Deutsche Bahn:Der Chef hat es eilig

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Bahn-Chef Grube will schon bald die überraschend angekündigten Umbaupläne für die Deutsche Bahn präsentieren. Nicht nur in personeller Hinsicht soll es zu großen Veränderungen kommen.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Bahnchef Rüdiger Grube will offenbar bis Ende Juli seine Pläne bekanntgeben, wie er den Staatskonzern profitabler und wettbewerbsfähiger machen will. Ein Treffen von 250 Bahn-Führungskräften aus dem gesamten Konzern weltweit wurde deshalb nach Informationen der Süddeutschen Zeitung von Anfang Juli auf Ende Juli verschoben.

Der Bahn-Chef hatte bei einer Aufsichtsratssitzung am Mittwoch angekündigt, "neue Wege" zu gehen, er wolle das Geschäft im digitalen Zeitalter neu definieren und den Konzern umbauen, "falls alte Rezepte und bestehende Geschäftsmethoden nicht mehr zukunftsfähig sind". Es könnte hier auch darum gehen, wie Bahnverkehr und andere Mobilitätsformen besser miteinander verknüpft werden. Gerechnet hatte mit diesem Vorstoß keiner, selbst nicht Alexander Kirchner, Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und stellvertretender Aufsichtsratschef der Bahn. "Auch wir sind überrascht von der Ankündigung des beabsichtigten Konzernumbaus", sagte er. Er habe bereits vor eineinhalb Jahren, angemahnt, dass die Wirksamkeit der Bahnreform überprüft werden müssen. Deshalb sei er gespannt, "welche Vorschläge nun auf den Tisch kommen".

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Dabei geht es mit großer Wahrscheinlichkeit auch um neue Köpfe im Vorstand. Grube selbst muss wohl nicht um seinen Job fürchten. Er hat nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch in der Politik Rückendeckung. Um seinen Job muss hingegen Ulrich Homburg bangen, der seit Juni 2009 im Vorstand für den Personenverkehr zuständig ist. Der Bauingenieur kann nichts dafür, dass einige Unwetter und zuletzt die Streiks der Lokomotivführer das Reisen mit der Bahn erheblich beeinträchtigt haben.

Homburg und die Bahn haben ein Riesen-Problem: Der Markt für Mobilität verändert sich gerade radikal. Die Kunden können online Preise vergleichen und wissen innerhalb von Sekunden, wie sie am schnellsten und billigsten von A nach B kommen und dabei verschiedene Verkehrsmittel kombinieren, egal ob Fahrrad, Mietwagen, Flugzeug oder Zug. Die Bahn will dabei mitmischen. Gleichzeitig plant Homburg den Fernverkehr auszubauen. Künftig soll in nahezu allen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnern mindestens alle zwei Stunden ein Fernzug halten. Es knirscht aber auch an anderen Stellen, etwa im Güterverkehr auf der Schiene, der nicht aus den roten Zahlen kommt.

Und immer wieder tauchen neue Probleme auf, wie jetzt beim neuen ICE-Abschnitt Leipzig/Halle-Erfurt, der zu der künftigen Strecke Berlin-München gehört und die beiden Städte in weniger als vier statt bisher gut sechs Stunden verbinden soll. Das Eisenbahn-Bundesamt hat eine Gleisbett-Konstruktion auf dem etwa 20 Kilometer langen Abschnitt Saale-Elster-Talbrücke nicht genehmigt, weil die Stahl-Bewehrung im Beton fehlt. Die Bahn will bis Ende Juli nachweisen, dass die Konstruktion genauso sicher ist wie die übliche Bauweise und der Streckenteil trotz der Probleme in Betrieb gehen kann.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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