Dax-Konzerne:Manager-Gehälter gehören gedeckelt

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Gute Manager erweisen der gesamten Gesellschaft einen Dienst, mancher Erfolg ist aber mit zweifelhaften Mitteln erarbeitet. (Foto: Craig Whitehead/Unsplash)

Die Gehalts-Exzesse in manchen Dax-Konzernen werden zum gesellschaftlichen Problem. Die Eigentümer sollten darauf reagieren - und die Zahlungen begrenzen.

Kommentar von Harald Freiberger

Es gibt Rekorde, die das ganze Land jubeln lassen, es gibt aber auch welche, die von der Bevölkerung eher skeptisch gesehen werden. Die Chefs der 30 Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) haben 2017 so viel verdient wie noch nie: 7,4 Millionen Euro im Durchschnitt. Ist doch logisch, die Unternehmen haben ja 2017 auch Rekordgewinne gemacht, sagen jetzt manche. Es sei nur angemessen, dass sich das auch in den Gehältern widerspiegelt. Da ist was dran, und trotzdem hinterlassen solche Nachrichten bei vielen Menschen ein ungutes Gefühl. Und dieses Gefühl ist verständlich, wenn man genauer hinschaut, wie die Gehälter der deutschen Top-Manager zustande kommen.

Die Eigentümer gerade großer Unternehmen haben eine Verantwortung, die über das eigene Unternehmen hinausreicht. Es ist die Verantwortung für den gesellschaftlichen Konsens, dafür, dass die bedenklich gewachsene Kluft zwischen Arm und Reich sich nicht noch weiter auseinanderentwickelt. Gerade für die große Zahl von Menschen, denen es nicht gut geht und die wenig Hoffnung haben, dass sich dies ändert, sind die Nachrichten von Gehältern in unvorstellbaren Summen ein fatales Signal.

Natürlich soll ein Manager gut und auch sehr gut entlohnt werden, wenn er große Fähigkeiten hat, viel Einsatz bringt, hohe Verantwortung trägt und sein Unternehmen - selbstverständlich gesetzeskonform - zum Erfolg führt. Von seiner Leistung profitiert er ja nicht allein, sondern auch die Belegschaft (bei BMW zum Beispiel bekommen die Mitarbeiter für 2017 eine Erfolgsprämie von durchschnittlich fast 10 000 Euro). Und gute Manager erweisen der gesamten Gesellschaft einen wertvollen Dienst: Sie schaffen und erhalten Arbeitsplätze, die Firmen zahlen Steuern. Von guten Managern hängt das materielle Wohl des gesamten Landes ab.

Nicht jeder Erfolg ist automatisch gut

Das Problem sind Unternehmen, die zwar erfolgreich sind, sich diesen Erfolg aber mit zweifelhaften Mitteln erarbeitet haben wie VW. Dass Konzernchef Matthias Müller den Gehaltsdeckel von zehn Millionen Euro, den der Aufsichtsrat anordnete, für 2017 leicht überschreitet, macht keinen guten Eindruck nach außen. Andere Chefs von Dax-Konzernen verdienen noch mehr, den Spitzenplatz nimmt 2017 Bill McDermott vom Softwarekonzern SAP mit 21 Millionen Euro ein. Es kann ja sein, dass der Mann seinen Eigentümern so viel Geld wert ist, trotzdem könnten sie sich mal fragen, ob es etwas weniger nicht auch täte.

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Absurd ist übrigens das nicht selten genannte Argument, man müsse so hohe Gehälter zahlen, weil man sonst im internationalen Wettbewerb um fähige Manager zurückfalle. Gern wird dabei auf US-amerikanische Verhältnisse verwiesen, wo ein Gehalt für Top-Manager großer Konzerne in guten Jahren auch mal dreistellige Millionenhöhe erreichen kann. Aber die USA pflegen ein anderes Wirtschaftsmodell, das nicht in allen Punkten nachahmenswert ist. Außerdem steht es jedem deutschen Manager frei, dem zehn Millionen im Jahr nicht reichen, sein Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu versuchen. Wenn es hart auf hart kommt, bleiben die meisten dann doch in der Heimat.

Manager-Gehälter sind Sache des Aufsichtsrats, nicht der Politik

Ohnehin werden die deutlich niedrigeren Gehälter für Manager in Deutschland von vielen skeptisch gesehen. Was lässt sich dagegen tun? Ist die Politik gefordert? Nein, sie sollte sich aus Gehaltsfragen am besten heraushalten. Der Versuch, nach der Finanzkrise in der Bankenbranche die Höhe der Boni zu begrenzen und ihre Auszahlung zu strecken, hat die Situation nicht wesentlich verbessert: Die Banken haben einen Ausweg gefunden, indem sie die Fixgehälter erhöhten, und die Regeln über langfristige Auszahlung und Zurückhalten von Boni sind so kompliziert, dass nur noch Experten durchblicken. Die mangelnde Transparenz nutzen manche Unternehmen zu ihrem Vorteil aus und entfernen sich so von dem, was gesellschaftlich eigentlich gewünscht ist. Weit verbreitet ist diese Intransparenz übrigens nicht nur bei den Dax-Konzernen, sondern auch bei kleineren Firmen.

Gefordert sind jetzt die Eigentümer. Es gibt eine zunehmende Zahl von Investoren, die überzeugt sind, dass ein Gehaltsdeckel ein guter Weg ist. Wo die Höhe dafür liegt, sollte der Aufsichtsrat, der die Vorgaben der Eigentümer umsetzt, für jedes Unternehmen separat festlegen. Es kann Unterschiede je nach Branche und Unternehmenskultur geben. Entscheidend aber ist, dass solche Fragen ernsthaft gestellt und Gehaltsexzesse künftig vermieden werden. Die Unternehmen könnten dem Land damit einen großen Dienst erweisen.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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