, kann also davon profitieren. Wer aber zu spät dran ist, geht oft leer aus.
Einen Tag vor der Abreise wird es schwierig
Die Stiftung rät: Je früher nach Sparpreisen gesucht wird, desto besser das Angebot, das der Sparpreisfinder auf der Bahn-Homepage auflistet. Laut der Analyse der Warentester lag die Trefferquote bei mehrwöchiger Vorausbuchung "oft über 50 Prozent, mitunter sogar bei über 90 Prozent". Einen Tag vor der Abreise ein 19-Euro-Ticket zu erwischen, ist auf bestimmten viel befahrenen Strecken jedoch oft so unwahrscheinlich wie immer pünktliche Züge.
Die Faustregel der Tester lautet hier: An Wochentagen von Montag bis Donnerstag und am Samstag verreisen. Für 35 bis 50 Prozent der Verbindungen seien dann die 19-Euro-Tickets erhältlich. Wer Freitag oder Sonntag Oma und Opa oder die Enkel besuchen will, hat hingegen schlechte Aussichten: "Hier gab es Billigtickets nur für knapp zehn beziehungsweise etwa 20 Prozent der untersuchten Zugverbindungen."
Wem das alles zu kompliziert ist, hat jetzt eine Alternative und kann mit dem Deutschland-Pass 30 Tage zwischen 27. Juni und 13. September durchs Land fahren. Den gibt es für Erwachsene ab 27 Jahren für 349 Euro. Sparen können damit vor allem Bahn-Vielfahrer.