Daimler:Ein Versprechen mit Haken

Daimler beschwichtigt die Beschäftigten mit einer erstaunlichen Beschäftigungsgarantie. Ist das Management mit außerordentlichen prophetischen Gaben ausgestattet?

Dagmar Deckstein

Die Proteststürme sind verebbt und die Gemüter sind beschwichtigt. Die Daimler-Beschäftigten haben es nun schwarz auf weiß, dass der Abzug der C-Klasse aus ihrem Sindelfinger Renommierwerk ihr Schaden nicht sein soll. Eine Arbeitsplatzgarantie über sage und schreibe zehn Jahre.

Daimler betreibt mit der Beschäftigungsgarantie eine Art Appeasement-Politik. (Foto: Foto: ddp)

Nicht 3000 Jobs geraten in Gefahr, es sollen sogar noch 800 neue dazukommen. Ist das Konzernmanagement mit außerordentlichen prophetischen Gaben ausgestattet, dass es eine Dekade weit in die Zukunft sehen kann?

Natürlich nicht. Die weitreichende Garantie, die die aufgebrachte Belegschaft den Verlagerern aus der Chefetage mehr oder weniger abgetrotzt hat, ist bei Licht betrachtet kein bombensicherer Vertrag, der die heutige Zahl der Arbeitsplätze - 37.000 sind es - bis Anfang 2020 festschreibt.

Die Garantie klingt gut, ist aber vor allem eine - wenn auch weitreichende - Geste der Befriedung. Appeasement-Politik sozusagen. Sie ist in erster Linie ein Schutz vor dem Schlimmsten, was Beschäftigten ins Haus stehen kann: Ein Kahlschlag mittels betriebsbedingten Kündigungen.

Vor solch weitreichenden Wetten auf die Zukunft lohnt es sich, in die Vergangenheit zu blicken. Schon im Jahr 2004 gab es bei Daimler, damals gegen Lohnzugeständnisse der Beschäftigten, einen "Zukunftssicherungsvertrag" ähnlichen Inhalts bis 2011.

Aber schon zwei Jahre später, mit dem Antritt des neuen Konzernchefs Zetsche, wurden 8500 Jobs bei Mercedes abgebaut, wenn auch auf freiwilliger Basis und mit großzügigen Abfindungen. Die Beschäftigung im Sindelfinger Werk ist also nicht sicher, der Schutz des Einzelnen vor Kündigung aber schon. Und das ist in diesen Zeiten ja auch schon was.

© SZ vom 11.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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