Flugreisen:Adults only - Kinder erst ab Reihe 13

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Corendon Dutch Airlines reserviert auf einer Linie Sitze für Erwachsene. (Foto: Fabrizio Gandolfo/imago images)

Die niederländische Fluggesellschaft Corendon Dutch Airlines testet, ob Passagiere für mehr Ruhe an Bord extra zahlen. Sie verbannt Kinder unter 16 Jahren in den hinteren Teil der Maschine.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Generell ist die Fantasie der Airline-Manager groß, wenn es darum geht, neue Einnahmequellen zu erschließen. Früher, vor dem Aufkommen der Billig-Airlines, war alles inklusive und es gab sogar in der Holzklasse etwas zu essen. Doch schon lange ist es üblich, für Gepäck extra zu bezahlen, für eine Sitzreservierung oder die Sessel an den Notausgängen, weil da mehr Platz ist. Ryanair-Chef Michael O'Leary hat vor ein paar Jahren sogar einmal eine Toilettengebühr ins Gespräch gebracht, aber das war natürlich nur ein Spaß und kostenlose Werbung für seine Airline.

Nun will die niederländische Fluggesellschaft Corendon Dutch Airlines eine in Europa neue Idee ausprobieren. Auf der Strecke von Amsterdam nach Curaçao dürfen in einem Teil der Kabine keine Kinder sitzen. Wer im vorderen Teil des Flugzeuges, in dem 102 Sitze eingebaut sind, platziert werden will, muss mindestens 16 Jahre alt sein und zwischen 45 und 100 Euro Aufpreis bezahlen. Damit wolle man Reisenden entgegenkommen, die etwas mehr Ruhe während des Fluges suchten. Und Eltern im hinteren Teil des Flugzeuges müssten sich nicht mehr allzu sehr sorgen, wenn ihre Kinder etwas mehr Lärm machen, so Corendon-Gründer Atilay Uslu.

Corendon ist eine Ferienfluggesellschaft, die eigentlich auf innereuropäische, sprich relativ kurze, Flüge spezialisiert ist. Die niederländische Schwester der in Deutschland bekannten türkischen Corendon Airlines jedoch startet in diesem Herbst die Strecke nach Curaçao, wo die Corendon-Gruppe auch Hotels betreibt. Auf der Strecke werden angemietete Maschinen des Typs Airbus A350 in Corendon-Bemalung eingesetzt. Die Flugzeuge sind mit 432 Sitzen ziemlich eng bestuhlt, wie bei Ferienfliegern üblich. Lufthansa bringt in der gleichen Maschine beispielsweise nur 293 Sitze unter.

Ganz neu ist die Idee mit der kinderfreien Zone allerdings nicht. Malaysia Airlines und Air Asia X haben das Konzept vor einigen Jahren ausprobiert und nach mäßigem Erfolg wieder eingestellt. Bei der Billigfluggesellschaft Scoot, die von Singapur aus fliegt, gibt es Sitze, die nur für Passagiere ab einem Alter von zwölf Jahren gebucht werden können.

Von den großen europäischen Anbietern hat noch keiner die Adults-only-Sitze ausprobiert. Auch in der First Class können Eltern ihre kleinen Kinder mitnehmen, wenn sie bereit sind, den entsprechenden Preis zu zahlen. Die anderen Gäste, die für einen Transatlantikflug locker einmal 10 000 Euro hinblättern, haben dann im Zweifel Pech gehabt. Ebenso wie diejenigen, die direkt vor oder hinter einer der Trennwände sitzen, egal in welcher Klasse. Dort werden nämlich in der Regel während des Fluges die Babybetten eingehängt.

Andererseits gibt es auch ohne offizielle Altersbeschränkung de facto effiziente Wege, an Bord laute Kinder von geräuschempfindlichen Geschäftsreisenden fernzuhalten. Da wäre als effizienteste Methode der Preis: Nur wenige Familien können sich gemeinsame Flüge in der Business oder gar First Class leisten (die Corendon Airlines allerdings gar nicht anbietet). Und die Sitzordnung in der Economy haben die Airlines ebenfalls einigermaßen im Griff: Vielflieger, die sich über die entsprechenden Programme Silber-, vor allem aber den Goldstatus oder noch höhere Kategorien erflogen haben, finden sich selten im hinteren Teil des Flugzeuges. Für alle anderen kosten die oft "preferred seats" genannten Sessel weiter vorne extra, und auch das werden sich Familien mit Kindern angesichts der sowieso schon horrend hohen Flugpreise in der Regel zweimal überlegen.

Corendon, bei der man auch Sitze mit mehr Platz gegen Aufpreis buchen kann, will die Altersbegrenzung jetzt erst einmal auf der einen Langstrecke - Flugdauer etwa zehn Stunden - ausprobieren. Sollten die Passagiere das Angebot wie erhofft fleißig buchen, könnte es auch auf den Europaflügen kommen.

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