Corona-Impfstoffhersteller:Curevac-Manager machen Kasse

Lesezeit: 3 min

Ein Hoffnungsträger mit ungewisser Zukunft: Die Curevac-Zentrale in Tübingen. (Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Topmanager des Impfstoffherstellers Curevac verkaufen Aktien - just in der Zeit, als schlechte Nachrichten kommen. Einen kausalen Zusammenhang weist die Firma kategorisch zurück.

Von Elisabeth Dostert

Das dickste Paket verkaufte Florian von der Mülbe. Am 21. Juni 2021 meldete der Mitgründer des Tübinger Impfstoffentwicklers Curevac an, bis zu rund eine halbe Million Aktien für knapp 34 Millionen Dollar zu verkaufen. Das geht aus Unterlagen hervor, die von der Mülbe der US-Börsenaufsicht SEC einreichte. Auch drei andere Manager, Finanzvorstand Pierre Kemula, Technik-Vorstand Mariola Fotin-Mleczek und Entwicklungschefin Ulrike Gnad-Vogt, machten Kasse. Zuerst hatte das Magazin Business Insider über diese Deals berichtet, die in bemerkenswerter Nähe zur Geschäftsentwicklung stehen: In den vergangenen Wochen häuften sich die schlechten Nachrichten bei Curevac. Während Millionen Dosen des mRNA-Präparats der Konkurrenten Biontech und Moderna, bereits verimpft wurden, gerät Curevac immer stärker ins Hintertreffen - ausgerechnet die Firma, an der sich der Bund über die Staatsbank KfW für 300 Millionen Euro beteiligt hatte.

Just in dieser Zeit verkaufte Florian von der Mülbe Aktien.* Zwar nicht alle 545 091 Stück, die er bei der SEC angemeldet hatte, sondern nach Angaben von Curevac 268 417 Aktien mit einem Marktwert von mehr als 16 Millionen Euro. Pierre Kemula verkaufte 20 000 Anteilsscheine im Wert von rund 1,2 Millionen Dollar, Mariola Fotin-Mleczek und Gnad-Vogt verkauften jeweils 5000 Curevac-Aktien.

Wie viel die Führungskräfte am Verkauf ihrer Aktien verdient haben, lässt sich nur schwer abschätzen. Mitgründer von der Mülbe, der von Anfang an dabei ist, dürfte auf alle Fälle Gewinn gemacht haben. Aktien sind, wie bei vielen Unternehmen, Teil der Vorstandsvergütung. Zum Börsengang von Curevac konnten die Vorstände einen Teil ihrer erworbenen Ansprüche auf Aktien in echte Papiere umwandeln.

(Foto: Boerse)

Die Umwandlung erfolgt, wenn Meilensteine erreicht werden, etwa der Börsengang oder der Abschluss von klinischen Studien. Der Anspruch auf Aktien, sogenannte virtuelle Shares, ist Unternehmensangaben zufolge allerdings deutlich höher als die laut Geschäftsbericht von den Managern bereits gewandelten Aktien. Damit widersprach eine Unternehmenssprecherin Berechnungen, wonach sich Kemula, Fotin-Mleczek und Gnad-Vogt fast komplett von ihren Aktien getrennt hätten. "Der Großteil der Ansprüche ist einfach noch nicht umgewandelt", so die Sprecherin.

Wenige Tage vor den Aktienverkäufen, am 16. Juni nach Börsenschluss in den USA, wo die in den Niederlanden gemeldete Aktiengesellschaft gelistet ist, hatte Curevac ein Zwischenergebnis zur klinischen Studie 2b/3 mit seinem Impfstoffkandidaten CVnCoV bekanntgeben. Demnach erreichte er in einer Studie mit 40 000 Probanden und im Umfeld von "mindestens 13 Virusvarianten" nur eine Wirksamkeit von 47 Prozent. In der Folge stürzte der Aktienkurs ab. Auch das finale Studienergebnis Ende Juni fiel kaum besser aus.

Einen Zusammenhang zwischen solchen Nachrichten und den Aktienverkäufen weist das Unternehmen zurück. "Es besteht keinerlei logische Kausalität zwischen den beschriebenen Transaktionen und aktuellen Firmenentwicklungen bei Curevac", so eine Unternehmenssprecherin. Zudem hätten keine Aktienverkäufe vor der Veröffentlichung der Phase 2b/3-Daten stattgefunden. Diese Äußerung soll wohl heißen: Hätten die Vorstände wirklich ihren Gewinn maximieren wollen, hätten sie es wohl vor dem Kursabsturz getan. "Unsere Vorstände sind weiterhin vollständig von Curevac und unserer Technologie überzeugt und widmen sich mit aller Energie der Weiterentwicklung unseres Unternehmens", beteuert die Firmensprecherin.

Ihre Verkäufe tätigten die Führungskräfte als Privatperson und haben diese der SEC auch gesetzeskonform gemeldet, sagt Curevac-Justiar Marco Rau. Die Termine seien Monate im Voraus im Rahmen eines sogenannten 10b5-1-Plans festgelegt worden. Solche Aktienhandelspläne würden zwischen drei Partnern geschlossen, "gerade um Insiderhandel zu vermeiden": zwischen Managern, dem Unternehmen und einer Bank.

*Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version waren Zahlen bei den Aktienverkäufen falsch. Es hieß zunächst: "Just in dieser Zeit verkaufte Florian von der Mülbe 545 091 Aktien mit einem Marktwert von 33,8 Millionen Dollar, Pierre Kemula 33 269 Aktien im Wert von 2,1 Millionen Dollar, Mariola Fotin-Mleczek 22 577 im Wert von 1,4 Millionen Dollar und Ulrike Gnad-Vogt 22 575 Aktien für 1,4 Millionen Dollar." Diese Werte stammten aus den SEC-Anmeldungen "Form 144" , in denen potenzielle Verkäufe vorab angemeldet werden müssen. Die tatsächlich realisierten Verkäufe können davon allerdings nach unten abweichen. Wir haben den Artikel am 06.08.2021 entsprechend aktualisiert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: